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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0111
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I 2 Kirchenordnung von 1543

nus mögen ehelich beieinander wonen und nicht
heut aus unwissenheit zusamen geben werden, die
man darnach mit schand und ergernus wider von-
einander scheiden müßt. Darumb sol man fürohin
nicht allein, wo es schon im brauch ist, sonder auch an
allen andern orten ein jedlichs par ehevolks in den
stetten, flecken und dörfer dreimal zuvor, ee dann
sie eingeleitet werden, offenlich in der kirchen also
verkündigen:
Form der verkündigung.
Hans N. und Anna N. oder, wie sie heisen, wöllen
nach götlicher ordnung zum heiligen stand der ehe
greifen, begeren zu solchem ein gemein christlich
gebet, auf das sie disen christlichen ehelichen stand
in Gottis namen anfahen und seliglich zu Gottis lob
volenden mögen. Und hat jemand etwas darein zu
sprechen, der tue es beizeit oder schweig darnach
und enthalte sich für sein person etwas zur verhin-
derung darwider fürzunemen. Got geb in seinen
segen! Amen.
Oder, wo der personen vil weren, sprech er also:
Dise hernach benanten personen wöllen nach göt-
licher ordnung zum heiligen stand der ehe greifen,
nemlich: Hans N. und Anna N., Leinhart N. und
Els N., und, wann er die par alle genennet hat, sprech
er:
Dise all begeren zu solchem ein gemein gebet etc.,
wie oben geschrieben ist.
Wann sie nun für die kirchen kommen, so sol der
priester braut und breutigam, ein jedes in sonder-
heit fragen also:
Wie heistu?
Antwort: N.
N., wiltu N. zu einem ehelichen gemahl haben?
Wann sie dann beide antworten: Ja!
so soll er inen weiter also sagen:
Dieweil ir dann zum heiligen, ehelichen stand wolt
greifen, auf das ir das nicht on verstand des götli-
chen worts tut wie die unglaubigen, so höret zum
ersten das wort Gottis, wie der ehelich stand von
Got eingesetzt ist worden [1. Mos. 2, 18-24]:
Got der Herr sprach: Es ist nit gut, das der mensch
allein sei, ich wil im ein gehilfen machen, die umb in

sei. Da ließ Got der Herr ein tiefen schlaf fallen auf
den menschen und er entschlief und nam seiner
rippen eines und schloß die stat zu mit fleisch. Und
Got der Herr bauet ein weib aus dem rippe, die er
von dem menschen name und bracht sie zu im. Da
sprach der mensch: Das ist einmal bein von meinen
beinen und fleisch von meinem fleisch. Man wirt sie
mennin heißen darumb, das sie vom man genommen
ist. Darumb wirt ein man sein vater und muter
lassen und an seinem weib hangen und werden sie
zwei sein ein fleisch.
Weiter sprech er:
Zum andern, höret auch das heilig evangelion, wie
ir einander verpflicht und verbunden sein solt,
Matthei am 19. cap. [2-3]:
Die phariseer traten zum Herrn Jesu, versuchten
in und sprachen zu im: Ists auch recht, das sich ein
man scheide von seinem weib umb irgent einer ur-
sach willen?
Er antwortet aber und sprach: Habt ir aber nit ge-
lesen, das, der im anfang den menschen gemacht
hat, der machet, das ein man und ein frau sein solt
und sprach: Darumb wirt ein mensch vater und
muter lassen und an seinem weib hangen und wer-
den sie zwei ein fleisch sein. Was nun Gott zusamen-
gefügt hat, das soll der mensch nit scheiden. Da
sprachen sie: Warumb hat dann Moses geboten, zu
geben ein scheidbrief und sich von ir zu scheiden?
Er sprach zu inen: Moses hat euch erlaubt zu schei-
den von euern weibern von eures herzen hertigkeit
wegen. Von anbeginn aber ist es nit also gewest. Ich
sag euch aber! Wer sich von seinem weib scheidet
(es sei dann umb des ehebruchs willen) und nimbt ein
andre, der bricht die ehe und, wer die abgeschidenen
nimbt, der bricht auch die ehe.
Weiter sprech er:
Zum dritten, so höret auch das wort Gotis, wie ir
euch gegeneinander solt halten.
Und sprech zum man: Ir menner, liebet eure
weiber, wie Christus geliebet hat die gemein und hat
sich selbs für sie geben, auf das er sie heiliget und
hat sie gereiniget durch das wasserbad im wort, auf
das er im selbs darstellet ein herliche gemein, die
nicht hab flecken oder runzeln oder des etwas, son-

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