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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0199
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I 20 Generalartikel von 1576

stentumb Neuburg durchaus bei allen kirchen gleich-
formig gehalten werden solle.
Erstlich sollen sich alle kirchendiener der ord-
nung Christi mit vleiß erinnern und inen dieselbige
wol einbilden, in welcher Christus maß und weise
furgeschriben, wie der christlich bann in der kirchen
Gottes angestellt und erhalten werden solle, da er
also sagt: „Sundiget dein bruder wider dich, so gehe
hin und straf ihne zwischen dir und ihme allain!
Gehorcht er dir, so hast du deinen bruder gewonnen.
Gehorcht er dir nicht, so nime noch ein oder zwen zu
dir, auf das alle sachen bestehen in zweier oder dreier
zeugen munde! Gehorcht er denen nicht, so sag es
der gemain! Gehorcht er der gemain nicht, so halte
ihn für ein heiden und zöllner“ [Matth. 18,15ff.]!
Mit welchen worten Christus ein gewisse maß und
weise furgeschriben, die nicht felen kan und, da sich
ein pfarrer oder kirchendiener derselben gemeß ver-
helt, ihne nicht felen lest, nach deren er alsodann die
schlüssel, ohne furcht und sorg göttlich und wol
brauchen kan; dann darauf volget der text von den
schlüsseln: ,,Was ir bindet uf erden, das soll im himel
gebunden sein und, was ir löset uf erden, das soll im
himel los sein“ [Matth. 18,18].
Damit nun die kirchendiener diese maß und weise
nicht ubertreten, sunder sich innerhalb derselben
eigentlich und mit vleiß halten, soll, vermög diser
ordnung, von Christo furgeschriben, hinfuro kain
kirchendiener in disem furstentumb eigens willens
oder erkuntnus jemand, wer der auch sein möchte,
us der gevatterschaft bei der heiligen tauf, vom
heiligen abentmal und von der heiligen absolution
abhalten; dann solches im grund ein species ex-
communicationis ist, die vermög der ordnung Christi
keinem kirchendiener allein, sonder der ganzen christ-
lichen gemein, gleichwol auch mit irer maß, zue-
gehört.
Da aber ein pfarrer oder kirchendiener an ir-
gend einem seiner pfarrkinder mangl und beden-
kens haben wurde, daß er vermeint, er kündte ine
mit guetem gewissen nicht zur gevatterschaft oder
heiligen abentmal zulassen, soll er nach der weise
und maß, von Christo furgeschriben, denselben erst-
lich fur sich allain erfordern, ihne strafen und zur
bueß vermanen und, da er seine missetat erkennet

und bekenet, auch, das si ime laid sei, bezeuget und
besserung verheißet, soll er ine keineswegs von der
gevatterschaft bei der heiligen tauf wie auch von
dem heiligen abentmal abhalten, sunder zulassen.
Wann er sich aber zum andern mal versundiget
und also sein zuesagung und versprochene besserung
nicht gehalten und abermals zur gevatterschaft ge-
beten oder zum heiligen abentmal vorhabens ze ge-
hen und die absolution begeret, soll er ihne eigens
willens und erkentnus auch zum andern mal nicht
abhalten noch von der gevatterschaft oder heiligen
abentmal ausschließen, sondern noch ain oder zwen
zu sich nemen und ihne abermal mit ernst zur rech-
ten christlichen bueß vermanen.
Da er nun zum andern mal besserung versprochen
und zuegesagt, soll er auch noch der zeit nicht von
gedachtem heiligen sacramenten und derselben ge-
mainschaft abgewisen, sonder neben und mit andern
christen ze steen erlaubt und zugelassen werden;
dann Christus maß und weise seiner kirchen furge-
schriben, wie si mit den sundern handlen und aus
derselben keineswegs schreiten soll und solchen men-
schen uszeschließen nicht bevolchen hat.
Da er aber noch nicht von seinem sundlichen
leben ablassen, sunder in demselben fortfahren
sollte und gleicher gestalte wie hievor eintweder zur
gevatterschaft gebeten oder zum heiligen abentmal
geen und nach beschehener erkanntnus und be-
kanntnus seiner sunden die absolution begeren
wurde, soll er auch zum dritten mal von gemain-
schaft der kirchen und der heiligen sacramenten
nicht abgehalten, sonder solchs der gemein angezeigt
werden, die ihne noch ernstlicher, denn zum ersten
und andern mal geschehen, zur bueß vermanen und
strafen solle. Und da er auch vor derselben sich
nicht rechtfertiget noch unbueßfertig erzeigt, sun-
der bueß und besserung verspricht, soll er auch nach
der vermanung, die ihme von der gemeind gesche-
hen, nicht von der gemainschaft der kirchen abge-
halten oder usgeschlossen, sunder uf sein bekannt-
nus zu den heihgen sacramenten zugelassen werden.
Wann er aber auch den verspruch, so er der ge-
mein geton, nicht gehalten, sunder dieselbige war-
nung, wie die vorgeenden, verachtet und in seinem
gottlosen, ergerlichen leben vortvahrn und also alle
strafen an ihme verlorn und nichts verfangen, als-

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