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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0143
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I 13 Visitationsordnung von 1558

anderer mehr erinnerung, was man den kirchendi-
nern mutwilliger weise entziehe, das mans Gott dem
Herrn entwende, der solchs one straf nit hingeen
werd lassen.
Wo auch hospitalien und sichheuser vorhanden,
sollen si dieselben auch besuchen, die kranken
samptlich und sonderlich befragen, wie si mit essen,
trinken und anderer leibsnotturft underhalten, auch
durch ihren pfarrherrn uf erfordern und zufallende
not versehen, und, wo si verbesserung von nöten
sein vermerken wurden, dasselbig mit befürderung
unserer amptleut, auch der eltisten des gerichts fur-
nemen und anstellen und, wo solchs verhinderlich
fallen wollte, alsdan mit gutem, satten bericht und
ihrem gutbedunken an uns ferner gelangen lassen.
Si sollen auch nachforschung und ufsehens haben,
wie es an iglichem ort mit dem almusen gehalten
und wem dasselbig ausgetailt wird, ob auch die emp-
fahenden dessen pillig vehig, da si gleichfals im fall
der not bessere anstellung furzunemen.
Demnach uns auch burgermaister und rat zu
Laugingen13 undertenigist ersuechen lassen und ge-
beten, ihren pfarrherrn, magistrum Christophorum
Lasium14 etlicher ursachen halber15 eintweder zu
beurlauben oder an ain ander ort zu transferieren,
wir aber durch besichtung und erwegung beder-
seits verloffener handlung so vil befunden, das er-
melte dero von Laugingen furgewendte ursachen
sehr ploslich und nit genugsam angesehen, ihrem be-
gern nach statt ze tun, so sollen unsere visitatores
die acta, so ihnen hiebei zugestellet, nochmals be-
sichtigen und sich unser theologen ratlicher beden-
ken, mit A signiert16, darunder mit ferner und vlei-
13 = Lauingen.
14 Lasius. Geboren 1504 in Straßburg. - 19. 10. 1524
Wittenberg immatrikuliert. — 1537 Görlitz Rektor,
1540..., 1543 Greußen Diakonus, 1545 Dresden
Hofprediger, 1546 Spandau-Nikolai Oberpfarrer,
1555 Lauingen Pfarrer und Superintendent, (1559
...), 1561 Küstrin Archidiakonus, 1563 Cottbus
Superintendent, 1570 Senftenberg Oberpfarrer bis
† 1572 (Otto Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch
für die Mark Brandenburg. [Berlin 1841] 1, 483. 2, 51
[wo aber die Tätigkeit in Lauingen unbekannt ist]).
— Siehe Berichtigungen zu S. 120!
15 Was vorlag, ist unbekannt. Die Sache war nicht ein-
fach, da Lasius auch Superintendent war. Der Be-

ßiger erkundung, wie der handl im grund geschaffen
und gepurlicher weise hinzulegen verhalten.
Als wir dan aus unseres stathalters zu Neuburg
schriftlichen bericht verstanden, das sich etliche
pfarrherrn und kirchendiner ihrer geringer besol-
dung wegen beclagen und aintweder besserung ihrer
underhaltung oder aber urlaub haben und an andere
örter zihen wöllen, da sollen unsere visitatores mit
vleiß erkundigung pflegen, wer dieselbigen pfarr-
herrn, so sich nit betragen und hinbringen kunden,
item, was geschicklichkait und wandls solche seien,
auch woran si17 mangl - an gelt oder fruchten -
haben, uf das man also nach gelegenheit gepürliche,
hülfliche mittl verordnen muge.
Der zehrung, fuhr und anderer notturft halben, zu
solcher visitation gehörig, haben unser statthalter
und räte befelch, notwendige verordnung zu ver-
fügen.
Verner belangt uns an, das bei etlichen pfarrhern
kein kirchenordnung. Ursachen: das die abzihenden
pfarrher solhe und und andere bücher, der pfarr ge-
hörig, mit hinwegnemen und die nachkomenden dero
mangln mussen. Darumb in dem gleichfals einsehens
zu haben und den itzigen pfarrhern mit ernst einze-
binden, weil die kirchenordnung noch andere bue-
cher, ihnen nit zustendig, zu enteußern, sonder bei
der pfarr und kirchen pleiben zu lassen, auch an or-
ten und enden, da kein kirchenordnung, etlich
exemplare verschaffen. Achten auch fur notig, fur
ide pfarren ein exemplar der deutschen biblien
Lutheri, desgleichen seiner hauspostillen18 und
dann locorum communium Philippi Melanchthonis
deutsch19 zu bestellen, die von den kirchengefellen
sollen bezalt werden.
richt der Kommission erwähnt nur, daß es schwer-
gehalten habe, durch den persönlichen Einsatz des
Statthalters aber doch gelungen sei, eine Aussöh-
nung zwischen Rat und Pfarrer zu erreichen (K GLA
4277f. 292 v). Lasius ging aber doch bald weg.
16 Nicht mehr vorhanden.
17 Das Wörtlein ist im Original (offenbar versehentlich)
vor statt hinter ,,woran“ einkorrigiert.
18 1544 erschienen (WA 52, 1-809).
19 Melanchthons theologisches Hauptwerk, 1555 in
letzter, vom Verfasser selbst bearbeiteter Ausgabe
erschienen (CR 21, 601-1050. - Neue Ausgabe: Me-
lanchthons Werke, herausgegeben von R. Stuppe-
rich. Gütersloh 1953. 2 I. II.
 
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