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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0169
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I 17 Mandat gegen die Kalvinisten 1564

schulen in dienst zugelassen werden, er sei dan zuvor
auf ausfürliche und notwendige, sonderliche hiezu
angestellte interrogatoria de caena Domini fleißig
examinirt, hab auch die confessionem8 angenomen,
approbirt und mit aigner hand underschrieben9,
deren formular unser kirchenrät und consistorium
zu Neuburg jedem exhibiren und zustellen würdt
und solle.
Verner sollen unsere superintendenten in general-
und specialvisitationibus, auch ein jeder pfarrer in-
sonderheit mit hochstem fleiß achtung und nach-
frag darauf haben und ire gute kundschaft machen,
damit weder durch die kirchendiener selbst noch
andere in den winkeln umbschleichende geistere und
sectierer ermelter vergifter sacramentirischer ir-
tumb dem gemainen zuhörer nit eingepflanzet, son-
der das si bei der gesunden lere des heiligen evangelii
und rechtem verstand und gebrauchen des hoch-
wirdigen nachtmals Christi mögen unverfüret erhal-
ten werden.
Demnach ist unser ernstlicher bevelch, gebot, ent-
licher will und mainung,
das sich meniglich in unserm fürstentumb solcher
irriger, verfürischer, gotslesterlichen irtumben der
calvinischen, schwenckfeldischen10 und irer an-
hengere sacramentischen opinionen und aller ande-
rer secten genzlich enthalte und deren sich weder
hören noch vernemen lassen, sonderlich aber ni-
mands, solche gift in unsere kirchendiener und un-
dertanen zu sprengen und si damit zu verletzen, sich
anmaßen,
das auch alle und jede und unsere undertanen und
zugehörige diselbige verfürer weder hausen noch
herbergen, auch gar kain haimliche noch offenliche
zusammenkunft und colloquia gestatten, auch kain
underschlaif noch hilf, fürschub beweisen, sich auch
an si nicht henken, inen nicht zufallen noch sich mit
irem bösem irtumb beflecken oder deren tailhaftig
machen,

8 Gemeint sind damit zweifellos die vier Frageartikel,
die auch oben S. 132 bei Anmerkung 18 erwähnt
werden. Sie wurden auch von Dinkelsbühl über-
nommen und finden sich daher Sehling 12. 145.
9 Solche Bekenntnisse: MHStA PfNA 1296.

alles bei vermeidung unserer ernstlichen ungnad
und straf, welche nach gelegenhait, große der uber-
tretung und unbußfertigkeit gegen solchen sectirern
und ungehorsamen (als haiden und zöllnern nach der
lere des Sons Gottes11 und abgeschnitnen glidern
der christlichen gemain) und, die sich mit Gottes
wort nit haben wöllen underrichten noch weisen las-
sen noch von irem ungehorsamen fürnemen absteen,
soll fürgenomen und volzogen werden. Davor sich
ein jeder wisse zu verhüten.
Wover sich auch begebe, daß jemands in unserm
fürstentum wer, der were einer andern mainung we-
der12 die augspurgische confession, unsere christliche
kirchenordnung und anders oben gemeldet ausweiset,
und also etwa ainicher irrigen secten anhengig würde,
der oder dieselben sollen bei den pflichten und
treuen, damit sie uns verwandt und zugetan, schul-
dig sein, jeder seim fürgesetzten pfarrer solichs zu
entdecken, auch davor und inmitls mit niemands
heimlich oder offenlich davon disputiern noch sich
understeen, jemands auf sein mainung zu bringen,
welcher pfarrer alsdan uns oder unsern verordneten
stathalter und kirchenreten, auch amptleuten solchs
verners anzaigen soll, mit ermanen und underweisen
und sonsten gegen inen zu verfarn wissen.
Bevelhen demnach weiter und beschließlich mit
allem ernst euch, unsern oberzelten ambtstragenden
personen - baid in der policei und kirchenconsisto-
rio -, das ir bei eurn pflichten und treuen, darmit ir
uns verwandt und zugetan, euch berürter sacramen-
tirischen, hochschedlichen opinionen in kain wege
anhengig machet noch einichen unserm diener und
undertanen gestattet, sich damit zu beflecken, auch
auf solche verfürer und derselbigen anhengere und
underschlaifer eure fleißige, gute und ernstliche ach-
tung und kundschaft haben und, sobald ir die in er-
farung bringet, dennechsten einziehen lassen und zu
unser canzlei unverzogenlich berichten und darüber
unsers vernern bevelchs und bescheids, wie man
10 Siehe oben S. 120 Anm. 7. Er wird hier vor allem
wegen seiner Abendmahlslehre, die nahe mit der
Calvins verwandt ist, genannt.
11 Matth. 18, 17.
12 = als. - In der Vorlage steht (aber offenbar als
Druckfehler): wider.

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