I 2 Kirchenordnung von 1543
Dieweil wir dann schuldig sein, solche mißbreuch
götlichs namens zu verhüten und zu wehren, wie
uns das ander gebot leret, befehlen wir mit sonderm
und hohem ernst allen pfarherrn und predicanten,
das volk vom rechten gebrauch der sacrament, die
uns unser Herr Christus Jesus gegeben, mit fleiß zu
unterrichten, wie sie recht zu Gottis ehre und der
seelen heil gebraucht werden sollen.
So ist auch so vil klerlich ausgedruckt bede in der
heiligen aposteln schriften und bei den alten vätern,
daraus genugsamlich zu beweisen, das die meß ge-
wißlich in der heiligen apostolischen und alten kir-
chen in die vierhundert jar, also gehalten, nemlich,
das kein privatmesse gewest sein, sonder es ist ein
communio gehalten, da der priester allemal etliche
communicirt hat.
Dieweil man dann götliche einsetzung nit veren-
dern sol und Got nit mit ungewissen, ungebotenen
werken versuchen, und zu verhütung mancherlei
mißbreuch ist unser gemüt, das es fürohin in unsern
kirchen allenthalben auch also gehalten werde nach
der apostel schrift und gewissem gebrauch der heili-
gen, apostolischen, alten kirchen, und sonderlich
sollen die pfarherrn und prediger in unserm lande
das volk zu der communion fleißig vermanen und
anhalten, damit man oft communicanten hab und
also das abendmal des Herrn oft gehalten werd, für-
nemlich aber an den sontagen und andern gewonli-
chen festen und feirtagen.
35
Es sollen auch verba consecrationis offenlich ge-
sungen oder gesprochen werden, wie dann solchs vor
alters in der kirchen auch breuchlich geweßt, wie
Chrysostomus36 sagt, das man dise sacrament nicht
allein mit augen anschauen, sonder auch die wort
wissen soll. Und Leo37 bezeugt de consecratione
35 Wie schon im vorigen Satz die Ordnung Kurbran-
denburgs, täglich die Feier zu halten, erweicht ist,
wird hier ihr Absatz über das Verfahren in kleineren
Orten überhaupt ausgelassen (Sehling 3, 67).
36 Johannes Chrysostomus, Patriarch von Konstanti-
nopelf 407 (RGGl3,1818f.-LThK521018bis 1021).
37 Papst Leo I. (vgl. S. 67 Anm. 26!). Die Stelle:
Corpus juris canonici, Decretum Gratiani, 3. Teil
(de consecratione) Distinctio 2 cap. 38.
dist. 2. c. In quibus, daß auch solche wort die kinder
in der römischen kirchen gewißt haben, und hat der-
halben babst Innocentius tertius38 selbst in einem
consilio generali verordnet, das man die hochwirti-
gen sacrament und die götlichen ämpter in eines
jeden volks gewonliche sprach halten sol, wie kler-
lich geschrieben steht: De officio judicis ordinarii,
cap. Quoniam in plerisque. Zu dem hat keiser Iusti-
nianus39 geboten bei einer hohen straf, das die prie-
ster solche wort, so zur handlung der sacrament, der
tauf und altars gehörig, in der kirchen laut lesen
sollen, damit sie von einem jeden mögen verstanden
werden, welchs er auch aus der schrift Pauli I. Cor.
14 [24 f.] beweret,
daraus leichtlich abzunemen, mit was ungrund
solche wort den leien verborgen und verboten wer-
den, vermutlich der ursach, das man villeicht be-
sorget, sie möchten mit der zeit auch gewar und
inne werden, das inen das sacrament des kelchs so-
wol zustünde als den priestern, und möchten vil-
leicht darneben erfarn die ungegründten unge-
schicklicheit ires canons, auf den sie fast alle seligkeit
gestelt und doch denselben aufs heimlichst gelesen
haben, damit niemand, was es für ein großes geheim-
nus were, solt wissen. Sogar ist es inen ungelegen
und irem bracht und genieß wider gewest, die leut
des leidens und sterbens unsers Herrn Jesu Christi
bei dem abendmal zu erinnern und, das solchs für
uns alle geschehen sei, zu verkündigen, wie doch das
zu tun Christus und Paulus ernstlich befehlen.40
41Und beschließlich sollen die pfarherrn und pre-
diger das volk mit fleiß zu der communion, wie ob-
steht, vermanen mit anzeigung, wie herzlich unser
lieber Herr Jesus Christus dises sein abendmal uns
zu trost und sterkung einzusetzen begert [Luk. 22,
15], wie freundlich ers gehalten, wie fleißig ers uns
zu halten auch befohlen hab. Item, wie großer und
reicher trost uns da gegeben werde, so wir das heilig
38 1198-1216 (RB 6, 112-121. - LThK 52, 687ff.), auf
dem 4. Lateran-Konzil 1215. — Die Stelle: Corpus
juris canonici, Liber Extra Gregorii IX. (= Decre-
talia Gr.), Liber I tit. 31 cap. 14.
39 Oströmischer Kaiser, 527—565 (RB 9, 650-659. —
LThK 52, 1227f.).
40 Siehe Anm. 33!
41-42 In Anlehnung an 1540 (Sehling 3, 67).
69
Dieweil wir dann schuldig sein, solche mißbreuch
götlichs namens zu verhüten und zu wehren, wie
uns das ander gebot leret, befehlen wir mit sonderm
und hohem ernst allen pfarherrn und predicanten,
das volk vom rechten gebrauch der sacrament, die
uns unser Herr Christus Jesus gegeben, mit fleiß zu
unterrichten, wie sie recht zu Gottis ehre und der
seelen heil gebraucht werden sollen.
So ist auch so vil klerlich ausgedruckt bede in der
heiligen aposteln schriften und bei den alten vätern,
daraus genugsamlich zu beweisen, das die meß ge-
wißlich in der heiligen apostolischen und alten kir-
chen in die vierhundert jar, also gehalten, nemlich,
das kein privatmesse gewest sein, sonder es ist ein
communio gehalten, da der priester allemal etliche
communicirt hat.
Dieweil man dann götliche einsetzung nit veren-
dern sol und Got nit mit ungewissen, ungebotenen
werken versuchen, und zu verhütung mancherlei
mißbreuch ist unser gemüt, das es fürohin in unsern
kirchen allenthalben auch also gehalten werde nach
der apostel schrift und gewissem gebrauch der heili-
gen, apostolischen, alten kirchen, und sonderlich
sollen die pfarherrn und prediger in unserm lande
das volk zu der communion fleißig vermanen und
anhalten, damit man oft communicanten hab und
also das abendmal des Herrn oft gehalten werd, für-
nemlich aber an den sontagen und andern gewonli-
chen festen und feirtagen.
35
Es sollen auch verba consecrationis offenlich ge-
sungen oder gesprochen werden, wie dann solchs vor
alters in der kirchen auch breuchlich geweßt, wie
Chrysostomus36 sagt, das man dise sacrament nicht
allein mit augen anschauen, sonder auch die wort
wissen soll. Und Leo37 bezeugt de consecratione
35 Wie schon im vorigen Satz die Ordnung Kurbran-
denburgs, täglich die Feier zu halten, erweicht ist,
wird hier ihr Absatz über das Verfahren in kleineren
Orten überhaupt ausgelassen (Sehling 3, 67).
36 Johannes Chrysostomus, Patriarch von Konstanti-
nopelf 407 (RGGl3,1818f.-LThK521018bis 1021).
37 Papst Leo I. (vgl. S. 67 Anm. 26!). Die Stelle:
Corpus juris canonici, Decretum Gratiani, 3. Teil
(de consecratione) Distinctio 2 cap. 38.
dist. 2. c. In quibus, daß auch solche wort die kinder
in der römischen kirchen gewißt haben, und hat der-
halben babst Innocentius tertius38 selbst in einem
consilio generali verordnet, das man die hochwirti-
gen sacrament und die götlichen ämpter in eines
jeden volks gewonliche sprach halten sol, wie kler-
lich geschrieben steht: De officio judicis ordinarii,
cap. Quoniam in plerisque. Zu dem hat keiser Iusti-
nianus39 geboten bei einer hohen straf, das die prie-
ster solche wort, so zur handlung der sacrament, der
tauf und altars gehörig, in der kirchen laut lesen
sollen, damit sie von einem jeden mögen verstanden
werden, welchs er auch aus der schrift Pauli I. Cor.
14 [24 f.] beweret,
daraus leichtlich abzunemen, mit was ungrund
solche wort den leien verborgen und verboten wer-
den, vermutlich der ursach, das man villeicht be-
sorget, sie möchten mit der zeit auch gewar und
inne werden, das inen das sacrament des kelchs so-
wol zustünde als den priestern, und möchten vil-
leicht darneben erfarn die ungegründten unge-
schicklicheit ires canons, auf den sie fast alle seligkeit
gestelt und doch denselben aufs heimlichst gelesen
haben, damit niemand, was es für ein großes geheim-
nus were, solt wissen. Sogar ist es inen ungelegen
und irem bracht und genieß wider gewest, die leut
des leidens und sterbens unsers Herrn Jesu Christi
bei dem abendmal zu erinnern und, das solchs für
uns alle geschehen sei, zu verkündigen, wie doch das
zu tun Christus und Paulus ernstlich befehlen.40
41Und beschließlich sollen die pfarherrn und pre-
diger das volk mit fleiß zu der communion, wie ob-
steht, vermanen mit anzeigung, wie herzlich unser
lieber Herr Jesus Christus dises sein abendmal uns
zu trost und sterkung einzusetzen begert [Luk. 22,
15], wie freundlich ers gehalten, wie fleißig ers uns
zu halten auch befohlen hab. Item, wie großer und
reicher trost uns da gegeben werde, so wir das heilig
38 1198-1216 (RB 6, 112-121. - LThK 52, 687ff.), auf
dem 4. Lateran-Konzil 1215. — Die Stelle: Corpus
juris canonici, Liber Extra Gregorii IX. (= Decre-
talia Gr.), Liber I tit. 31 cap. 14.
39 Oströmischer Kaiser, 527—565 (RB 9, 650-659. —
LThK 52, 1227f.).
40 Siehe Anm. 33!
41-42 In Anlehnung an 1540 (Sehling 3, 67).
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