I 2 Kirchenordnung von 1543
ist ein teutsch gesangbüchlin zu Wittenberg mit
doctor Martini Luthers vorrede ausgangen.4 Aus
demselben sol man die besten auslesen und gebrau-
chen, das sein aber fürnemlich die, so doctor Marti-
nus Luther selbs gemacht und seinen namen darzu
gesetzt hat. Und so füro mer guter und fürtrefflicher
teutscher gesang gemacht würde, wöllen wir zur ge-
legenheit von denselben auch genugsame unterricht
und befehl tun.
Darnach sol er sich gegen dem volk keren und
singen oder mit vernemlicher stimm sprechen:
Der Herr sei mit uns allen!
Darauf sol der chor [oder] das volk antworten:
Amen.
Darnach sol er sich wider gegen den altar keren und
singen oder sprechen:
Laßt uns beten!
Und dann ein teutsche collecte nach gelegenheit der
zeit oder aber zwo oder drei unter einem beschluß,
unter welchen alweg die erst umb geistliche und
himlische güter bitten sol, die andern aber mögen
nach gelegenheit umb frid, gut regiment, fruchtbare
zeit oder dergleichen bitten. Die sol er in gewonli-
chem ton, wie man die lateinische gepflegt hat, sin-
gen oder laut sprechen und der chor oder das volk
abermals darauf antworten: Amen.
Nachvolgends sol er oder der subdiaconus, wann
man ministranten hat, die epistel teutsch mit lauter,
verstendlicher stimme lesen und dieselbigen also an-
fahen:
Eure lieb verneme,
oder:
Hört und vernemet mit fleiß das erst..., oder:
... ander oder: ... dritt etc. capitel der epistel Pauli
oder Petri oder Johannis etc., zun Römern oder zun
Corinthiern etc. geschrieben.
Und am end des capitels sol er also beschließen:
4 Vorrede von 1528 (WA 35, 475f.). Gemeint ist das
Klugsche Gesangbuch von (zuletzt) 1535 (WA 35,
322). - Die Ausgabe von 1543 (WA 35, 331) war da-
mals wohl noch nicht hekannt.
5 Ein Vers, der ursprünglich an den Stufen (gradus)
des zur folgenden Verlesung des Evangeliums be-
stimmten Lesepultes (des Ambons) gesungen wurde
(Braun 125f. - Jungmann 1, 553).
Das ist das erst capitel der epistel Pauli zun Rö-
mern oder wie es die ordnung gibt.
Und, damit das volk, auch die priester selbs dester
mer frucht daraus empfahen, sollen sie die epistel
Pauli, Petri, Johannis und die geschicht der aposteln
alle ordenlich nacheinander lesen, also das, wann
man an eim tag das erst capitel zun Römern hat ge-
lesen, das er den andern tag, daran das volk wider
zusamenkombt, das ander capitel derselbigen epistel
lese und also füran bis zu ende.
Doch ausgenommen die hohen fest, die ir histo-
rien, darumb sie aufgesetzt sein, in der heiligen
schrift haben als Weihennacht [25. Dez.], Obersten
[6. Jan.], Lichtmeß [2. Febr.], Annunciationis [25.
März], Palmtag, Ostern, Auffartstag, Pfingstag,
Johannis des taufers [24. Juni], Visitationis [2. Juli]
etc.; dann an disen festen sol man die capitel aus der
bibel lesen, für die epistel und evangelia, darin die
historia des fests beschrieben und die sonst darzu
verordnet sein.
Nach der epistel sol der chor widerumb singen la-
teinisch ein graduale5 oder ein tractum6 oder ein
alleluja mit einem sequent7, wie es die ordnung der
zeit gibt oder, wo man kein chor hat, mags der prie-
ster selbs singen oder sprechen und das volk dieweil
abermals ein gut teutsch geistlich gesang lassen sin-
gen.
Darnach sol er oder der diaconus, wann man mini-
stranten hat, das evangelion auch mit lauter, ver-
stentlicher stimm lesen und also anfahen:
Euer lieb verneme,
oder:
Hört und vernemet mit fleiß das erst oder ander
etc. capitel des evangelions Sant Mattheus oder
Sant Marcus etc.!
und am ende sol er also beschließen:
Das ist das erst oder ander etc. capitel des evan-
gelions Sant Mattheus oder etc.
6 Ein einchöriger Gesang, der zu bestimmten Zeiten,
bes. in der Fastenzeit das das Graduale schließende
Halleluja ersetzt (Braun 352).
7 Zwischen Gradualgesang und Vorlesung des Evan-
geliums bei den Messen mancher Tage eingeschobene
Gesänge, die sich aus dem Alleluja-Schluß des Gra-
duals entwickelt haben (Wetzer 11, 159-170. —
Braun 319. - Jungmann 1, 557-564).
71
ist ein teutsch gesangbüchlin zu Wittenberg mit
doctor Martini Luthers vorrede ausgangen.4 Aus
demselben sol man die besten auslesen und gebrau-
chen, das sein aber fürnemlich die, so doctor Marti-
nus Luther selbs gemacht und seinen namen darzu
gesetzt hat. Und so füro mer guter und fürtrefflicher
teutscher gesang gemacht würde, wöllen wir zur ge-
legenheit von denselben auch genugsame unterricht
und befehl tun.
Darnach sol er sich gegen dem volk keren und
singen oder mit vernemlicher stimm sprechen:
Der Herr sei mit uns allen!
Darauf sol der chor [oder] das volk antworten:
Amen.
Darnach sol er sich wider gegen den altar keren und
singen oder sprechen:
Laßt uns beten!
Und dann ein teutsche collecte nach gelegenheit der
zeit oder aber zwo oder drei unter einem beschluß,
unter welchen alweg die erst umb geistliche und
himlische güter bitten sol, die andern aber mögen
nach gelegenheit umb frid, gut regiment, fruchtbare
zeit oder dergleichen bitten. Die sol er in gewonli-
chem ton, wie man die lateinische gepflegt hat, sin-
gen oder laut sprechen und der chor oder das volk
abermals darauf antworten: Amen.
Nachvolgends sol er oder der subdiaconus, wann
man ministranten hat, die epistel teutsch mit lauter,
verstendlicher stimme lesen und dieselbigen also an-
fahen:
Eure lieb verneme,
oder:
Hört und vernemet mit fleiß das erst..., oder:
... ander oder: ... dritt etc. capitel der epistel Pauli
oder Petri oder Johannis etc., zun Römern oder zun
Corinthiern etc. geschrieben.
Und am end des capitels sol er also beschließen:
4 Vorrede von 1528 (WA 35, 475f.). Gemeint ist das
Klugsche Gesangbuch von (zuletzt) 1535 (WA 35,
322). - Die Ausgabe von 1543 (WA 35, 331) war da-
mals wohl noch nicht hekannt.
5 Ein Vers, der ursprünglich an den Stufen (gradus)
des zur folgenden Verlesung des Evangeliums be-
stimmten Lesepultes (des Ambons) gesungen wurde
(Braun 125f. - Jungmann 1, 553).
Das ist das erst capitel der epistel Pauli zun Rö-
mern oder wie es die ordnung gibt.
Und, damit das volk, auch die priester selbs dester
mer frucht daraus empfahen, sollen sie die epistel
Pauli, Petri, Johannis und die geschicht der aposteln
alle ordenlich nacheinander lesen, also das, wann
man an eim tag das erst capitel zun Römern hat ge-
lesen, das er den andern tag, daran das volk wider
zusamenkombt, das ander capitel derselbigen epistel
lese und also füran bis zu ende.
Doch ausgenommen die hohen fest, die ir histo-
rien, darumb sie aufgesetzt sein, in der heiligen
schrift haben als Weihennacht [25. Dez.], Obersten
[6. Jan.], Lichtmeß [2. Febr.], Annunciationis [25.
März], Palmtag, Ostern, Auffartstag, Pfingstag,
Johannis des taufers [24. Juni], Visitationis [2. Juli]
etc.; dann an disen festen sol man die capitel aus der
bibel lesen, für die epistel und evangelia, darin die
historia des fests beschrieben und die sonst darzu
verordnet sein.
Nach der epistel sol der chor widerumb singen la-
teinisch ein graduale5 oder ein tractum6 oder ein
alleluja mit einem sequent7, wie es die ordnung der
zeit gibt oder, wo man kein chor hat, mags der prie-
ster selbs singen oder sprechen und das volk dieweil
abermals ein gut teutsch geistlich gesang lassen sin-
gen.
Darnach sol er oder der diaconus, wann man mini-
stranten hat, das evangelion auch mit lauter, ver-
stentlicher stimm lesen und also anfahen:
Euer lieb verneme,
oder:
Hört und vernemet mit fleiß das erst oder ander
etc. capitel des evangelions Sant Mattheus oder
Sant Marcus etc.!
und am ende sol er also beschließen:
Das ist das erst oder ander etc. capitel des evan-
gelions Sant Mattheus oder etc.
6 Ein einchöriger Gesang, der zu bestimmten Zeiten,
bes. in der Fastenzeit das das Graduale schließende
Halleluja ersetzt (Braun 352).
7 Zwischen Gradualgesang und Vorlesung des Evan-
geliums bei den Messen mancher Tage eingeschobene
Gesänge, die sich aus dem Alleluja-Schluß des Gra-
duals entwickelt haben (Wetzer 11, 159-170. —
Braun 319. - Jungmann 1, 557-564).
71