hängern der Sekte mit Landesverweisung oder anderen Strafen gedroht44. Vorbild ist durchweg die kurpfäl-
zische Verordnung vom 25. Jan. 155845. Die Formulierung ist aber in jeder Hinsicht völlig selbständig.
Um diesem Eindringen der Wiedertäufer, aber natürlich auch überhaupt, um sich von der Durch-
führung der Kirchenordnung zu überzeugen, begann Ottheinrich gleichzeitig mit einer großen General-
visitation. Dabei läßt sich die naheliegende Frage, warum er - der doch in der unteren Pfalz sofort nach
seinem Regierungsantritt 1556 und inder Oberpfalz dann gleich darauf 1557 solche Visitationen veran-
staltete - das in seinem Stammlande 'erst jetzt tat, vorläufig nur aufwerfen, nicht aber beantworten. Diese
Generalvisitation erfolgte nach dem Vorbild der 1556 in der unteren Kurpfalz durchgeführten46. Es
sollte wirklich eine Generalvisitation sein. Darum wurde sie zunächst von nicht unmittelbar in neuburgi-
schem Dienst stehenden Vertrauensleuten des Kurfürsten durchgeführt und sollte sich zuallererst auch
auf den Generalsuperintendenten selbst erstrecken. Als Grundlage für sie wurde die kurpfälzische Visi-
tationsordnung genommen, aber individuell neu gestaltet47. An der Spitze der Kommission stand der
Statthalter für Pfalz-Neuburg, Philipp von Gemmingen48. Geistlicher Leiter war Ottheinrichs Hof-
prediger Michael Diller. Ihm standen zwei Geistliche aus Kuroberpfalz zur Seite-Hieronymus Rauscher49
und Andreas Pankratius50. Weltliches Mitglied war der Kanzler Dr. Walter Senfft aus Heidelberg51.
Die Visitation beschränkte sich schließlich freilich aus unbekannten Gründen auf die Superinten-
denturen an der oberen Donau, obwohl gerade auch für den Nordgau eine Visitation als wünschenswert
bezeichnet worden war52. Die Visitatoren kamen nicht unmittelbar in die Gemeinden, sondern bestellten
Geistliche und Gemeindevertreter jeweils an bestimmte größere Orte. Mit welcher Schärfe bei der Visi-
tation vorgegangen wurde, erhellt daraus, daß nicht weniger als acht Geistliche als untauglich entlassen
wurden53. Im übrigen aber zeigen sowohl der am 27. Oktober 1558 erstattete Generalbericht54 wie die einzel-
nen Protokolle55, daß die Visitatoren mit Recht schließen konnten mit dem Urteil über die Geistlichen,
das aber wohl auch für die Gemeinden gelten konnte,
,,daß sich der merer tail dermaßen erzaigt, daß man augenscheinlich spürt, daß das wort Gottes
in disem fürstentumb die zeit her nit one sondere frucht abgangen ist“56.
Die Visitation war das letzte kirchliche Werk Ottheinrichs für Pfalz-Neuburg. Im Jahre darauf
(1559) starb er am 12. Febr. in Heidelberg.
44 Unsere Nr. I 12.
45 Manfred Krebs, Quellen zur Geschichte der Täufer 4 (Baden und Pfalz) (— Quellen und Forschungen zur Re-
formationsgeschichte 22). Gütersloh 1941. 155-159.
40 Charles Schmidt, Der Anteil der Straßburger an der Reformation in der Churpfalz. Straßburg 1856. — Medicus
2, 13ff — Sehling 14 Nr. 18. 47 Unsere Nr. I 13.
48 † Böringsweiler 1571. (C.W.F.L. Stocker, Familienchronik des Freiherrn von Gemmingen. Heilbronn 1895.
60-64).
49 Aus Nürnberg. — Student in Wittenberg. - 1544 Schweinfurt Diakonus, 1548 geht als Gegner des Interims, Nürnberg
St. Lorenz Diakonus, 1549 geht als Gegner des Interims, (1552) Neumarkt Prediger, 1554 Amberg Hofprediger des
Pfalzgrafen Wolfgang, 1557 Kemnath Pfarrer, 1560 Neuburg a.D. Hofprediger — † 1564/1565. (ADB 27, 447. -
Weigel, Rauscher. - Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch Nr. 1067).
50 Aus Wunsiedel. - 1555 Pressath Pfarrer, 1556 Amberg Diakonus, 1561 Pfarrer, 1566 bei der Kalvinisierung ent-
lassen, 1566 Hof a.d.S. Pfarrer und Superintendent — † 1576. — Verfasser viel gebrauchter Lehr- und Andachts-
bücher (Katechismus, Haus- und Kirchenbuch usw.) (Gg. Wilke, Beiträge zur Lebensgeschichte des Andr. Pan-
kratius. Hof 1912 [Gymnasialprogramm]. — Simon, BPfB 1758. — Sehling 11 [Register]). - Ernst Dietlein,
Chronik der Stadt Hof. 4: Kirchengeschichte. Hof 1955. 234-238.
51 Kurfürstlicher Rat in Heidelberg. Beteiligt an der Visitation in der Rheinpfalz, dann auch Mitglied des Kirchen-
rats in Heidelberg (Medicus 2, 13ff.).
52 KGLA 4277f. 110. 53 Neuburg StA PfNA 6266f. 73; 6267f. 34.
54 Neuburg StA PfNA 6266f. 28-43 (Original); - KGLA 4277f. 252-295 (Entwurf).
55 Neuburg StA PfNA 6266f. 44ff. — Hanns Kuhn, Die 1. pfalz-neuburgische Kirchenvisitation, in: Evangeli-
sches Gemeindeblatt für das Dekanat München I. 28 (1930) 94-101. - Kugler 38ff.
56 Neuburg StA PfNA 6266f. 31.
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zische Verordnung vom 25. Jan. 155845. Die Formulierung ist aber in jeder Hinsicht völlig selbständig.
Um diesem Eindringen der Wiedertäufer, aber natürlich auch überhaupt, um sich von der Durch-
führung der Kirchenordnung zu überzeugen, begann Ottheinrich gleichzeitig mit einer großen General-
visitation. Dabei läßt sich die naheliegende Frage, warum er - der doch in der unteren Pfalz sofort nach
seinem Regierungsantritt 1556 und inder Oberpfalz dann gleich darauf 1557 solche Visitationen veran-
staltete - das in seinem Stammlande 'erst jetzt tat, vorläufig nur aufwerfen, nicht aber beantworten. Diese
Generalvisitation erfolgte nach dem Vorbild der 1556 in der unteren Kurpfalz durchgeführten46. Es
sollte wirklich eine Generalvisitation sein. Darum wurde sie zunächst von nicht unmittelbar in neuburgi-
schem Dienst stehenden Vertrauensleuten des Kurfürsten durchgeführt und sollte sich zuallererst auch
auf den Generalsuperintendenten selbst erstrecken. Als Grundlage für sie wurde die kurpfälzische Visi-
tationsordnung genommen, aber individuell neu gestaltet47. An der Spitze der Kommission stand der
Statthalter für Pfalz-Neuburg, Philipp von Gemmingen48. Geistlicher Leiter war Ottheinrichs Hof-
prediger Michael Diller. Ihm standen zwei Geistliche aus Kuroberpfalz zur Seite-Hieronymus Rauscher49
und Andreas Pankratius50. Weltliches Mitglied war der Kanzler Dr. Walter Senfft aus Heidelberg51.
Die Visitation beschränkte sich schließlich freilich aus unbekannten Gründen auf die Superinten-
denturen an der oberen Donau, obwohl gerade auch für den Nordgau eine Visitation als wünschenswert
bezeichnet worden war52. Die Visitatoren kamen nicht unmittelbar in die Gemeinden, sondern bestellten
Geistliche und Gemeindevertreter jeweils an bestimmte größere Orte. Mit welcher Schärfe bei der Visi-
tation vorgegangen wurde, erhellt daraus, daß nicht weniger als acht Geistliche als untauglich entlassen
wurden53. Im übrigen aber zeigen sowohl der am 27. Oktober 1558 erstattete Generalbericht54 wie die einzel-
nen Protokolle55, daß die Visitatoren mit Recht schließen konnten mit dem Urteil über die Geistlichen,
das aber wohl auch für die Gemeinden gelten konnte,
,,daß sich der merer tail dermaßen erzaigt, daß man augenscheinlich spürt, daß das wort Gottes
in disem fürstentumb die zeit her nit one sondere frucht abgangen ist“56.
Die Visitation war das letzte kirchliche Werk Ottheinrichs für Pfalz-Neuburg. Im Jahre darauf
(1559) starb er am 12. Febr. in Heidelberg.
44 Unsere Nr. I 12.
45 Manfred Krebs, Quellen zur Geschichte der Täufer 4 (Baden und Pfalz) (— Quellen und Forschungen zur Re-
formationsgeschichte 22). Gütersloh 1941. 155-159.
40 Charles Schmidt, Der Anteil der Straßburger an der Reformation in der Churpfalz. Straßburg 1856. — Medicus
2, 13ff — Sehling 14 Nr. 18. 47 Unsere Nr. I 13.
48 † Böringsweiler 1571. (C.W.F.L. Stocker, Familienchronik des Freiherrn von Gemmingen. Heilbronn 1895.
60-64).
49 Aus Nürnberg. — Student in Wittenberg. - 1544 Schweinfurt Diakonus, 1548 geht als Gegner des Interims, Nürnberg
St. Lorenz Diakonus, 1549 geht als Gegner des Interims, (1552) Neumarkt Prediger, 1554 Amberg Hofprediger des
Pfalzgrafen Wolfgang, 1557 Kemnath Pfarrer, 1560 Neuburg a.D. Hofprediger — † 1564/1565. (ADB 27, 447. -
Weigel, Rauscher. - Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch Nr. 1067).
50 Aus Wunsiedel. - 1555 Pressath Pfarrer, 1556 Amberg Diakonus, 1561 Pfarrer, 1566 bei der Kalvinisierung ent-
lassen, 1566 Hof a.d.S. Pfarrer und Superintendent — † 1576. — Verfasser viel gebrauchter Lehr- und Andachts-
bücher (Katechismus, Haus- und Kirchenbuch usw.) (Gg. Wilke, Beiträge zur Lebensgeschichte des Andr. Pan-
kratius. Hof 1912 [Gymnasialprogramm]. — Simon, BPfB 1758. — Sehling 11 [Register]). - Ernst Dietlein,
Chronik der Stadt Hof. 4: Kirchengeschichte. Hof 1955. 234-238.
51 Kurfürstlicher Rat in Heidelberg. Beteiligt an der Visitation in der Rheinpfalz, dann auch Mitglied des Kirchen-
rats in Heidelberg (Medicus 2, 13ff.).
52 KGLA 4277f. 110. 53 Neuburg StA PfNA 6266f. 73; 6267f. 34.
54 Neuburg StA PfNA 6266f. 28-43 (Original); - KGLA 4277f. 252-295 (Entwurf).
55 Neuburg StA PfNA 6266f. 44ff. — Hanns Kuhn, Die 1. pfalz-neuburgische Kirchenvisitation, in: Evangeli-
sches Gemeindeblatt für das Dekanat München I. 28 (1930) 94-101. - Kugler 38ff.
56 Neuburg StA PfNA 6266f. 31.
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