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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0191
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I 20 Generalartikel von 1576

Nachdem wir nechstverschinenen funfundsiben-
zigisten jars der mindern zal abermals ein christliche
visitation in den kirchen unsers furstentumbs an-
stellen lassen, dardurch in allen stetten, markten,
dörfern und flecken eigentlich zu erkundigen, wel-
chergestalt die pfarrer, kirchen- und schueldiener
mit der predig Gottes worts und rechtem gebrauch
der heiligen sakrament, underrichtung der jugent in
dem christlichen katechismo ihr ambt verrichten,
auch mit gottseligem, christlichem, unergerlichem
wandel der gemain Gottes vorgehen, desgleichen
auch wie durch unser ober- und underambtleut,
landsessen, hofmarksherrn und lieben, getreuen
undertanen die predig Gottes worts besucht, die
heiligen sakramenten gebraucht, auch uber der
christlichen zucht und erbarkait gehalten, da sich
dann allerlai mengel befunden, welche uns als einer
christlichen oberkait und dem landsfursten nicht zu
gedulden, haben wir nach fleißiger erwegung und
vorgeender beratschlagung nicht allain aus jungst-
gehaltener, sonder auch allen hievor angestellten
visitationen etliche generalartikl begriffen und un-
seren superintendenten zustellen lassen, darmit si
sich in allerlai vorfallenden sachen, so ihnen merer-
tails in verrichtung irer visitation begegnen möch-
ten, der gebür nach wüsten zu verhalten.
Derwegen unser ernstlicher will und meinung, das
ermelte unsere superintendenten solchen artikln mit
ernst und fleiß nachsetzen, darwider für ihr person
nichts handlen, sonder denselben in allweg gemeß
sich verhalten, auch, daß von den pfarrern, kirchen-
und schuldienern dergleichen geschehe, mit ernst
und fleiß verschaffen und, was sie jederzeit verrich-
ten oder nicht verrichten künden, in ihr järliche visi-
tationsverzaichnussen einbringen, darmit in kunf-
tigem synodo eigentlich berichtet, welcher gestalt
gegen meniglich die gradus der vermanung gehalten
und nachmals gegen einem jeden insonderhait und
ingemain die gebür vorzenemen.
Desgleichen ist auch unser ernstlicher will und

1 Vgl. etwa S. 163!
2 Bekenntnisschriften 21—25.
3 Bekenntnisschriften 26f.
4 Bekenntnisschriften 28ff.
5 Bekenntnisschriften 31—138.

meinung, inmaßen hievor auch durch offen patent1
jedem superintendenten zuegestellt und bevolhen
worden, das unser ober- und underambtleut, land-
sessen, burgermaister und räte, auch ander bevelch-
haber und undertan den superintendenten in ihrer
verrichtung, vermög obangeregter generalartikl an-
gestellt, kein eintrag noch verhindernus, sonder alle
befurderung und schuldigen, gebürlichen gehorsam
erzaigen und derhalben kein klag oder mangl an
ihnen erscheinen lassen.
Daran geschicht unser gnediger und ernstlicher
will und meinung.
Actum Neuburg an der Thonaw, den zweinzigi-
sten Februarii anno Domini tausentfunfhundert
und im sechsundsibenzigisten.⌝
I
Von der lehr und, was dem volk
furzutragen.
⌜Nachdem die lehr der propheten und apostel alts
und neues testaments der grund, uf welchen die
kirch Gottes erbauet, so sollen alle pfarrer und
kirchendiener durch die superintendenten mit fleiß
angehalten werden, das alle ihre predigen aus den-
selben genomen und darauf gegründet.
Soviel aber die auslegung der heiligen schrift be-
langet, das dieselbige zuvorderst der heiligen schrift
selbst und dann auch den dreien symbolis aposto-
lico2, nicaeno3, Athanatiano4, desgleichen auch der
augspurgischen confession5, wie si anno 1530 kaiser
Carolo Quinto ubergeben, als unserer zeit der rech-
ten, wahrhaftigen kirchen symbolo, derselben apo-
logien6, schmalkaldischen artikeln7 und catechismo8
Lutheri nicht zuwider, sonder in allweg als dem
reinen corpori doctrinae gemeß gefüert und, da je-
mand solchem zuwider geleret und uf seiner gefaß-
ten irrigen opinion verharren, im furstentumb kei-
neswegs geduldet werden solle.⌝
6 Bekenntnisschriften 139-404.
7 Bekenntnisschriften 405-458.
8 Da nur in der Einzahl davon geredet wird, ist an den
Kleinen Katechismus zu denken (Bekenntnis-
schriften 501-527).

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