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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0249
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I 20 Generalartikel von 1576

mißbrauchen und dieselbige zeit mehr zu faulen
mueßiggang, fressen, spilen, saufen und anderer
uppigkait dann zu hörung Gottes worts und dem
kirchgang, darumb die feirtag angesetzt, anwen-
den und gebrauchen.
Dieweil nun solches alles denen leuten, so sich zu
der christlichen religion bekennen, ganz ubel anstet,
so ist hiemit unser bevelch, daß nit allain die pfarrer
und kirchendiener wider solchen mißbrauch zu sei-
ner zeit uf der canzl ihrem ambt gemeß predigen,
sunder auch, daß unser ober- und underambtleut
darauf ein vleißiges und embsiges ufsehen haben
und diejenigen, so also die feirtag ihres tuens und
wesens halben unheiligen, mit ernst strafen und dar-
an niemand verschonen, wie hieoben21 deswegen
weitere und underschiedliche fursehung geschehen.
Und nachdem die undertonen, sunderlich uf dem
land hiebei auch klagsweise furgebracht, daß etliche
feurtäg arbaitsame leut an ihrer narung hindern, den
andern aber, so ohne das ursach zum muesiggang
suechen, ze fressen und saufen gelegenhait geben,
so mögen wir leiden, daß außerhalb der dreien hohen
fest und den heiligen sonntägen die übrigen feirtäge,
sunderlich in traid-, heu- und gramaterndzeit, da
etwan das wetter unstet ist und die notturft solches
erfordert, unser undertonen mit vorwissen und be-
willigung der ambtleut und pfarherrn, welche si
auch allweg darumb zuvor ersuchen sollen, ihre not-
wendige veld- und andere arbait besuechen mögen -
doch daß es nach vollendem kirchgang geschehe und
si zuvor denselbigen tag sambt irem hausgesind und
sunderlich denen, so si zur arbait fueren wöllen,
Gottes wort und die predig, andern zu einem christ-
lichen exempl und ihnen selbst zur underweisung
besuecht haben.
Wo aber einer hierinnen geverde22 gebrauchen und
sich im schein diser erkanntnus vom kirchgang ent-
ziehen oder under dem predigambt, ob er schon nit
alsbald zur veldarbait liefe, andere geschefte under
die hand nemen wurde mit zuruestung des wagens
oder anderer geschirr, so in das veld gehörn, oder in
anderwege, wi das sein möchte, denselben sollen
unsere ambtleut als denjenigen, denen es nit fur-

21 Siehe oben S. 177, 193!
22 = Hinterlist (Schmeller 1, 740f.).

nemblich umb die hochnötige feldarbeit zutuen,
sunder nur darumb, daß er der kirchen veind oder
uberdrussig ist, nach gestalt der sachen in gebürende
straf nemen und derselbigen keineswegs verschonen,
wie wir dann von disem puncten in unser policei-
ordnung23 weitere fursehung tuen lassen wöllen.
Und sollen sich die ober- und underambtleut,
landsessen, hofmarkshern, burgermaister und rate
auch andere bevelchhaber kaineswegs anmaßen,
sondere feurtäg, so in unserer kirchenordnung
nit einverleibt, zu gebieten, wie etliche vögt uf
dem land sich bis anhero understanden, etliche
abgöttische feurtäge widerumb in üebung und ge-
brauch ze bringen.⌝
LXI.
Das die hirten, schefer und, so der ros
hueten, an sonn- und feirtägen die pre-
dig hören sollen.
⌜Dieweil Gottes unwandelbarer bevelch ist, daß
alle menschen, si seien, wer si wöllen, sein gottlichs
wort hörn und dardurch zu ihrer seelen hail und
seligkait beruefen werden, sollen die superintenden-
ten solche anstellung und verfuegung tuen, daß
furohin uf den dörfern ein gewisse zeit zum kirch-
gang und zu gehör Gottes worts, besunders aber zur
kinderlehr bestimbt und das viech eher zu mittag
nit ausgetriben, es hetten dann die hüeter desselben
zuvor die predigten des catechismi gehört und be-
suecht.⌝
LXII.
Das frembde, so in dis fürstentumb, land
und gebiet ziehen, sich unserer kirchen-
ordnung, auch disen generalartikln ge-
meß erzaigen.
⌜Es sollen sich alle unsere undertonen, besonders
aber, so in ambtern, vor andern unser kirchenord-
nung und disen generalartikeln, sovil einen jeden
dieselben belangen tuen, gehorsamlich nachsetzen
23 Vorläufig noch nicht gefunden.

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