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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0082
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

ten, die in einem wissentlichen irtumb und ketzerei
verwandt wern oder sonst das gewiß unwider-
sprechlich wort Gottis verlesterten, wie dann leider
etlich offenlich zu tun sich nicht schemen, oder in
wissenlichen, unlaugbaren lastern ligen, welche Pau-
lus in der ersten zun Corinthern am fünften [11] und
anderswo mer erzelet, oder unsinnige und narren
oder ganz junge und noch unverstandige kinder oder
sonst grobe leut, die noch die zehen gebot, den glau-
ben und das vaterunser nicht können und nicht
lernen wolten,
dann dieselbigen sollen sie keineswegs zum heili-
gen, hochwirdigen sacrament zulassen, sonder sollen
den irrigen und offenlichen unbußfertigen sündern
ire irtumb und sünd durch Gottis wort fleißig an-
zeigen und uberzeugen, auch inen Gottis gericht,
zorn und straf, darzu die ungewißheit dises gebrech-
lichen und zergenglichen lebens statlich einbilden,
auf daß sie zur buß getriben werden. Die unwissen-
den aber sollen sie fleißig vermanen, die obgemelten
stuck, die ein jeder christ können sol, aufs fürder-
lichst zu lernen, und sollen inen nach gelegenheit der
personen hilflich darzu sein. Wann sie sich dann also
bessern und desselbigen ansehenliche zeichen er-
scheinen lassen, so sol man sie wider annemen, trö-
sten, absolviren und zur gemeinschaft des leibs und
bluts Christi wie andre christen widerumb zulassen.
Sie sollen auch die eltern und hausväter fleißig
vermanen, das sie ire kinder und hausgesinde zur
predig und gemeinem gebet ernstlich ziehen und
sonderlich darauf acht haben, das sie nit on redlich
ursach sich alzulang vom heiligen sacrament ent-
ziehen; dann so hart die kinder die eltern zu ehren
und die ehehalten irer herrschaft treu zu sein durch
Gotis gebot verpflichtet sein, so hart sein auch die
eltern und hausherrn, ire kinder und ehehalten in
Gottis forcht und rechtem glauben sampt aller
christlichen zucht aufzuziehen, verpflicht und
schuldig.11
Und damit das dester fleißiger geschehe, sollen
sie auch ein besonder aufmerken haben auf die jun-
gen leut, so das erstmal zum heiligen sacrament des

11 Siehe Anm. 11!

leibs und bluts Christi gehn wöllen, und dieselbigen
nicht ehe darzu lassen, sie haben sie dann vorhin
offenlich in der kirchen vor dem volk verhöret, das
sie die zehen gebot, den glauben, das vater unser und
andere text des catechismi von der tauf, schlüsseln
und abendmal fein ordenlich sagen können, und be-
funden, das sie derselbigen ein zimlichen verstand,
wie ongeferlich frag und antwort im catechismo mit
sich bringen, können anzeigen.
Darumb sollen sie ongeferlich acht tag vor Ostern,
Pfingsten und Weihennachten verkündigen, das, wer
solche leut hab, die aufs künftig fest das erstmal
zum heiligen sacrament gehn wöllen, das man die-
selbigen zuvor anzeig und, sobald man am feirabent
vesper leutet oder am morgen darnach, sobald man
das erst zum tagampt leutet, sie in der kirchen dar-
stelle. Dasselbst soll man sie offenlich, ob sie die ob-
gemelten stuck des catechismi gelernet haben, ver-
hören, und so sie zimlich gericht sein, soll man das
volck ein gemein gebet, das sie in solchem glauben
und lehr zunemen und bestendig bleiben bis ans
ende, für sie tun und ein Vater unser sprechen lassen.
Und also mögen sie dann zum heiligen sacrament
gehn.
Dise ordnung soll also gehalten werden, bis der
Almechtig durch sein gnad gibt, das die bischofe die
firmung in ein christlichen und nutzlichen weg
bessern und darin solche verhör selbs tun und die
verhörten mit auflegung der hende bestetigen, oder
aber, bis wir selbs oder ein höhere obrigkeit fernern
und bessern befelh geben werden.
Vom heiligen abendmal des Herren.
1Gleichwie bei der tauf also auch bei dem heiligen
abendmal des Herren sol man fleißig warnemen, was
Christus selbs aufgesetzt und was darnach die men-
schen darzu gesetzt haben. Die einsetzung Christi ist
lauter und klar durch die heiligen evangelisten
S. Mattheus am 26. [26ff.], S. Marcus am 14. [22ff.],
S. Lucas am 22. [19f.] und S. Paulus in der ersten
epistel zun Corinthiern am 11. cap. [23ff.] beschriben
und angezeigt worden, nemblich also:
1-5 Aus 1540 (Sehling 3, 63f.), bzw. 1533 (Sehling
11, 181f.).

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