Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0251
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I 20 Generalartikel von 1576

anhören, was underscheid zwischen dem bapstumb
und unser kirchen sei, nachmals ihre gewissen, in
was große gefahr si ihre kinder setzen, dem teufel
aufopfern und deswegen am jungsten tag vor dem
angesicht Gottes schwere rechenschaft geben mues-
sen, ufs höchst beschweren und also algemach zu-
sehen, wie si sich erzaigen wöllen.
Da sich nun ainer weisen lassen und von seinem
vorhaben abgestanden, were Gott dem Herrn dar-
uber zu danken. Im fall er aber fortfahren und die
kinder sich mit abgötterei beflecken wurden, sollen
ihre eltern deshalben nicht allain durch den pfarrer,
sonder auch den superintendenten mit allem ernst
und vleiß deshalben vermanet und erinnert werden,
iren kindern widerumb aus dem babstumb zu ver-
helfen.
2. Da aber jemand sein kind an dergleichen ort
allain verdingen, welches gleichfals auch beschwer-
lich und geverlich, sollen die superintendenten den
pfarrern und kirchendienern ihres gezirks gleicher-
gestalt, wie hievor gemeldet, guete underweisung
geben, wes si sich in solchem fall verhalten, daß si
nemblich die eltern vor sich beruefen und, wie ge-
verlich und ergerlich es sei, kinder ins babstumb zu
verdingen, anzaigen und si befragen, ob si auch wis-
sen, was zwischen dem bapstumb und unserem christ-
lichen glauben fur ein underschid sei, welchen als-
dann, da inen solcher underschid bewußt, er mit
ernst aus Gottes wort solch ir unrecht vornemen,
verweisen und darvon warnen solle, da si aber sel-
bigen underschid nicht wissen, ihnen deswegen not-
turftigen bericht geben und darvon abweisen solle.
Fuegte sich dann, daß die eltern ire kinder anderst-
wohin nicht verdingen konnten, sollen si ein solches
irem vorgesetzten pfarrer zuvor anzaigen, welcher
alsdann das kind mit ernst vermahnen solle, daß es
bei dem, was es aus der kinderlehr und andern pre-
digten gelernet, beharrlich bleiben und sich nit ab-
wendig machen lassen noch der abgötterei statt-
geben, sonder sich derselbigen allerdings eußern und
ires diensts mit allem vleiß und treuen abwarten
wöllen und, da si zu communicirn begern, zu ime
komen und das hochwurdig abentmal unsers hai-

26 = als (Schmeller 2, 857. - Grimm 13, 2842).

lands und seligmachers Jesu Christi nach seiner
stiftung und einsatzung nemen.
3. Truege sich dann zue, daß jemand aus disem
furstentumb ins pabstumb zun hochzeiten beruefen,
derselbig neben andern der bäbstischen meß aus
unverstand beiwonen möchte, sollen die pfarrer der-
gleichen personen auch vor sich erfordern und mit
inen beschaidenlich handlen, auch, was die meß vor
ein abgötterei und greul vor Gott sei, mit guetem
grund heiliger schrift genugsamben bericht geben
und darvon abmanen. Im fall si aber bei der hoch-
zeit gern sein woflt, si anweisen, daß si weiter nicht
weder26 bis fur die kirchtür gee oder, da si mit andern
in die kirchen komen, alsbald wider umbkeren und
herausgeen und kainesweg mit verletzung ires ge-
wissens und ander leut ergernus bei der abgötterei
bleiben noch dieselbigen mit irer gegenwart beste-
tigen.
4. Sollte sich aber zutragen, daß etliche eltern ire
kinder in die abgöttische münichs- oder nonnen-
kloster umb bauchs willen tuen und dieselbige also
in die eußerste gefahr des ewigen verderbens muet-
williglich setzen und den teufl in rachen stecken
wollen, sollen die pfarrer noch ernstlichern vleiß
furwenden und die eltern ausfuerlich erinnern, daß
der munich- und nonnenstand nicht von Gott ge-
ordnet, sonder ein beschwerliche gefengnus und band
des laidigen Satans, darinnen die arm jugent am leib
und seel in zeitlich und ewig verderben gesetzt
werde. Da aber solche vermanung nit statthaben,
alsdann dem superattendenten anzeigen und, da
er nichts ausrichten, mit sattem bericht an das con-
sistorium gelangen lassen.
LXV.
Von straf des ungehorsambs der kinder
gegen iren eltern.
⌜Wo sich die kinder gegen iren eltern aller schul-
digen gebür nach nit verhalten, sonder si unehrn,
ungehorsamblich gegen inen erzaigen und schlachen
wurden, sollen dieselbigen inhalts der halsgerichts-

231
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften