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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0149
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I 15 Visitationsordnung von 1560/1566

tigen und, was den kirchen diser land dienstlich und
fürtreglich sein mag, daraus nemen, verner berat-
schlagen, bewegen, bedenken und, so sie es für guet
ansicht, ins werck bringen sollen. Im fall aber etwas
sonder bedenklichs fürfiele, sollen sie solchs zuvor an
uns gelangen lassen.
[3.] Zum dritten: Nachdem in obbemelter unserer
kirchenordnung under dem titel Von der visitation
und hernacher auch under dem titel Von underhal-
tung und schutz der pastorn9 ein sondere disposition
ist von restitution der gueter, so hin und wider den
schuelen, kirchen und hospitalen entzogen, so ist
unser genediger und ernstlicher bevelch, will und
mainung, das unsere zue disem werck verordnete
rete und visitatores denselben puncten mit sonderm
vleiß und ernst handhaben und daran niemands ver-
schonen, er sei, wer er wölle. Ob auch schon unsere
aigne ambtleut etwas in unsern nutz eingezogen
heten, so sollen si nit desto weniger uns dasselbig
von stund an berichten. Wöllen wir uns darunder
dermaßen erzaigen und verhalten, damit menniglich
unser christlich gemüet spüeren und vermerken
konne.
Si sollen auch in disem fall würklich und cum
effectu handlen und, da sie austrucklich befinden,
das einer der kirchen etwas unpillicher weis entzo-
gen oder das nit durch aufrichtige contract gehandlt,
alsbald mit hilf unserer amptleut, auch fur sich
selbs mit craft dieses bevelchs gebüerende execu-
tion tuen, wie hernach zum end diser instruction
weiter vermeldt wird. Doch sollen si sich notwendi-
gen berichts, auch, was deswegen bei unser canslei
verhandlt sein möcht, erholen und dessen nach not-
turft gebrauchen, und da jemands sich über iren be-
b-b 1566: [4.] Zum vierten: Nachdem hievor der visi-
tationsinstruction anno [15]60 der gaistlichen ge-
fell und einkomen halb ein articul einverleibt, das
derselben ordenliche verzeichnus und register ge-
macht werden sollen, ist unser mainung, das in
itziger visitation denselben registern aller ambter
und ort fleißig nachgefragt und, wo solche bisher
nicht gemacht worden weren, alsdann denjeni-
gen, so solche gefell und einkomen von unsert-
wegen einnemen und verrechnen, in namen unser
ernstlich bevolhen und uferlegt werde, demselben
unsern vorigen bevelch nachmals unverlengte
volzihung zu tuen, alle gefell und nutzung bei

schaid beschwere, daran nit benüegig sein und sich
für unser person beruefen wollt, sollen si denselben
von stund an zu uns oder unserer canslei weisen und
uns von dem ganzen handel notwendigen bericht
tuen.
[4.] bZum vierten, so sollen si in allweg daransein,
das in allen orten unseres fürstentumbs, in steten,
flecken und dörfern, auch sonst in den veldcapellen,
dabei einige stiftung vorhanden, desgleichen auch
in den spitaln alles einkommens - es sei, waran es
wolle - ordenliche verzeichnus und register gemacht
und sonderlich auf disen puncten guete achtung zue
geben, auch von allen denen, so kirchenrechnungen
verwalten, solche verzeichnus zue fordern, damit
man hernach aller geistlichen gefell ein uberschlag
machen könne und sehen, was man zu der pfarrer
underhaltung bedarf und was man aus den clöstern
zuschießen muß.b
[5.] Zum fünften: Nachdem wir bis anhero im
werk befunden, das viel nebenpfrüenden, altarien
und ander kirchengefell in etlicher leut handen und
gewalt sind, die der kirchen oder schulen nit dienen,
auch fürthin nit begeren zuo dienen, so ist unser be-
velch, das im selben fall ein ernstlich inquisition ge-
schehe und darauf auch von stund an durch sie ge-
büerende bevelch ergee und ein furderliche execu-
tion erfolge
also und dergestalt: So jemand der kirchen oder
schuelen nit dienet oder, so er ein stipendiat ist, sich
in seinem studirn nit also erzaigt, das er verhoffen-
lich der kirchen dienen kan, und wir oder unsere
castenvogteiverwande prelaten oder undertanen am
selben ort die collation haben, so soll denselben als-
klainem und großem - jeder pfarr, meß oder
stiftung insonderhait - mit fleiß zu verzeichnen
und darunder nichts zu ubersehen oder auszulas-
sen, auch fürter dieselben register zu unser kir-
chenret handen alher ze schicken, also das unsere
visitatores in den ambten darauf nit verwarten
dorfen.

die einschlägigen Abschnitte der großen Württem-
bergischen Kirchenordnung von 1559 (Richter 2,
209-215).
9 nämlich f. 69f. und 153—156.

9 Sehling, Bayern III

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