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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0223
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I 20 Generalartikel von 1576

geben, handlen, welchermaßen besserung ze tuen,
auch deshalben ihnen freundlich und ernstlich zu-
sprechen und si vermanen, weil es ihnen und iren
kindern zu zeitlicher und ewiger wolfart geraiche,
daß si disfalls nichts sparn und, was si guetwillig ze
geben sich erboten, in kunftigen synodis einbringen.
2. Darmit auch der schuelmaister mit einforde-
rung des schuelgelts bei der schuelkinder eltern
keinen unwillen erwecken oder ursach gebe, die
kinder von der schuel abzehalten, soll derwegen an-
geregt schuelgelt uf ein gewissen bestimbten tag von
den eltern durch etliche des rats oder censorn un-
verzüglich eingezogen werden, welches den eltern, uf
bestimbten tag nach der quatember16 zu erlegen, bei
einer gewissen straf geboten werden solle, dasselbig
ihme schuelmaister zuzestellen haben.
3. Gleichergestalt und dieweil die mas schuel- oder
quatembergelt nit vermögen und ire kinder, so guete
ingenia haben, deswegen allein davon abzeziehen
nicht verursacht werden mögen, soll die obrigkait
jedes orts uf alle mugliche mittl und wege bedacht
sein, wie es mit solchem quatember- oder schuelgelt
anzestellen, darmit die schuelmaister der gebur nach
contentirt und gleichwol die armen mit dem schuel-
gelt nit zu hoch beschwert werden.
4. Darbeneben sollen auch die schuelkinder, da si
anfangs zur schuel gefurt, ordenlich in ein catalogum
eingeschriben und das quatembergelt solang, bis si
sich widerumb aus dem catalogo ze tuen begeren,
erlegen, gleichwol, da einer zwischen der quatember
sein kind aus der schuel neme, nichts minder das
völlig schuelgelt zu bezalen schuldig sein.
5. Wann ein teutsche schuel an einem ort vacirt
und ledig wird, soll ein rat oder obrigkait selben orts
ein taugliche schuelperson alsbald zum consistorio
schicken und die sachen also anstellen, daß derselbig
in der wochen zu abends des erchtags17 ankomen,
volgends sich zeitlich anzaigen, damit er vermög der
ordnung vor dem consistorio¬ uf nachvolgende punc-
ten 「examinirt werde.¬

16 = quattuor tempora, nach dem Beginn der sog.
Quatemberfasten (Mittwoch mit Samstag) an den
Mittwochen nach Invocavit (1. Fastensonntag =
6. Sonntag vor Ostern), nach Pfingsten, nach Kreuz-
erhöhung (14. Sept.) und nach Luciä (13. Dez.) als
Vierteljahresanfänge (LThK 8, 580. - Eisenhofer

[1.] Was sein testimonia oder kundschaften seines
wesens und wandls seien.
[2.] Ob er nit mit verfüerischen opinionen verhaft
und ob er unserer wahren religion, christlicher be-
kantnus, der augspurgischen confession und der
kirchenordnung einverleibt, zuegeton sei.
[3.] Ob er auch den catechisimum oder kinderlehr
zimblichermaßen und also verstee, daß er die jugend
denselben vermög der kirchenordnung einfeltiglich
furtragen und si darinnen underweisen möge.
[4.] Ob er zimblichen bericht habe, die kinder mit
buchstaben syllabicirn, lesen und rechnen nutzlich
ze lehren und ob er ein lesentliche, zimbliche hand-
schrift mache.
So er nun zu der schuel tauglich erkant, sollen ime
volgende artikl vorgehalten werden, an aidstatt
darauf anzegeloben,
[1.] daß er die schuel, so ime bevolhen, mit allem
vleiß anrichten und administriren und hierin allain
der jugend nutz und furderung der lehr bedenken
und ansehen wolle,
[2.] daß er mit eim zuchtigen, erbarn und nuech-
tern leben der jugend ein guet exempl vortrage,
[3.] daß er den catechismum, kirchengesang und
das gebet mit allem vleiß und treuen der jugend ein-
bilden und täglich üben wölle,
[4.] daß er one vorwissen und erlaubnus der obrig-
kait und superintendenten nit verreise,
[5.] daß er die jungen ires unfleiß und boshait hal-
ber nit aus zorn oder mit poldern, sunder gebürlich
mit worten oder rueten strafe,
[6.] daß er ohne ufkundung eines viertljars sei-
nen dienst nit ufschreibe.
6. Verrers sollen die leges und satzungen der schue-
len aufgezeichnet und nit allain dem schuelmaister,
sunder auch den superintendenten zuegestellt wer-
den, sich in visitatione, ob demselben gelebt, darnach
haben ze richten.
116f. - Braun 280f. - H. Grotefend, Zeitrech-
nung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 1
[Hannover 1891] 160f.).
17 = Dienstag (Schmeller 1, 127f.; 2,1071. — Grimm
3, 744. - Fischer 1, 112).

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