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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0247
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I 20 Generalartikel von 1576

schuelen, almosen und hospitalen augenscheinlichen
nutz, wie si solches vor uns, dem landsfursten, und
zuvorderst vor Gott dem Allmechtigen mit guetem,
ufrichten gewissen zu verantworten gedenken, wie
wir dann hiemit ir gewissen in der gleichen fallen
onerirt und beschwert haben wöllen.
Wann nun oftermelte unser consistorial- oder
kirchenrete durch solche wege, wie jetzt vermeldt,
uf die erbliche alienation oder verenderung ein-
helliglich schließen und uns alsdann, wie wir ihnen
hiemit uflegen, dessen underteniglich berichten,
wöllen wir oder unser statthalter und rete, da uns
kain sunder verhünderlich bedenken furfuele, unser
landsfurstlich decret darüber ergeen lassen, damit
man zu beeden tailen solches ufgerichten contracts
halben gnugsam versichert.
Außerhalb jetzt erzelten ordenlichen processes
soll kain alienation oder verenderung einiger ligen-
den oder unbeweglichen kirchen-, closter-, schuelen-
oder almosengueter, wie oben specificirt, kraft oder
würkung haben, si geschehe gleich, in was schein si
wölle, oder wie solches durch menschen sinn immer
möchte erdacht oder erfunden werden.
Als wir dann solche alienation und verenderung
und, was derselben anhangen mage, als landsfurst,
patron und schutzherr solcher güeter, wie wir von
rechtswegen nach gestalt gegenwertiger zeit und zu
verhüetung mehrers unrats und abgangs wol tuen
können und sollen, jetzt als dann und dann als itzo
cassirn, vernichten und von unwürden und der-
gestalt erkennen, daß si de jure und von rechts we-
gen unkreftig sei und bleibe, darüber auch kein ver-
hinderung oder prescription15 ihren anfang oder
lauf in ewige zeit bekomen oder gewinnen möge und
unserm statthalter und räten, auch unserm hof-
gericht und allen land- und stattgerichten darauf
ernstlich gebieten, dieselbige nicht allain fur un-
kreftig und von unwürden ze halten und daruber
nichts zue erkennen, sunder [auch] allen kirchen-
verwaltern, closterpröbsten, schaffnern und allen
andern bevelchhabern zu solchen de facto und ohne
recht alienirten kirchenguetern widerumb on einigen
rechtlichen proceß, auch ohne erstattung einiges
15 = Verjährung.
16 Pachtvertrag, bei dem der Pächter die Hälfte des

kaufgelts oder vom andern tail ufgewendten un-
kostens zu würklicher restitution zu verhelfen ernst-
lich uflegen und gebieten.
Wir wöllen auch, das uf den fall, da die verende-
rung oder alienation mit vorgeender ordenlicher er-
kantnus und unserm guethaißen und decret ge-
schicht, solche kirchengueter uf das höchst und uf
gewisse bezalung und die haubtsumma hinwider uf-
gewisen, erbliche oder widerkaufliche järliche nut-
zung unverzuglich angelegt werden.
Was die location, verleihung uf etliche jahr oder
zu erbrecht betrift, sollen die verwalter der geist-
lichen oder almosengueter als getreue und versten-
dige pfleger und hausväter handlen, wie si in iren
aigenen güetern ze handlen bedacht weren, doch in
ihrer macht und gewalt nit steen, einem etwas zu
erbrecht und über zehen jahr zu verleihen, sunder si
sollen, wann sis fur guet ansicht, daß ein guet erb-
lich verlihen oder die location über zehen jahr hin-
aus gestreckt werden solle, ihr bedenken sambt allen
umbstenden an die consistorial- oder kirchenrete
gelangen lassen, welche mit und neben unsern
cammerräten als denen, so des lands und der gueter
am bösten wissen tragen, beschließen und verab-
schiden sollen, was ihrem gewissen nach in derglei-
chen fällen tuenlich und nutzlich ist.
Insunderhait sollen die widumbsgueter zu den
pfarren gehörig, die ihme ein pfarrer selbst zu nutz
machen oder umb den halbbau16 ausleihen kan, ohne
vorgende vleißige erkanntnus, wie jetzt vermel-
det, auch ohne bericht des pfarrers, wie bisher in
etlichen fällen beschehen, keineswegs vererbt, vil
weniger alienirt und vereußert werden.
Wir kommen auch in erfahrung, das in etlichen
stetten und märkten sich burgermaister und rate an-
gemaßt, etliche fruemessen- und dergleichen güeter,
zu den pfarren und kirchenämbtern gehörig, zu ver-
kaufen, welchs ihnen aber als denjenigen, die keine
eigentumbsgerechtigkait darauf haben, keinswegs
gebürt hat oder noch gebüren mage, der kirchen ihre
aigentumb dermaßen zu vereußern, sunderlich,
Ertrages abliefert (Zedlers Universallexikon 12
[1735] 228 f.).

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