I 20 Generalartikel von 1576
gen, weil si gemeinlich rohe leut, die in der lehr des
catechismi wenig oder gar nichts underwisen, sollen
die ambtleut, wo si dergleichen gefangne haben und
vermuetlich zum tod verurtailt werden möchten,
dem pfarrer zeitlich zuvor anzaigen, damit der arm
gefangen mensch an seiner selen seligkait nit ver-
kürzt, sunder nach aller notturft zum christlichen
abschied aus Gottes wort underrichtet werden
möge.
Damit auch den kirchendienern desto sicherer mit
ihnen ze handlen, sollen si wolverwart an ein ge-
wönlich ort und, wann si den underricht empfan-
gen, widerumb in ihre gefengnus gefüert werden.
Nachdem auch an etlichen orten die unordnung
gehalten, daß zu den gefangnen und zum tod ver-
urtailten jedermeniglich der zuegang gestattet, dar-
durch si entweder kleinmuetig oder ganz irr ge-
macht, soll hinfuro solche unordnung abgeschaffen
und niemand dann allain die kirchendiener zu-
gelassen werden. Da er aber insonderhait, vornemb-
lich aber seiner freunde begeren wurde, solle es ime
nicht abgeschlagen sein.⌝
o
LXX.
Von chorrocken und kirchenornat.
⌜Nachdem bei etlichen kirchen dises fursten-
tumbs chorrök31, bei etlichen gar kaine vorhanden,
so sollen hinfuro christlicher gleichformiger ordnung
nach die chorrök von den kirchengeföllen gemacht
und also in allen kirchen, da vorhin kainer ist,ver-
ordnet werden.
In welcher kirchen auch unsers furstentumbs, es
sei gleich in hofmarken oder nit, ein ornat32 oder
zierde von klaidungen, darzue gehörig, befunden,
o Ein hier zu erwartender Abschnitt 2 fehlt.
31 Die weißen Chorhemden (vgl. oben S. 77).
32 nämlich eine Casula oder ein Pluviale (vgl. S. 77).
33 Erhalten ist eine solche Superintendenturbeschrei-
bung nicht. Doch beantworten die Visitationsproto-
kolle diese Fragen sehr genau. In idealer Weise wurde
das sich hier aussprechende Anliegen — und noch
weit mehr! — wenigstens für den Nordgau erfüllt in
dem ausgezeichneten großen Kartenwerk eines
Pfarrers, der die Anregung dazu wohl als Begleiter
des Superintendenten von Burglengenfeld auf dessen
sollen von denselbigen die predigstuel und altar umb
christlichen wolstands willen überzogen und beklai-
det werden.⌝
LXXI.
Von gegenwart der landsessen und ambt-
leute in der visitation.
⌜Damit die superintendenten, ein jeder in seines
signirten gezirks kirchen oder pfarren allen not-
wendigen bericht einnemen und, nachdem ers be-
funden, vermög habender instruction und ihme zue-
gestellter generalartikel die gebür verschaffen künte,
sollen hinfuro alle landsessen, ober- und underambt-
leut sich anheimbs enthalten und uf des superinten-
denten ansprechen allen bericht, rat und tat geben,
damit die ehre Gottes und der kirchen notturft be-
furdert, zucht und erberkait erhalten und alle un-
ordnungen abgeschaft werden mögen.⌝
LXXII.
Daß ein jeder superintendens alle flecken
seines bevolhnen gezirks schriftlich uber-
geben soll.
Es sollen auch die superintendenten ein specifi-
cation aller pfarren, darüber ein jeder seines gezirks
inspection ze halten, bevelch hat, übergeben, was
und wievil filialen und eingepferrte dörfer und höfe,
si seien groß oder klain, zu jeder pfarr gehörig und
wie ferne eines dem andern, auch welche außer- oder
innerhalb lands gelegen, damit man sich kunftig
desto besser darnach zu gebürender notturftiger er-
sehung in dem synodo richten möge.33
Visitationsreisen bekommen hatte, des Christoph
Vogel (geb. um 1554 in Dorfen. - 1575 Burglengen-
feld Kantor und Sekretär des Superintendenten,
1576 Diakon in Kallmünz, 1578 in Rohrbach, 1581
in Dietldorf, 1581 Pfarrer in Duggendorf, 1584 in
Pielenhofen an der Naab, 1587 in Pegenstauf —
† 1608. Herbert Batzl, Chr. Vogel, in: Heimat-
erzähler. Burglengenfeld 1957, 29ff. — Aug. Scherl,
Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Phi-
lipp Ludwig. Zum 350. Todestage des Kartographen
Ch. Vogel, in: Archivalische Zeitschrift 56 [1960]
84-115).
233
gen, weil si gemeinlich rohe leut, die in der lehr des
catechismi wenig oder gar nichts underwisen, sollen
die ambtleut, wo si dergleichen gefangne haben und
vermuetlich zum tod verurtailt werden möchten,
dem pfarrer zeitlich zuvor anzaigen, damit der arm
gefangen mensch an seiner selen seligkait nit ver-
kürzt, sunder nach aller notturft zum christlichen
abschied aus Gottes wort underrichtet werden
möge.
Damit auch den kirchendienern desto sicherer mit
ihnen ze handlen, sollen si wolverwart an ein ge-
wönlich ort und, wann si den underricht empfan-
gen, widerumb in ihre gefengnus gefüert werden.
Nachdem auch an etlichen orten die unordnung
gehalten, daß zu den gefangnen und zum tod ver-
urtailten jedermeniglich der zuegang gestattet, dar-
durch si entweder kleinmuetig oder ganz irr ge-
macht, soll hinfuro solche unordnung abgeschaffen
und niemand dann allain die kirchendiener zu-
gelassen werden. Da er aber insonderhait, vornemb-
lich aber seiner freunde begeren wurde, solle es ime
nicht abgeschlagen sein.⌝
o
LXX.
Von chorrocken und kirchenornat.
⌜Nachdem bei etlichen kirchen dises fursten-
tumbs chorrök31, bei etlichen gar kaine vorhanden,
so sollen hinfuro christlicher gleichformiger ordnung
nach die chorrök von den kirchengeföllen gemacht
und also in allen kirchen, da vorhin kainer ist,ver-
ordnet werden.
In welcher kirchen auch unsers furstentumbs, es
sei gleich in hofmarken oder nit, ein ornat32 oder
zierde von klaidungen, darzue gehörig, befunden,
o Ein hier zu erwartender Abschnitt 2 fehlt.
31 Die weißen Chorhemden (vgl. oben S. 77).
32 nämlich eine Casula oder ein Pluviale (vgl. S. 77).
33 Erhalten ist eine solche Superintendenturbeschrei-
bung nicht. Doch beantworten die Visitationsproto-
kolle diese Fragen sehr genau. In idealer Weise wurde
das sich hier aussprechende Anliegen — und noch
weit mehr! — wenigstens für den Nordgau erfüllt in
dem ausgezeichneten großen Kartenwerk eines
Pfarrers, der die Anregung dazu wohl als Begleiter
des Superintendenten von Burglengenfeld auf dessen
sollen von denselbigen die predigstuel und altar umb
christlichen wolstands willen überzogen und beklai-
det werden.⌝
LXXI.
Von gegenwart der landsessen und ambt-
leute in der visitation.
⌜Damit die superintendenten, ein jeder in seines
signirten gezirks kirchen oder pfarren allen not-
wendigen bericht einnemen und, nachdem ers be-
funden, vermög habender instruction und ihme zue-
gestellter generalartikel die gebür verschaffen künte,
sollen hinfuro alle landsessen, ober- und underambt-
leut sich anheimbs enthalten und uf des superinten-
denten ansprechen allen bericht, rat und tat geben,
damit die ehre Gottes und der kirchen notturft be-
furdert, zucht und erberkait erhalten und alle un-
ordnungen abgeschaft werden mögen.⌝
LXXII.
Daß ein jeder superintendens alle flecken
seines bevolhnen gezirks schriftlich uber-
geben soll.
Es sollen auch die superintendenten ein specifi-
cation aller pfarren, darüber ein jeder seines gezirks
inspection ze halten, bevelch hat, übergeben, was
und wievil filialen und eingepferrte dörfer und höfe,
si seien groß oder klain, zu jeder pfarr gehörig und
wie ferne eines dem andern, auch welche außer- oder
innerhalb lands gelegen, damit man sich kunftig
desto besser darnach zu gebürender notturftiger er-
sehung in dem synodo richten möge.33
Visitationsreisen bekommen hatte, des Christoph
Vogel (geb. um 1554 in Dorfen. - 1575 Burglengen-
feld Kantor und Sekretär des Superintendenten,
1576 Diakon in Kallmünz, 1578 in Rohrbach, 1581
in Dietldorf, 1581 Pfarrer in Duggendorf, 1584 in
Pielenhofen an der Naab, 1587 in Pegenstauf —
† 1608. Herbert Batzl, Chr. Vogel, in: Heimat-
erzähler. Burglengenfeld 1957, 29ff. — Aug. Scherl,
Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Phi-
lipp Ludwig. Zum 350. Todestage des Kartographen
Ch. Vogel, in: Archivalische Zeitschrift 56 [1960]
84-115).
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