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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0065
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I 2 Kirchenordnung von 1543

sei falsch, irrig und verfürisch; dann es kan nicht
sein, das er zwei widerwertige ding beide zugleich
für Got halte. Helt er nun das falsch für den rechten
Got, so muß er das recht für des Teufels lügen und
für den Teufel selbs halten. Das kan nicht fehlen.
Wo nun Gottis bild gefelscht, der mensch - betrogen
und nach dem Teufel geendert - greuliche abgötterei
treibt und Got verlestert und für den Teufel helt,
wie könt da der Heilig Geist sein oder bleiben? Wie
könt einiger götlicher verstand oder geistliche weis-
heit in solchen herzen quellen oder leuchten? Es
muß wol gehn, wie der prophet sagt [Jes. 29, 14], das
die weisheit der weisen untergehe und die kluogheit
der klugen verblendet werd, darumb das sie Got
nach menschenlehren zu dienen vermeinen.
Und das ists auch, das wir zu dieser zeit sehen und
hören, das alle die, so steif an menschensatzungen
hangen, von Got und allen götlichen dingen weniger
dann die kinder, ja weniger dann Türken oder Hei-
den verstehn und wissen, darzu so bitterbös sein, das
dieweil sie die rechten reinen lehr mit grund der
warheit nicht können uberwinden, wolten sie die-
selben gern mit lügen verunglimpfen und mit bluot-
vergießen austilgen als die, so die werk irs vaters,
nach dem sie gebildet sein, tun wöllen, der ist ein
lügner und mörder vom anfang, wie Christus zeugt
[Joh. 8, 44], verlestern darzu und schelten ketzerei
und Teufels lehr eben dasjenig, das warlich aus Got
ist als der brauch beiderlei gestalt, der priester
ehe und freiheit der speis etc.; dann sie müssen die
prophecei Jesaie [29, 14] und Christi unsers Herrn
[Joh. 8. 44] redlich erfüllen.
Dis ist auch die ursach, darumb der heilig apostel
Paulus in der andern zu Timotheo am dritten cap.2
die menschenlehr, so speis und ehe verbieten, eitel
teufelslehr nennet; dann etliche speis meiden frei-

williglich und on ehe bleiben, so man die gab der
keuschheit durch den Heiligen Geist hat, sein ja an
inen selbs nicht teufelische werk, sonder, wann man
Got den Herrn den leuten durch die falsche lehr also
fürbildet, als gefalle im kein ehelicher priester und
ungewise, baufellige, unreine, falsche keuschheit
gefalle im bas dann ein züchtiges eheliches leben
und ein speis gefall im bas zu einer zeit dann zur
andern etc., da wirt inen Gott fälschlich, unrecht
und vil anderst fürgebildet, dann er in der warheit
ist (dann es ist kein solcher Gott weder im himmel
noch auf erden). Das ist dann des Teufels lügen und
ein falsches abgöttisch bild, darmit er uns den waren
Gott und sein rechte erkanntnus aus dem herzen
ruckt und sich selbs mit seinem lügenbild an die
statt setzt und also (wie obgemelt) greuliche und er-
schröckliche abgötterei subtiler und verdeckter weis
anrichtet, darumb die christen menschenlehr nicht
allein als ein vergeblich ding, sonder auch als ein
schädlich, tödlich gift sollen meiden.
[Ferner auf Seite 173, rechte Spalte wird der letzte
Absatz ,,Und das kan man... beweiset ist“ ersetzt
durch:]
Dieweil dann nun so laut und klar angezeigt, was
menschenlehr seien, und so stattlich bewisen ist, das
sie dem rechten, waren christlichen glauben und der
seelen heil so nachteilig und schädlich sein, so sollen
alle pfarrherren, prediger und kirchendiener nicht
minder fleiß ankeren, das sie sich vor menschenleh-
ren hüten und andere leut treulich darvor warnen,
dann, das sie die rechten, waren, heilsamen lehr
gründlich wissen und alle ire befolhene schäflein
fleißig lehren.

2 Richtig 1. Tim. 4, 1ff.
 
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