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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0069
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1 2 Kirchenordnung von 1543

aufstehung Jesu Christi, dardurch wir in kraft des
götlichen hunds in unsern gewissen gereinigt und
versichert werden, beide mit Gottis wort und eußer-
lichen warzeichen, das alles das aufgehebt, tod und
ab oder vergeben sei, so uns beflecken und verdam-
men mag. Wir sein auch im gewissen frei, ledig und
sicher, das wir mit Got vereinigt im bunde stehn, der
uns nichts zur verdamnus wil zuorechnen, die wir in
Jesu Christo sein und nicht nach dem fleich wandeln.
Dargegen sollen wir aber auch die vergebnen
sünde hassen und meiden und derselbigen gleich tod
sein. Dann alle, die wir in Jesum Christum getauft
sein, die sein in sein tod getauft. So sein wir je mit
im begraben durch die tauf in den tod und also der
sünden und dem ganzen alten leben abgestorben und
zu ruoe gestellt, das uns nichts verdammen noch
von der huld Gottis absündern möge. Dann wer ge-
storben ist, der ist gerechtfertigt von sünden und
ist dem gwalt des teufels und des tods und der sün-
den nicht mer unterworfen. Und ob er gleich noch
sünd im fleisch empfindet, so wirts im doch nicht
zur verdamnus zugerechnet, von wegen der recht-
fertigung des geists.
Uber das alles würket die tauf in uns ein neus göt-
lichs leben, daran Got ein wolgefallen hat. Dann
gleich wie Christus ist auferweckt von den toten
durch die herrlichkeit des Vaters, also sollen auch
wir in eim neuen leben wandeln. So wir aber sampt
im gepflanzt sein worden zu gleichem tod, so werden
wir auch der auferstehung teilhaftig und gleich sein
im ewigen leben. Darum sollen wir uns darfür hal-
ten, das wir der sünde gestorben seien und Got leben
in Christo Jesu, unserm Herren, in welchem wir auch
beschnitten sein durch ablegung des sündlichen
leibs im fleisch in dem, das wir mit im begraben sein
durch die tauf, in welchem wir auch auferstanden
sein durch den glauben. Dann Gott, der in von toten
erweckt, der hat auch uns mit im lebendig gemacht,
da wir tod waren in den sünden und in der vorhaut
unsers fleischs oder fleischlichen lebens, welchs die
rechte vorhaut ist.
Es ist aber gleichwol dises unser geistlich leben, das
wir im glauben füren, jetzo verborgen mit Christo in
Got, doch wann Christus, unser leben, sich offen-

baren wird, alsdann werden wir auch offenbar wer-
den mit im in der herrlicheit als die Got nach seiner
großen barmherzigkeit geborn hat zu einer lebendi-
gen hoffnung durch die auferstehung Jesu Christi
von den toten auf ein unvergenklich, unbefleckt und
unverwelklich erbe, nicht aus verganklichem, sonder
aus unvergenklichem samen, nemblich aus dem le-
bendigen wort Gottis, in welchem wort das wasser
oder eußerliche tauf verfaßt ist und alle obgemelte
ding in der warheit kreftiglich in uns würkt.
Aufs dritte sollen wir uns solcher gnadenreichen
gabe unserer tauf allezeit mit dankbarkeit gegen
Got trösten und je mer angst und großers elendes
wir empfingen, je gwiser sollen wir glauben, das
Got verborgner gestalt in kraft der tauf durch sein
wort und Geist würke tötung unsers alten sünd-
lichen lebens und verneuerung desselben in recht-
geschaffner gerechtigkeit und heiligkeit. Darumb
sollen wir getrost und frölich in unsern gewissen und
sicher sein, das Gott unsere werk gefallen. Und so
uns leiden oder anfechtung zu handen kompt, sollen
wir gedenken, das wir getauft sein und das Got in
kraft des bunds, in der tauf gemacht, durch den tod
Christi alles, was bös an uns ist, abzutöten, zugesagt
hat und teglich durchs leiden tötet. Dargegen aber
würket verneuerung des Geists in kraft der aufer-
stehung Jesu Christi. Darumb sollen wir nun Got
billich danken und umb sein unaussprechliche gnade
loben und preisen, darneben aber auch ernstlich und
andechtiglich bitten, das er sein angefangen werk
volbringen wölle an uns und allen denjenen, so zum
christlichen tauf berufen und gebracht werden.
Es sollen sich auch die pfarherrn und prediger
befleißen, das sie das volk in iren predigen zu gele-
gener zeit von der tauf dermaßen, wie jetzo erzelet
ist, unterrichten, damit sie inen zu gemelten ver-
stand und betrachtung ursach geben.13
Von der jachtauf.
Und dieweil bisher in der christlichen gemein ein
nutzliche, nötige und wolgegründte gewonheit ge-
halten ist, das alle christliche personen in zeit der

13 Siehe Anm. 9!

4 Sehling, Bayern III

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