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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0126
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I 6. Verordnung zur Beseitigung der Bilder und Feldkapellen
vom 12. Aug. 1555.

Ottheinrich etc.
Lieber, getreuer!
Nachdem wir aus dem bevelh Gottes nach ver-
mög biblischer und apostolischer schriften schuldig
sind in furkomung ergernus, die götzen und bilder
in den kirchen kaineswegs gedulden, sonder die
grausam abgötterei, so vor der weil etwas groß der-
mit gewest und noch zum tail hin und wieder in den
leuten stecken möcht, endlich und so vil an uns ab-
zustellen und zu verhüeten, also haben wir in sol-
chem fall den anfang hie gemacht und bevelhen dir,
das du mit hilf und fürderung der pfarrer ains ides
orts - doch beschaidenlich ohne sonder gebolder,
gespöt oder geschrai - die altar- und andere tafln
sambt bilder aus allen kirchen deins ambts tun und
an ain besonder ort verwaren, die altär aber noch
zur zeit allenthalben bleiben lassest. Darzue wellen
wir in sundernheit aus vorberüerten christlichen ur-
sachen, das die unnotwendigen veldkirchen oder
capellen, wo sie hin und wieder in den holzen und auf
den ainöden außerhalb der dörfer oder filial ligen,
darin bisher das predigampt nit gebraucht oder des
Herrn abentmahl nit gehalten worden, abgetan und
niedergebrochen und die stain daran sambt andern,
so zu gebrauchen, in andere weg zum nutzlichisten
verwendet, auch, wie sich gebürt, verrechnet wer-
den. Und du solltest auch, da es dergleichen kirchen
oder capellen dains ambts hette, angeregt unsere
mainung, wie gemelt, besonderlich darmit verrich-
ten und uns solher ausrichtung schriftliche relation
hieher zukommen lassen. Doch diese hierin begriff-
nen beeden punkten nit alles zugleich auf einen tag
oder zeit, sonder es still in einer kirchen nach der
andern unversehner ding vollenden.
Daran geschicht unser meinung.
Datum Neuburg, den 12. Augusti anno etc. 55
[Anschrift:] An die oberambtleut im land.
Druckvorlage: Entwurf (Papier, 2 Blätter, Folio,
1 Blatt Querformat. - KGLA 4277 f. 81ff.). - Siehe
oben S. 27!

[1.] Zedl.
Du solltest auch vor und ehe du die sachen mit den
bildern fürnemen würdest, ain ort ausgeen und an-
zaigen, dahin man die bilder und tafln verwart, und
furter darauf mit wenig personen (als einem zimmer-
man, dem mesner und etwo noch ainer stillen per-
son oder zwo) den bevelh allweg morgens in aller
früe, da die leut desselben am wenigsten gewar wer-
den, beschaidenlich, wie im bevelh auch verlaibt ist,
auch mit beschloßner kirchentür verrichten.
Datum ut in literis.
[2.] Zedl.
Wir wollen dir aber auch nit verhalten, das wir
disen unsern bevelh auf die hofmarchskirchen oder
filial gar nit mainen, sonder gedenken, unsern land-
sassen, so pfarrn, filial oder veldkirchen in iren hof-
marchen haben, selbs ze schreiben. Darumb solltestu
uns dieselben, so also deins ambts ainiche kirchen
haben, schriftlich anzeigen, uns mit den schreiben
darnach haben ze richten.
Unser mainung ist auch, da die unnotdurftigen
neben- oder veldkirchen zu gaistlichen vermugen
füeglich und mit nutz mochten verendert und ver-
wendet werden, das solchs alsdann beschehe, aber
doch die glockentürn1 und, was besonderbares an-
zaigens ainer kirchen daran ist, dasselb abgetan und
verendert oder aber, da aine zu kainer wonung taug-
lich, laut unsers bevelhs gar nider gerissen werden.
Die glocken aber in solhen abgetanen und ver-
enderten kirchen solltestu uns, so du si deins ambts
gar zusamenbringen wirdest, miteinander herschik-
ken und dabei underschidlich relation aller hand-
lung dis falls mitsenden.
Da auch solher verenderung halb der kirchen für-
fiel, gericht zu geben oder merern bescheid zu haben,
waistu dich darin der gebür ze halten. Wollen wir
uns zu beschehen verlassen.
1 = Glockentürme (Schmeller 1, 622 f.)

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