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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0239
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1 20 Generalartikel von 1576

sen werden und si nach ausgang ermelts viertljars
allererst ze raumen schuldig sein sollen. Da auch bei
der wolverdienten pfarrer wittiben die armuet, dar-
zue si nit selbs ursachen gegeben, so groß sein wurde,
daß si fernerer hilf bedörftig, wöllen wir uns auf ir
undertenig ansuchen gegen denselbigen mit weitern
gnaden erzaigen.
Damit aber die kirchengueter nit zu hoch be-
schwert, sollen sich, wie hievor auch gemeldt, die
negstgesessne pfarrer und kirchendiener durch un-
derhandlung der superattendenten, ober- und unter-
ambtleut, landsessen, so die collatur haben, auch in
stetten und märkten burgermaister und rates, schult-
hessen, richters oder vogts christenlich und brueder-
lich verglichen, daß in mitler zeit ohne weitere be-
schwerung der pfarrgefell oder anderer besoldung
solche pfarr- oder kirchenambt versehen werde und
hierinnen zu gemuet fueren, ob si schon dise kleine
zeit solche mue und arbeit anwenden, daß dern weib
und kindern in gleichem fall solchs auch zu guetem
trost und nutz mit der zeit geraichen mage, daß es
auch an ihme selbst ein ganz notwendig werk der
christlichen lieb ist.
Es soll auch der superattendent neben den ambt-
leuten oder andern bevelchsleuten, wie oben ver-
meldet, sonderlich an den orten, da die pfarrer oder
kirchendiener das corpus der pfarr inen haben, ein
billiche vergleichung machen zwischen dem an-
kommenden pfarrer und der verlassnen wittiben
oder kindern nach gelegenhait des inventarii und
der zeit des jars zwischen dem verdienten oder ge-
bauten gewechs uf dem feld und übrigen einkom-
men der pfarr, damit der witwen und iren kindern
dasjenig, so ir vater seeliger verdient hat, nicht ent-
zogen und doch die pfarr nit gar veröset52 oder aus-
geschepft werde, daß der neue pfarrer nachmals gar
nichts finde und ein lange zeit vergebenlich dienen
muesse, sunder, daß hierinnen glaichait gehalten,
keinem mehr oder weniger, dann ihme gebürt, ge-
geben oder aber sunst aus gefaßtem neid und unver-
schuldter abgunst dem einem teil vorgehalten und
dem andern zugewendet werde. Sunderlich soll man
mit fleiß daran sein, das dem inventario, so bei der

2 verösen = leer machen, verwahrlosen (Grimm 12
I 955 - Schmeller 1, 164).

pfarr ist, ein genuegen geschehe und alles das, so
verzeichnet, in dem wert und würden bei der pfarr
gelassen, wie es der verstorbene erstlich gefunden
hat.
Nachdem auch an etlichen orten die ober- und
underambtleut von alters hero sich anmaßen, von
den neuen pfarrhern, so eingewisen werden, ein gül-
den oder mehr fur solche einweisung ze fordern,
so wöllen wir solche uflag hiemit abgeschaft ha-
ben also, daß si hinfurter fur solche einweisung
nichts fordern oder nemen sollen in betrachtung,
daß si ohne das schuldig seind, den armen, unver-
mugenden pfarrern auch ohne einiche zeitliche ver-
geltung alle mögliche furderung Gott und dem hei-
ligen predigambt zu ehrn guetwillig zu beweisen⌝
LI.
Wie es mit den alten verlebten pfarrern
und kirchendienern gehalten werden
solle.
Da sich begebe, daß die pfarrer und kirchendiener
in ain hoch alter gerieten, also das si der kirchen
nicht mehr nutzlich oder schwerlich vorsteen kun-
den, so soll ime ein leibgeding nach eines jeden per-
son verdienst, haushaltung und andern umbsten-
den aller gebür und seiner notturft nach verordnet
werden.
LII.
Wie und was gestalt die pfarr- und kir-
chen oder widumbsgueter verlihen wer-
den sollen.
⌜Wiewol billich, das der kirchen gueter als gärten,
äcker, wisen, zehenden und dergleichen den kirchen-
und schueldienern vor andern umb gebürlichen zins
verlihen werden sollen, jedoch und dieweil das
predig- und schuelambt bisweilen dardurch ver-
saumbt und denselben schuldiger gebür nach der ur-
sachen nit ausgewärtet würdet, so soll dise ver-

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