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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0081
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I 2 Kirchenordnung von 1543

Wie man sich weiter. beide — gegen verstendigen
und unverstendigen — halten soll.7
Wann aber den einfeldigen, groben leuten ire sünd
dermaßen geoffenbart sein und sie dieselbigen er-
kennen, bekennen, bereuen und sich zur besserung
erbieten, oder wann sonst gotsförchtige, verstendige
personen on sonderliche erinnerung des beichtvaters
aus eigner bewegung und christlichem verstand von
inen selbst kommen und sich für arme sünder be-
kennen, ir reu und leid darüber anzeigen, unterricht,
trost und absolution, damit sie der sünde mögen los
werden, begeren, die sol man ongeferlich also trö-
sten.
Lieber freund! Das du dich für ein armen sünder
erkennest, das ist gut und ein gewisses zeichen, das
du noch ein gnedigen Got hast, dann wo man die
sünd nicht erkennet, kein reu noch leid darüber hat,
das ist ein böses zeichen und zu besorgen, das der
Teufel die herzen gar besessen und verstocket hab.
Darumb soltu es gewißlich dafür halten, das du dein
sünd also erkennest, darüber reu und leid hast und
derselbigen loszuwerden begerest, solchs sei ein
sonderliche große gnad Gottis und werk des Heili-
gen Geists, darfür du Got dem Herrn zu danken
schuldig bist. Vilmer aber soltu Got dem Herrn dar-
für danken, das er dich in deinen sünden, reu und
leid nicht gar verzweifeln leßt, sonder dir so gnedig
ist, das er dich leret und treibet, bei seinem heiligen
evangelio trost und vergebung zu suchen.
Auf das du aber solcher gnad sovil dester gewisser
und sicherer sein mögest, wil ich dir auch das wort
der absolution mitteilen, dardurch die gnad, so sonst
durch die offenliche predig des evangelions aller
welt ingemein gepredigt wirt, dir für deine person in
sonderheit zugesagt und vergeben wirt und dis wort
der absolution, so ich auf Gotis befel dir mitteile,
solt du achten, als ob dir Got durch sein eigen mund
von himel gnad und vergebung deiner sünde zusaget
und solt Got herzlich danken, daß er der christlichen
gemein und iren dienern hie auf erden solchen ge-
walt gegeben hat.
7 Nach 1540 (Sehling 3,62).
8 Bis auf die 2. Absolutionsformel nach 1540 (Seh-
ling 3, 61).

Nach solcher unterrichtung, so er der absolution
begeret, so spreche er mit auflegung der rechten
hand wie hernach volgt.
Form der absolution.8
Der almechtig Gott und Vater unsers Herrn Jesu
Christi wil dir gnedig und barmherzig sein und dir all
deine sünd vergeben umb dessen willen, das sein
lieber sun Jesus Christus, unser lieber herr, darfür
gelitten hat und gestorben ist und im namen des-
selbigen unsers Herrn Jesu Christi aus seinem befehl
und in kraft der wort, da er saget: Welchen ir die sünd
erlaßt, den sein sie erlassen, sprich ich dich aller dei-
ner sünd frei, ledig und los, das sie dir alzumal sollen
vergeben sein so reichlich und volkommen als der
Herr Jesus Christus dasselbig durch sein leiden ver-
dienet und durchs evangelion in aller welt zu predi-
gen befohlen hat. Im namen des Vaters und des Suns
und des Heiligen Geists. Amen.
Oder also9:
Der almechtige Gott hat sich dein erbarmet und
durch verdienst des allerheiligsten leidens, sterbens
und auferstehens unsers Herrn Jesu Christi, seines
geliebten Suns, vergibt er dir all deine sünd; und ich
als ein berufner diener der heiligen christlichen
kirchen, aus befehl unsers Herrn Jesu Christi, ent-
binde dich von allen deinen sünden im namen des
Vaters und des Suns und des Heiligen Geists. Amen.
Nach der absolution sprech er weiter also:
Und diser tröstlichen zusage, die ich dir jetzo im
namen des Herrn Christi geton, soltu dich frölich an-
nemen, dein gewissen darauf zufridenstellen und
festiglich glauben, dein sünd seien dir vergeben.
Gehe hin in frid und sündig nicht mer, sonder besser
dich on unterlaß! Amen.
Ende.
10 Es sollen auch alle pfarherrn und seelsorger gar
fleißig acht haben, wann sich unter andern solche
leut anzeigen und zum heiligen sacrament gehn sol-
9 Aus 1540 (Sehling 11, 187).
10-11 Nach 1540 (Sehling 3, 63).

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