Herzogtum Pfalz-Neuburg
jungern anspricht, nicht mit rauchen worten an-
feret noch ihme seinen fall vor seinen jungern aufpeu-
ket31*, sunder allain uf das allerfreundlichste fragt:
Petre, hast du mich lieb ? und Petrus sagt: Herr, du
waist, das ich dich lieb habe, ihme gleich seine schaf
bevolhen hat.32
Diese lehr, austruckenlich bevelch und exempl
Christi und seines apostels sollen die superintenden-
ten den pfarrern, so aus unzeitigem eifer ein neuen
bäpstlichen und unleidenlichen bann in die kirchen
Gottes eigenwilliger weise einfueren wöllen, mit
allem vleiß wol einbilden, darmit si sich das exempl
Ambrosii33 nicht verfueren lassen, welcher wol in
dem löblich und als ein held gehandelt, das er sich
das ansehen des kaisers nicht erschrecken und vor
erkanntnus seiner sunde ohne reue zum heiligen
abentmal nicht zuelassen wöllen, aber in dem wider
die offenbar ordnung und bevelch Christi eigen-
williger weise gehandlt, das er den frommen, reuen-
den, bueßenden, weinenden, klagenden kaiser Theo-
dosium lenger denn acht monat lang im bann und
von der christlichen absolution abgehalten und da-
mit zu des bapsts stuel und seiner tyranei nicht den
kleinsten stein gelegt, das er solchem exempl nach
eigens gewalts, willens und erkanntnus außer33* ver-
mainten kraft seines ambts und der schlußl S. Petri
kaiser, konig, fursten und herrn seines gefallens von
der regierung abgesetzt und die undertanen von dem
schuldigem gehorsam wider Gott und alle recht ab-
solvirt hat, welche nicht Gottes oder seiner kirchen,
sunder des Satans bann und schlußl gewesen; dann,
so bald man die maß und weis nicht helt, wie si von
Christo furgeschriben, so hat man auch seine schlußl
nicht und ist demnach ein solcher bann nicht ze
förchten, sonder zu verdammen.
Demnach dann auch, so die pfarrer solche eigen-
willige und eigensinnige weise gegen iren pfarrkin-
dern in unsern kirchen gebrauchen sollten, vil un-
leidenlicher sein wurde, dann des bapsts bann jemals
gewesen, das nemlich da ein jeder dorfprediger oder
stattpfarrer sich solches bapstischen gewalts un-
31 * Doch wohl von aufbeigen = aufhäufen (Schmel-
ler 1, 215. - Fischer 1, 396).
32 Joh. 21,5ff.
33 Der Kirchenvater Ambrosius, Bischof von Mailand
(† 397), veranlaßte den Kaiser Theodosius den Gro-
derwinden und ihres gefallens die leut in bann tuen,
das ist: von der heiligen tauf, heiligen abentmal und
heiligen absolution abhalten wollen.
Da nun unsere superintendenten bei irgent einem
pfarrer vernemen wurden, daß si sich von solchem
unrechtmeßichen furnemen nicht abweisen lassen,
sunder wider alle warnung und underweisung darauf
beharren wurden, sollen si ihme nicht zuesehen,
sunder unverzuglich zu unserm consistorio berich-
ten, damit geburender ernst gegen ihme furgenom-
men und dem ergernus zeitlich gewehret werde; dann
wir solche eigenwillige und eigensinnige weise, die
leut wider die ordnung Christi ze bannen, in unserm
furstentumb zu gedulden, keineswegs gesinnet.
Wann aber die kirchendiener die recht christlich
zucht vermög des bevelchs und der ordnung Christi
anrichten und derselben mit geburlicher beschaiden-
hait nachkommen, sollen si daran nicht allain nicht
gehindert, sonder, da ihnen oder denen, so aus dem
gericht oder rat und gemain hierzue verordnet, dar-
uber etwas unbillichs widerfahren, sich zu uns als
einem christlichen landsfursten versehen, daß si dar-
bei gehandhabt, geschutzt und geschurmbt und
sollen alle die, von denen si solcher weis und der ur-
sach halben allain beleidigt, mit allen ungnaden
andern zum exempl und abscheuen unnachleßlich
und hertiglich gestraft werden.
Damit aber jeder pfarrer wissen möge, welcher
gestalt und mit was worten und ceremonien ein
offentlicher unbueßfertiger sunder, da er nach ge-
haltenen ordenlichen vermanungen durch das con-
sistorium oder synodum in bann erkent, in denselben
offentlich ze tuen und, da er bueß tuet, nach dem ur-
tail und rechtmeßigen erkanntnus der kirchen wider-
umb ufgenomen und offentlich absolvirt werden solle,
haben wir unsern superintendenten ein gewisse
form, wie nachvolgt, zuestellen lassen, darnach si sich
fur ihre personen in ihren kirchen zu verhalten und,
daß es gleichergestalt auch von den andern ihren
undergebnen pfarrern geschehe, mit allem vleiß und
ernst verschaffen sollen.
ßen (379-395) durch einen Brief (Epistola 51) zur
Kirchenbuße für ein im Zirkus zu Thessalonich an-
gerichtetes Blutbad, was dann die Legende in der
hier wiedergegebenen Weise ausmalte (RE 1, 445).
33* = aus (Grimm 1, 1030).
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jungern anspricht, nicht mit rauchen worten an-
feret noch ihme seinen fall vor seinen jungern aufpeu-
ket31*, sunder allain uf das allerfreundlichste fragt:
Petre, hast du mich lieb ? und Petrus sagt: Herr, du
waist, das ich dich lieb habe, ihme gleich seine schaf
bevolhen hat.32
Diese lehr, austruckenlich bevelch und exempl
Christi und seines apostels sollen die superintenden-
ten den pfarrern, so aus unzeitigem eifer ein neuen
bäpstlichen und unleidenlichen bann in die kirchen
Gottes eigenwilliger weise einfueren wöllen, mit
allem vleiß wol einbilden, darmit si sich das exempl
Ambrosii33 nicht verfueren lassen, welcher wol in
dem löblich und als ein held gehandelt, das er sich
das ansehen des kaisers nicht erschrecken und vor
erkanntnus seiner sunde ohne reue zum heiligen
abentmal nicht zuelassen wöllen, aber in dem wider
die offenbar ordnung und bevelch Christi eigen-
williger weise gehandlt, das er den frommen, reuen-
den, bueßenden, weinenden, klagenden kaiser Theo-
dosium lenger denn acht monat lang im bann und
von der christlichen absolution abgehalten und da-
mit zu des bapsts stuel und seiner tyranei nicht den
kleinsten stein gelegt, das er solchem exempl nach
eigens gewalts, willens und erkanntnus außer33* ver-
mainten kraft seines ambts und der schlußl S. Petri
kaiser, konig, fursten und herrn seines gefallens von
der regierung abgesetzt und die undertanen von dem
schuldigem gehorsam wider Gott und alle recht ab-
solvirt hat, welche nicht Gottes oder seiner kirchen,
sunder des Satans bann und schlußl gewesen; dann,
so bald man die maß und weis nicht helt, wie si von
Christo furgeschriben, so hat man auch seine schlußl
nicht und ist demnach ein solcher bann nicht ze
förchten, sonder zu verdammen.
Demnach dann auch, so die pfarrer solche eigen-
willige und eigensinnige weise gegen iren pfarrkin-
dern in unsern kirchen gebrauchen sollten, vil un-
leidenlicher sein wurde, dann des bapsts bann jemals
gewesen, das nemlich da ein jeder dorfprediger oder
stattpfarrer sich solches bapstischen gewalts un-
31 * Doch wohl von aufbeigen = aufhäufen (Schmel-
ler 1, 215. - Fischer 1, 396).
32 Joh. 21,5ff.
33 Der Kirchenvater Ambrosius, Bischof von Mailand
(† 397), veranlaßte den Kaiser Theodosius den Gro-
derwinden und ihres gefallens die leut in bann tuen,
das ist: von der heiligen tauf, heiligen abentmal und
heiligen absolution abhalten wollen.
Da nun unsere superintendenten bei irgent einem
pfarrer vernemen wurden, daß si sich von solchem
unrechtmeßichen furnemen nicht abweisen lassen,
sunder wider alle warnung und underweisung darauf
beharren wurden, sollen si ihme nicht zuesehen,
sunder unverzuglich zu unserm consistorio berich-
ten, damit geburender ernst gegen ihme furgenom-
men und dem ergernus zeitlich gewehret werde; dann
wir solche eigenwillige und eigensinnige weise, die
leut wider die ordnung Christi ze bannen, in unserm
furstentumb zu gedulden, keineswegs gesinnet.
Wann aber die kirchendiener die recht christlich
zucht vermög des bevelchs und der ordnung Christi
anrichten und derselben mit geburlicher beschaiden-
hait nachkommen, sollen si daran nicht allain nicht
gehindert, sonder, da ihnen oder denen, so aus dem
gericht oder rat und gemain hierzue verordnet, dar-
uber etwas unbillichs widerfahren, sich zu uns als
einem christlichen landsfursten versehen, daß si dar-
bei gehandhabt, geschutzt und geschurmbt und
sollen alle die, von denen si solcher weis und der ur-
sach halben allain beleidigt, mit allen ungnaden
andern zum exempl und abscheuen unnachleßlich
und hertiglich gestraft werden.
Damit aber jeder pfarrer wissen möge, welcher
gestalt und mit was worten und ceremonien ein
offentlicher unbueßfertiger sunder, da er nach ge-
haltenen ordenlichen vermanungen durch das con-
sistorium oder synodum in bann erkent, in denselben
offentlich ze tuen und, da er bueß tuet, nach dem ur-
tail und rechtmeßigen erkanntnus der kirchen wider-
umb ufgenomen und offentlich absolvirt werden solle,
haben wir unsern superintendenten ein gewisse
form, wie nachvolgt, zuestellen lassen, darnach si sich
fur ihre personen in ihren kirchen zu verhalten und,
daß es gleichergestalt auch von den andern ihren
undergebnen pfarrern geschehe, mit allem vleiß und
ernst verschaffen sollen.
ßen (379-395) durch einen Brief (Epistola 51) zur
Kirchenbuße für ein im Zirkus zu Thessalonich an-
gerichtetes Blutbad, was dann die Legende in der
hier wiedergegebenen Weise ausmalte (RE 1, 445).
33* = aus (Grimm 1, 1030).
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