Herzogtum Pfalz-Neuburg
Zum letsten: Was mer und verner in disem werk
zu bedenken ist, das bevelhen wir unsern verordne-
ten reten und visitatorn und ist unser bevelch, will
und mainung, das si solchs dergestalt ausrichten, wie
si es vor Gott dem almechtigen, dem si rechnung dar-
umb zu geben schuldig sind, auch uns als dem lands-
fürsten und der oberkait zu verantworten gedenken
bestendige pfarrherren und seelsorger, die fur der
calvinischen sect, wie billig, ein abscheu haben,
abgeschaft und irer dienst entsetzt werden38
möchten, sollen unsere visitatores und rete solche
umb der warhait willen verstoßne pfarrer und
kirchendiener, so sie in examine für tauglich be-
funden, auch eines guten, unstreflichen lebens
und wandls zeugnus haben, zudem, unser kir-
chenordnung mit lehr, dienst und leben sich ge-
meß zu verhalten, angeloben wöllen, fur andere
befürdern und mit inen die vacirende kirchen-
und schuldienst treulich besetzen.
Und nachdem wir berichtet worden, das et-
liche schulmaister hin und wider unsers lands
manicherlai grammaticas den schulern ires ge-
fallens furlesen, dardurch die jugend mer ver-
hindert als gefürdert wird, so ist unser mainung,
das unsere visitatores die schulmaister jedes orts
dahin mit ernst weisen, das sie bei der jugend kaine
andere grammaticam als Philippi Melanchtonis39,
auch kainen andern catechismum zu latein und
deutsch als Martini Lutheri40 gebrauchen in ma-
ßen, wie auch unser kirchenordnung inen aufer-
legt.
[23.] Zum dreiundzwainzigsten: So sollen si
bei unserm gemainen kirchenschaffnern erkundi-
gen, wie derselbigen kirchengefell und einkomen
steen, was im vorrat, wie es der kirchen zu nutz
angelegt werden könne, und darauf gebürenden
beschaid geben.
[24.] Zum vierundzwainzigsten sollen unsere
visitatores der teutschen biblia41, dero wir bei un-
ser canzlei viel in vorrat haben, ainen guten tail,
so viel sie der von nöten achten, mit sich in die
ambten nemen und dieselben in die pfarrn und
38 Es begann mit der Entlassung des Pfarrers Andreas
Pankratius in Amberg am 12. Dez. 1566. Weitere
Entlassungen folgten bald. Doch suchte zunächst
noch keiner der Entlassenen Unterkunft in Pfalz-
Neuburg (Lippert, Reformation 107. 109ff. —
Götz, Kalvinismus 95f. 105f. 114. 109.).
39 Sie war 1525 erstmals herausgegeben worden, er-
schien seit 1550 in der 3., unter Mitarbeit von Joa-
chim Camerarius verbesserten Auflagenreihe (CR
20, 193-336) und war teilweise bis ins 18. Jahrhun-
dert hinein in Gebrauch.
40 Bekenntnisschriften 501-527!
41 Um welche Ausgabe es sich dabei handelte, ist un-
bekannt.
und daran niemands - er sei klain oder groß, arm
oder reich - verschonen oder ainige freundschaft,
gunst oder anders, so die gemüeter bewegen mag,
ansehen, in maßen wir dann hiemit ir aigen gewissen
und conscienz beschwert und obligiert haben, auch
inen solchs antrauen.
Was si auch allenthalben ausrichten oder für be-
kirchen (da man dero in mangel steet) austailen
und dafür deren orten nichts fordern oder nemen
lassen, da wir collator sein oder die pfarr und alle
andere gaistliche gefell und nutzung einzihen.
Wo sie die aber in die hofmarchen und andere
pfarrn oder zu andern kirchen geben, die nit an
mittel uns zusteen, sondern von andern belehenet,
besetzt und versehen werden, so sollen sie für ide
bibel funfthalben gulden erfordern und einbrin-
gen, auch demjenigen verrechnen lassen, der
solche biblen von unsern wegen underhanden hat,
sollen auch aller ort, wohin die biblia oder andere
büecher geben werden, von dem pfarrer des orts
ain bekantnus nemen, das er solche bibl und büe-
cher zur pfarr empfangen, auf das sie bestendig-
lich bei der pfarr oder kirchen bleiben, ob der
pfarrer gleich inkonftigs darvon wurd abzihen.
[25.] Zum fünfundzwainzigsten: Wann in itziger
unserer verordneten visitation auf dem Norgkaw
imands der calvinischen oder anderer verfüeri-
schen secten anhengiger einschleichen und sich an-
maßen wollt, unsere undertanen zu seiner ver-
kerten mainung zu bereden oder diesem unserm
christlichen werk zuwider und verhinderung oder
verachtung ichts zu practicirn oder zu handln
oder auch calvinische büecher, des pfalzgrevi-
schen churfurstlichen catechismi42, kirchenord-
nung43 und anders zu vertreiben und under das
volk zu bringen, darauf man denn fleißig gut
achtung geben, so sollen unsere visitatorn den-
oder dieselben alsdann in verwarung nemen las-
sen und uns des berichten, damit wir fürter des-
oder derselben halb unsern ambtleüten vernern
gebüerenden beschaid zu geben hetten.
42 Catechismus oder Christlicher Underricht, wie der in
Kirchen und Schulen der churfürstliche Pfaltz ge-
trieben wird. Heidelberg 1563. (Der sog. Heidelber-
ger Katechismus. - Aug. Lang, Der H. K. [ = Schrif-
ten des Vereins für Reformationsgeschichte, Leipzig
1913. 133]. - Lothar Coenen [Herausgeber], Hand-
buch zum Heidelberger Katechismus. Neukirchen
[Mörs] 1963. - Reu 241-268).
43 Kirchenordnung, wie es mit der christlichen lehre ...
in des herrn Friedrichs, pfalzgraven bei Rhein... ge-
haltenwird. Heidelberg 1563 (Richter2, 257-275.-
Sehling 14 Nr. 31).
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Zum letsten: Was mer und verner in disem werk
zu bedenken ist, das bevelhen wir unsern verordne-
ten reten und visitatorn und ist unser bevelch, will
und mainung, das si solchs dergestalt ausrichten, wie
si es vor Gott dem almechtigen, dem si rechnung dar-
umb zu geben schuldig sind, auch uns als dem lands-
fürsten und der oberkait zu verantworten gedenken
bestendige pfarrherren und seelsorger, die fur der
calvinischen sect, wie billig, ein abscheu haben,
abgeschaft und irer dienst entsetzt werden38
möchten, sollen unsere visitatores und rete solche
umb der warhait willen verstoßne pfarrer und
kirchendiener, so sie in examine für tauglich be-
funden, auch eines guten, unstreflichen lebens
und wandls zeugnus haben, zudem, unser kir-
chenordnung mit lehr, dienst und leben sich ge-
meß zu verhalten, angeloben wöllen, fur andere
befürdern und mit inen die vacirende kirchen-
und schuldienst treulich besetzen.
Und nachdem wir berichtet worden, das et-
liche schulmaister hin und wider unsers lands
manicherlai grammaticas den schulern ires ge-
fallens furlesen, dardurch die jugend mer ver-
hindert als gefürdert wird, so ist unser mainung,
das unsere visitatores die schulmaister jedes orts
dahin mit ernst weisen, das sie bei der jugend kaine
andere grammaticam als Philippi Melanchtonis39,
auch kainen andern catechismum zu latein und
deutsch als Martini Lutheri40 gebrauchen in ma-
ßen, wie auch unser kirchenordnung inen aufer-
legt.
[23.] Zum dreiundzwainzigsten: So sollen si
bei unserm gemainen kirchenschaffnern erkundi-
gen, wie derselbigen kirchengefell und einkomen
steen, was im vorrat, wie es der kirchen zu nutz
angelegt werden könne, und darauf gebürenden
beschaid geben.
[24.] Zum vierundzwainzigsten sollen unsere
visitatores der teutschen biblia41, dero wir bei un-
ser canzlei viel in vorrat haben, ainen guten tail,
so viel sie der von nöten achten, mit sich in die
ambten nemen und dieselben in die pfarrn und
38 Es begann mit der Entlassung des Pfarrers Andreas
Pankratius in Amberg am 12. Dez. 1566. Weitere
Entlassungen folgten bald. Doch suchte zunächst
noch keiner der Entlassenen Unterkunft in Pfalz-
Neuburg (Lippert, Reformation 107. 109ff. —
Götz, Kalvinismus 95f. 105f. 114. 109.).
39 Sie war 1525 erstmals herausgegeben worden, er-
schien seit 1550 in der 3., unter Mitarbeit von Joa-
chim Camerarius verbesserten Auflagenreihe (CR
20, 193-336) und war teilweise bis ins 18. Jahrhun-
dert hinein in Gebrauch.
40 Bekenntnisschriften 501-527!
41 Um welche Ausgabe es sich dabei handelte, ist un-
bekannt.
und daran niemands - er sei klain oder groß, arm
oder reich - verschonen oder ainige freundschaft,
gunst oder anders, so die gemüeter bewegen mag,
ansehen, in maßen wir dann hiemit ir aigen gewissen
und conscienz beschwert und obligiert haben, auch
inen solchs antrauen.
Was si auch allenthalben ausrichten oder für be-
kirchen (da man dero in mangel steet) austailen
und dafür deren orten nichts fordern oder nemen
lassen, da wir collator sein oder die pfarr und alle
andere gaistliche gefell und nutzung einzihen.
Wo sie die aber in die hofmarchen und andere
pfarrn oder zu andern kirchen geben, die nit an
mittel uns zusteen, sondern von andern belehenet,
besetzt und versehen werden, so sollen sie für ide
bibel funfthalben gulden erfordern und einbrin-
gen, auch demjenigen verrechnen lassen, der
solche biblen von unsern wegen underhanden hat,
sollen auch aller ort, wohin die biblia oder andere
büecher geben werden, von dem pfarrer des orts
ain bekantnus nemen, das er solche bibl und büe-
cher zur pfarr empfangen, auf das sie bestendig-
lich bei der pfarr oder kirchen bleiben, ob der
pfarrer gleich inkonftigs darvon wurd abzihen.
[25.] Zum fünfundzwainzigsten: Wann in itziger
unserer verordneten visitation auf dem Norgkaw
imands der calvinischen oder anderer verfüeri-
schen secten anhengiger einschleichen und sich an-
maßen wollt, unsere undertanen zu seiner ver-
kerten mainung zu bereden oder diesem unserm
christlichen werk zuwider und verhinderung oder
verachtung ichts zu practicirn oder zu handln
oder auch calvinische büecher, des pfalzgrevi-
schen churfurstlichen catechismi42, kirchenord-
nung43 und anders zu vertreiben und under das
volk zu bringen, darauf man denn fleißig gut
achtung geben, so sollen unsere visitatorn den-
oder dieselben alsdann in verwarung nemen las-
sen und uns des berichten, damit wir fürter des-
oder derselben halb unsern ambtleüten vernern
gebüerenden beschaid zu geben hetten.
42 Catechismus oder Christlicher Underricht, wie der in
Kirchen und Schulen der churfürstliche Pfaltz ge-
trieben wird. Heidelberg 1563. (Der sog. Heidelber-
ger Katechismus. - Aug. Lang, Der H. K. [ = Schrif-
ten des Vereins für Reformationsgeschichte, Leipzig
1913. 133]. - Lothar Coenen [Herausgeber], Hand-
buch zum Heidelberger Katechismus. Neukirchen
[Mörs] 1963. - Reu 241-268).
43 Kirchenordnung, wie es mit der christlichen lehre ...
in des herrn Friedrichs, pfalzgraven bei Rhein... ge-
haltenwird. Heidelberg 1563 (Richter2, 257-275.-
Sehling 14 Nr. 31).
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