I 19 Visitationsordnung von 1576
daß von unsern kirchendienern, so in eur anbevolhe-
nen superintendenz sein, der catechismus mit ver-
lesen, explicieren, examinieren und jerlicher ex-
ploration diser unser euch deshalb gegebner kirchen-
und visitationsordnung nach kains sonntags noch
feirtags erlassen, sonder derselbig mit allem mug-
lichen fleiß getriben, auch die eltern in iren predigen,
ire kinder und sich selber (in maßen dann frommen
erelichen [!] und christlichen eltern, ire kinder darin zu
underrichten haben, wol anstet) zu dem catechismo
als zu ainer gar nutzlichen predig zu befurdern, ernst-
lich ermanen und betroen, das der oder die, sie seien
gleich alt oder jung, so sie die sechs haubtstuck
christlicher lehr ufs einfeltigst nit gelernet oder
uf ansprechen sich solcher rechter, christlicher, not-
turftiger lehr nichts berichten mugen, nicht al-
lain zum nachtmal des Herrn nicht gelassen, son-
der, da sie sich auch verheuraten wurden, nicht ver-
kundet oder eingesegnet werden sollten, wie [!] sie des
catechismi gnugsamblich bericht und darzue tau-
genlich und geschickt befunden werden.
So wöllen wir auch, das ir bei allen eures gezirks
signirten pfarrkirchen dise verordnung tuet, das
bei jeder ein sonder buech von lauter papier einge-
bunden und jedem pfarrer und diacon von unsernt-
wegen mit ernst uferlegt werde, wann und so oft ein
kind zum tauf gebracht, desselbigen kinds, auch
seins vatern, muettern sambt gefattern namen, dar-
zue den tag und jar, in dem jedes kind getauft, ge-
storben oder auch, da zwo personen eingesegnet
werden, ins selbig buech ordenlich und underschid-
lich einzuschreiben, welches buech alzeit bei der
kirchen verwart, behalten und bleiben soll.
[14.] Zum vierzehenden: Was mehr oder ferner
hierin zu bedenken und vorzunemen ist, soll ein
jeder superintendens sich aus den ime zuegestellten
generalartikln14 erholen und sich derselben inhalt
gemeß verhalten und geleben, gnediclich wol an-
trauend [, das] si dasjenig also ausrichten werden, wie
si es vor Gott dem Allmechtigen, dem si rechnung
darumb zu geben schuldig seien, auch uns als dem
landsfursten und der obrigkait zu verantworten ge-
14 Unsere Nr. I 20!
denken und daran niemands durchaus verschonen
oder ichtwas, so das gemuet bewegen mag, irn aignen
gewissen nach ansehen sollen.
So ist auch unser bevelch, will und mainung, das
ir nach verrichter inquisition beim pfarrer und magi-
strat zum beschluß an baide tail ein christliche an-
manung tuet, das jeder tail seines bevolhenen ambts
und beruefs eingedenk sein, demselbigen fleißig und,
wie beden tailen schuldig obligt, abwarten und ein
tail dem andern die hand bieten, christlich und treu-
lich zusammensetzen wöllen, darmit die ehre Gottes
befurdert, die kirch teglich erweitert und wol er-
bauet werde.
Was dann also ir in solcher specialvisitation sambt
ainem diener, so euch zuegelassen werden mag, euch
durch eurn assignierten district zu blaiten15, uf euch
zu warten und die visitation von einem markt, dorf
oder flecken in den andern, wie oblaut, zuvor anzu-
sagen, an jedem ort verzehret, dasselbig sollet ir
fleißig aufzaichnen, jedoch hierin kein unnotwen-
dige zerung ufzuwenden, soll euch alsdann in rech-
nung passiern und von den gemainen kirchengefelln
widerumb bezalt werden.
Zum letzten: Was ir auch allenthalben bei allen
eures bezaichneten gezirks kirchen, schuelen, magi-
strat und gemeinden fur mengl befunden und ver-
richtet, das sollet ir fleißig verzaichnen in die visi-
tata, neben eurem guetdunken, wie solches zu ende-
rung oder besserung zu bringen sein möcht etc., ein-
verleiben, dieselbige uns alsdann nach endung der
visitation uberschicken, uns notturftiglich haben
darnach zu richten.
An deme tuet ir Gott dem Allmechtigen ein an-
genemes, christlichs werk, auch unsern ernstlichen
gehais, willen und mainung.
Actum Neuburg an der Thonaw, under unserm
hie furgedrucktem secrete am montag nach Judica,
den neunten Aprilis anno funfzehenhundert und im
sechsundsibenzigisten.
Philips Ludwig, pfalzgrave etc.
[Siegel unter Papier, klebt].
15 = beleiten, begleiten (Schmeller 1, 1529. - Götze
26).
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daß von unsern kirchendienern, so in eur anbevolhe-
nen superintendenz sein, der catechismus mit ver-
lesen, explicieren, examinieren und jerlicher ex-
ploration diser unser euch deshalb gegebner kirchen-
und visitationsordnung nach kains sonntags noch
feirtags erlassen, sonder derselbig mit allem mug-
lichen fleiß getriben, auch die eltern in iren predigen,
ire kinder und sich selber (in maßen dann frommen
erelichen [!] und christlichen eltern, ire kinder darin zu
underrichten haben, wol anstet) zu dem catechismo
als zu ainer gar nutzlichen predig zu befurdern, ernst-
lich ermanen und betroen, das der oder die, sie seien
gleich alt oder jung, so sie die sechs haubtstuck
christlicher lehr ufs einfeltigst nit gelernet oder
uf ansprechen sich solcher rechter, christlicher, not-
turftiger lehr nichts berichten mugen, nicht al-
lain zum nachtmal des Herrn nicht gelassen, son-
der, da sie sich auch verheuraten wurden, nicht ver-
kundet oder eingesegnet werden sollten, wie [!] sie des
catechismi gnugsamblich bericht und darzue tau-
genlich und geschickt befunden werden.
So wöllen wir auch, das ir bei allen eures gezirks
signirten pfarrkirchen dise verordnung tuet, das
bei jeder ein sonder buech von lauter papier einge-
bunden und jedem pfarrer und diacon von unsernt-
wegen mit ernst uferlegt werde, wann und so oft ein
kind zum tauf gebracht, desselbigen kinds, auch
seins vatern, muettern sambt gefattern namen, dar-
zue den tag und jar, in dem jedes kind getauft, ge-
storben oder auch, da zwo personen eingesegnet
werden, ins selbig buech ordenlich und underschid-
lich einzuschreiben, welches buech alzeit bei der
kirchen verwart, behalten und bleiben soll.
[14.] Zum vierzehenden: Was mehr oder ferner
hierin zu bedenken und vorzunemen ist, soll ein
jeder superintendens sich aus den ime zuegestellten
generalartikln14 erholen und sich derselben inhalt
gemeß verhalten und geleben, gnediclich wol an-
trauend [, das] si dasjenig also ausrichten werden, wie
si es vor Gott dem Allmechtigen, dem si rechnung
darumb zu geben schuldig seien, auch uns als dem
landsfursten und der obrigkait zu verantworten ge-
14 Unsere Nr. I 20!
denken und daran niemands durchaus verschonen
oder ichtwas, so das gemuet bewegen mag, irn aignen
gewissen nach ansehen sollen.
So ist auch unser bevelch, will und mainung, das
ir nach verrichter inquisition beim pfarrer und magi-
strat zum beschluß an baide tail ein christliche an-
manung tuet, das jeder tail seines bevolhenen ambts
und beruefs eingedenk sein, demselbigen fleißig und,
wie beden tailen schuldig obligt, abwarten und ein
tail dem andern die hand bieten, christlich und treu-
lich zusammensetzen wöllen, darmit die ehre Gottes
befurdert, die kirch teglich erweitert und wol er-
bauet werde.
Was dann also ir in solcher specialvisitation sambt
ainem diener, so euch zuegelassen werden mag, euch
durch eurn assignierten district zu blaiten15, uf euch
zu warten und die visitation von einem markt, dorf
oder flecken in den andern, wie oblaut, zuvor anzu-
sagen, an jedem ort verzehret, dasselbig sollet ir
fleißig aufzaichnen, jedoch hierin kein unnotwen-
dige zerung ufzuwenden, soll euch alsdann in rech-
nung passiern und von den gemainen kirchengefelln
widerumb bezalt werden.
Zum letzten: Was ir auch allenthalben bei allen
eures bezaichneten gezirks kirchen, schuelen, magi-
strat und gemeinden fur mengl befunden und ver-
richtet, das sollet ir fleißig verzaichnen in die visi-
tata, neben eurem guetdunken, wie solches zu ende-
rung oder besserung zu bringen sein möcht etc., ein-
verleiben, dieselbige uns alsdann nach endung der
visitation uberschicken, uns notturftiglich haben
darnach zu richten.
An deme tuet ir Gott dem Allmechtigen ein an-
genemes, christlichs werk, auch unsern ernstlichen
gehais, willen und mainung.
Actum Neuburg an der Thonaw, under unserm
hie furgedrucktem secrete am montag nach Judica,
den neunten Aprilis anno funfzehenhundert und im
sechsundsibenzigisten.
Philips Ludwig, pfalzgrave etc.
[Siegel unter Papier, klebt].
15 = beleiten, begleiten (Schmeller 1, 1529. - Götze
26).
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