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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0113
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I 2 Kirchenordnung von 1543

großen flecken mer dann ein par ehevolk auf ein tag
fur die kirchen kemen und sich einzuleiten begern
wurden, so mag ein pfarrherr derselben ein par, zwei
oder drei zusammenkommen lassen, damit er nicht
einem jeden par in sonderheit müß so langen unter-
richt tun und doch inen das wort Gottis in allweg
treulich verkündigt werde. Er sol aber dannocht ein
jedes par insonderheit zusamengeben und bestetigen
und allein die unterricht und das gebet uber sie alle
ingemein sprechen.
Es sollen auch die pfarrherren fürsichtig sein,
frembde, unbekannte leut on vorgehnde gute kund-
schaft nicht ehelich zusamenzugeben oder einzu-
leiten - zuvor, so sie in iren pfarren und unter irer
herrschaft nicht seßhaft oder verpflicht, sonder im
land umbzuziehen ires gefallens frei sein.
Desgleichen sollen auch die pfarrherren und kir-
chendiener eines jeden orts die namen und zuo-
namen des ehevolks, das sie einleiten, in ein beson-
der register fleißig einschreiben und jarzal sambt
dem tag darzusetzen.2
Also sollen sie dann auch die namen der kinder,
die sie taufen, sampt dem namen und zuonamen
vaters und muter gleicherweis einschreiben und flei-
ßig aufbehalten, auf das man sich in mancherlei
föllen zeugnus daraus zu gebrauchen habe.
Von berufung und ordination
der kirchendiener.* 1
Dieweil auch in gotsförchtigen, frommen, gelerten
und getreuen pfarherrn, predigern und kirchen-
dienern, die dem armen volk mit heilsamer lehr,
reichung der hochwirdigen sacrament und mit guten
exempeln vorgehn und dienstlich sein mögen, am
höchsten gelegen ist, so soll derhalben das volk mit
allem fleiß vermanet werden, den almechtigen Got
2 Bei der bald folgenden Gegenreformation ist es na-
türlich, daß sich solche Kirchenbücher kaum erhal-
ten haben. Sie liegen nur noch in den von ihr nicht
erfaßten Städten Sulzbach (seit 1543) und Weiden
(seit 1544) vor.
1 Nach 1540 (Sehling 3, 85).
2 Anhänger der Abendmahlslehre Zwinglis, die in
Augsburg die Führung hatten.
3 Wiedertäufer gab es damals nennenswert nur in
Kaufbeuren, wo 1546 noch einer enthauptet wurde

mit ernst umb solche treue arbeiter in den schnit der
ernd des Herrn zu bitten, wie der Herr Christus
selbs vermanet, Matthei am 9. [37] und spricht: Die
ernd ist groß, aber wenig sein der arbeiter. Darumb
bittet den Herrn der ernd, das er arbeiter schick in
sein ernd!
Und dieweil der Satan auch allweg sein eigne
apostel oder sendboten hat, die hin und wider unter
den schein des evangelions in stetten, dörfern und
heusern und die leut mit giftigen opinionen und ir-
tumben der sacramentirer2, widertaufer3, bild-
stürmer4 zum teil auch mit den alten mißbreuchen
und andern schwermereien5 beflecken und allerlei
aufruren anrichten, so ist unser ernstlicher befelch,
bei vermeidung gebürlicher straf, das man niemants
in unserm lande zum kirchenampt on gebürliche
vocation und verordnung zulasse, das sich auch kei-
ner vom adel, statt oder gemein dieselben aus eigner
autoritet anzunemen unterstehe, sonder diejenigen,
so sich zu solchem ambt tueglich und inen füglich
achten, zuforderst für uns, derselbigen geschick-
licheit durch gebürlich examen zu erfaren, darstel-
len. Die sollen dann, wo sie tueglich erfunden und
nicht zu verbessern, auf unser bewilligung angenom-
men werden, damit der beruf und presentation
nicht aus gunst, wie etwo vil beschehen, sonder nach
geschicklicheit der personen iren fürgang haben.
Von den feirtagen.
Wiewol die feirtag fürnemlich umb der ruhe
willen und, das man, Gottis wort zu hören, zu beten
und Gott für alle seine woltat zu danken, zusamen-
komm, eingesetzt sein, so zeuget doch die heilig
schrift im alten testament, das etliche fest auch umb
des gedechtnus willen der wunderwerk und woltaten
Gottis zu halten geboten worden sein, als der Juden
(K. Alt, Reformation und Gegenreformation in...
Kaufbeuren. München 1932 [= E AK GB 15] 53-57).
Sie kamen aber später auch in die Pfalz-Neuburg.
4 Wie vorübergehend in Augsburg, Memmingen,
Kempten und Lindau.
5 Gedacht war wohl vor allem an die Anhänger des
schlesischen Spiritualisten Kaspar Schwenckfeld,
der seit 1529 in Süddeutschland und vor allem in der
Umgebung Ulms war, wo er sich längere Zeit auf-
hielt (RE 18, 72-81. - Schottenloher 19 575 bis
19 720. 58 077-58140).

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