Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0124
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I 5. Kirchenordnung von 1554.
Kirchen= | ordnung.
Wie es mit der Christlichen lehre, heili= | gen Sacramenten, und Ceremonien, in
meines Gne= | digen Herrn, Herrn Otthainrichs, Pfaltzgraven | bey Rhein, Hert-
zogen in Nider und Obern | Bayrn etc. Fürstenthumb gehalten wirdt.
[Wappen von Pfalz-Neuburg]
1554

Wir, Otthainrich, von Gottes gnaden pfalzgraf
bei Rhein, herzog in Nidern und Obern Bayrn etc.,
entbieten allen unseren pfarrherrn und predigern
etc. unser gnad und gruß und fügen euch zu wissen:
Nachdem der allmechtige, ewige Gott sich mit
vilen sichtbaren, gewisen zeugnussen den menschen
von anfang her geoffenbart, als mit der ausfürung
der Israeliten aus Egypten, mit der sendung seines
Sons Jesu Christi, mit auferweckung der toten und
vilen großen mirakeln, darbei bezeuget hat, das
dises arme, elende menschliche geschlecht nicht zu
disem vergenglichen wesen erschaffen sei, sonder das
er ime ein ewige kirchen im menschlichen geschlecht
samblen wölle, welcher er seine weisheit, gerechtig-
keit und freude in ewigkeit mitteilen wölle,
und, dieweil das menschlich geschlecht in die sünd
gefallen ist, hat er sein eingebornen Son Jesum Chri-
stum mit vilen gewisen zeugnussen gesandt, das er
für uns ein opfer werden und den göttlichen zorn
versönen solt und soll für und für mitler und aller
glaubigen Heiland sein, und hat dabei seine eigne
lehre gegeben, dardurch er die menschen zur ewigen
seligkeit berufet, und wil allen menschen, die durch
das göttliche wort zu ime bekeret werden und in
rechtem glauben und vertrauen auf den Heiland
Christum vergebung der sünden empfahen, also
heiligen, das der Son in den herzen das lebendig wort
spricht, das Gott uns gnedig sei, und reist also die
herzen aus dem tod und hell und gibet seinen Heili-
gen Geist, das sie freude an Got haben und in recht
Druckvorlage: Originaldruck (Papier, quart. -
Von Johann vom Berg und Ulrich Neuber in Nürn-
berg.) - Nürnberg Stadtbibliothek Theol. 406. 4°. -

anruefen. Und dise wil er als seine liebe kirch gnedig-
lich bewaren und regieren und sie nach disem zeit-
lichen leben zu ime versamlen, das sie mit im ewig-
lich leben und ime sichtbarlich und klar anschauen,
seine weisheit mehr und mehr lernen und ganz vol
liecht, gerechtigkeit und göttlicher freude sein und
bleiben.
Dagegen aber will er gewißlich alle menschen, die
seine lehr nit annemen, in ewige, grausame straf
werfen, da sie ewiglich die allergröste angst, fluch,
zorn und grimm wider Gott in sich, wie die teufel,
empfinden werden.
Das uns diser göttlicher will und der Son Gottes,
Jesus Christus, und die göttliche lehr im mensch-
lichen geschlecht bekant werden, hat Gott selbs das
predigambt eingesetzt und will, das offentliche, ehr-
liche versammlungen seiend, darin sein lehr den
menschen offentlich fürgetragen werde, und wirkt
der Son Gottes kreftiglich durch dieselbige seine
lehr und hat derhalben allen menschen geboten,
seine lehr zu hörn und zu erhaltung des predigambts
treulich hilf zu tun, und hat Gott oft derhalben die
regenten ernstlich angesprochen, als psalm 2 [9-12]:
Und nu, ir könig, last euch lehren etc., und spricht:
König und fürsten und alle menschen sollen den Son
mit großer ehrerbietung empfahen und küssen, und,
wer in nit erkennen und ehren wirt, der werde grau-
samlich vertilget werden etc. Und Esaie 49 [23]:
Und die könige sollen deine nehrer sein etc. Und der
ewige Vater spricht von himel zu allen menschen von
Handschriftlich in MHStA PfNA 1290. - Am
Schluß sind im Druck vorgekommene Druckfehler zu-
sammengestellt. Sie wurden hier ohne weiteres be-
rücksichtigt. - Siehe oben S. 26!

104
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften