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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0140
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I 13. Visitationsordnung vom 23. Aug. 1558
Instruction, was sich unser, pfalzgrave Ottheinrichs, churfürstens, verordente stat-
halter zu Neuburg, theologen und räte - Philipps von Gemmingen1, Magister Mi-
chael Dilher2, hofpredicant, Walter Senfft3 - neben andern theologen und räten, so
inen aus unserer oberen pfalz und sonst zugeordnet4, in visitierung der kirchen und
schulen in unserm fürstentumb Neuburg vorhalten und ausrichten sollen.

[I] Zum ersten : Sobald si zu Neuburg ankomen,
sollen si unserm statthalter und räten daselbst un-
sere an si gestellte schriften zustellen und uberant-
wurten, mit denen si sich auch zu underreden und
zu vergleichen, wie und welher gstalt die visitation
anzufahen und für die hand zu nemen. Wo si sich
der anstellung vereiniget, sollen si zu forderst un-
sern generalsuperintendenten zu Neuburg, auch
andere kirchendiner des orts für sich erfordern und
befragen, wie es in der kirchen mit der predigt gott-
lichs worts, ausspendung der heiligen sacramenten,
ubung des catechismi und andern christlichen cere-
monien vermöge unser kirchenordnung gehalten,
auch mit idem insonderait ain freuntlich, cristlich
colloquium und gesprech anstellen, in welichem man
kurzlich de praecipuis articulis christianae doctrinae
gehandlt und dann nach gelegenheit auch auf
nachgesetzte puncten und fragstuck, so andern
pfarrhern und kirchendinern uf dem land furgehal-
ten sollen werden, befragen und und ihre responsa
vleißig verzeichnen, sonderlich aber von ernantem
generalsuperintendenten mit vleiß erkundigen, wie
er sein auferlegtem ampt auswardt, was ihme für
mengel von jedem ort zu handen komen, die einse-
hens und verbesser ung erfordern, die er im fall in schrif-
ten zu verfassen, die execution und, was die notturft
sein wirdet, desto bas darunder zu verfugen haben.

Druckvorlage: Original (Papier in Pergamentum-
schlag, Folio, 8 Bl. [1. und 8. und Rückseite des 7. leer].
- Neuburg PfNA 6266f. 17-27). — Gleichzeitige Ab-
schrift (Papier, Folio, 7 Bl.): Karlsruhe 4277f.
122-128. — Siehe oben S. 30!
1 Siehe oben S. 30 Anm. 48!
2 Siehe oben S. 20 Anm. 27!
3 Siehe oben S. 30 Anm. 51!
4 Als solche waren dann tätig Hieronymus Rauscher
und Andreas Pankratius (siehe oben S. 30 Anm. 49
und 50). 5 unrubig = unruwig = unruhig.
6 damals vor allem die Anhänger Johann Calvins.
7 Anhänger des schlesischen Spiritualisten Kaspar

Wo si dann die notwendige inspection der kirchen
und schulen zu Neuburg verricht, sollen si sich
sampt ernanten unserm generalsuperintendenten,
den si gleichsfals in die visitation zu zihen und mit-
zunemen, uf das land begeben und, wie man der
örter vergleichet, nach gelegenheit die kirchendiner
und schulmeister, auch kirchenpfleger und schult-
heißen der geringen derfer in ainen flecken oder
markt fur sich beschreiben und anfenglichs ihnen
samptlich vermelden, aus was ursachen wir solche
visitation furgenomen,
volgends den pfarrhern, desgleichen den diaco-
num und schulmeister, so die vorhanden, iden in
sonderhait befragen, ob si ihren kirchendienst ver-
möge unserer ausgangnen kirchenordnung getreu-
lich und vleißig auswarten, auch ire predigten dahin
richten, das si zu allen artikln der augsburgischen
confession, anno [15]30 der kaiserlichen m[ajestä]t
zu Augsburg ubergeben, gemeß seien,
item, was si von den furnembsten secten, so in et-
lichen jarn hero durch ehrgeizige und fürwitzige,
eigensinnige und unrubige5 leut in der kirchen ein-
gerissen, halten als nemlich dem widertauf, der ver-
neinung der gegenwertigkait des Herrn Christi, so
im nachtmal mit brot und wein geraicht wirdt6, dem
schwenckfeldianismo7 und der gerechtigkait, die fur
Gott gilt8, ob gute werk notig zur seligkait9 und an-
Schwenckfeld († 1561) (RB 18, 72-81. — Schotten-
loher 19575-19720. - Frank 2, 87; 4, 353-380. -
Bekenntnisschriften 962. 1096f. — Siehe Berich-
tigungen!)
8 Gemeint ist der durch Andreas Osiander, dem da-
maligen Professor in Königsberg i.Pr. († 1552), ent-
fachte Streit. Osiander gründete Gottes Recht-
fertigung des Gläubigen auf die Einwohnung der
göttlichen Natur Christi in diesem. Von der Kon-
kordienformel in Art. 3 abgelehnt (Bekenntnis-
schriften 932-936. - Frank 2, 1-147).
9 Dieser Satz wurde damals von dem Wittenberger
Professor Georg Major und dem Gothaer Superin-

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