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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0278
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des Pfarrers) von jährlich 250 fl24 auf 5 fl sanken. Aber erst 1538 konnte Amberg einen evangelischen
Prediger bekommen25. Im Mai 1533 war der aus Amberg stammende Wittenberger Diakon Fröschel26,
der bei einem Besuch bei seiner kranken Mutter etwas laut von der Wittenberger Richtung gesprochen
hatte, vor Gericht geladen worden, aber mit einer Verwarnung davongekommen. Im Stillen aber wuchs
der reformatorische Einfluß. Führer der evangelischen Bewegung waren der Stadtschreiber und nach-
malige Bürgermeister Mich. Schwaiger († 1563) und der Kaufmann Hans Graf. 1538 wurde die Am-
berger Stadtpredigerstelle frei. Nun wandte sich die Stadt nach dem Zugeständnis vom 8. Okt. 1538 - es
ist nicht unwahrscheinlich, daß die ganze damalige Bittaktion der Gezirksstädte durch diese Erledigung
und die damit entstandene Möglichkeit einer evangelischen Neubesetzung der Stelle ausgelöst worden
war - an M. Luther mit der Bitte um einen evangelischen Geistlichen. Luther sandte ihnen Andreas Hü-
gel27. Er hatte starken Zulauf. Die Stadt bestellte daher bald einen Predigtgehilfen und berief dann auch
einen Kaplan - Georg Siegel28 - zur Spendung des Heiligen Abendmahls im Spital. Die Predigten wur-
den in der Martinskirche gehalten.
Während der Predigtgottesdienst natürlich einfach der mittelalterlichen Form folgte, hielt sich der
Abendmahlsgottesdienst, wie aus einem Bericht vom Jahre 1540 hervorgeht, durchaus in der Form der
römischen Messe. Nur wurde der Kanon ausgelassen und während der Kommunion von der Gemeinde
deutsche Lieder gesungen29. Das war also etwa die Form der Nürnberger Stadtpfarrkirchen30, also
gewiß die Form, die Siegel nach Amberg gebracht hatte. Sie wird als bloßer Bericht nicht abgedruckt, da
der gleich folgende Bericht die gleichen Verhältnisse - nur etwas eingehender - schildert.
Der katholische Stadtpfarrer Helbling erreichte aber noch einmal einen Rückschlag. Auf seine An-
klage hin wollte die Regierung erst überhaupt von keinem Zugeständnis etwas wissen. Dann bekannte
sie sich doch zu ihrer Erlaubnis, verschanzte sich aber nun hinter ihren Einschränkungen. Am 19. Juli
1539 forderte der Pfalzgraf die Abschaffung aller Geistlichen, die verheiratet oder nicht römisch geweiht
waren. Es waren erregte Zeiten in Amberg. An Mariä Geburt (8. September) 1539 hielt der Franziskaner-
guardian Rock zu Amberg eine aufsehenerregende Predigt. In ihr verpfändete er sich selbst für die
Wahrheit der katholischen Lehre. Pfarrer Körber von Hersbruck ließ eine Antwort darauf erscheinen31.
Die Stadt wehrte sich für ihre evangelischen Geistlichen, so zäh sie konnte. Schließlich mußte sie aber
doch Hügel ziehen lassen, weil er von Luther, nicht aber von einem Bischof ordiniert war, und Siegel,

24 Blößner, Georgskirche 278. - Wie diese Behauptung mit den Rechnungen, die sehr viel geringere Beträge — die
höchsten belaufen sich auf etwa 100 fl. - verzeichnen (Schmidt 199f.), zu vereinbaren ist, kann nicht untersucht
werden. Der jähe Rückgang seit 1524 (in diesem Jahr allein um 33%) steht außer Frage. — Zur Kaufkraft: Im
Jahre 1537 erhöhte die Stadt Nürnberg das Jahresgehalt ihrer Kapläne von 90 fl. auf 100 fl. samt freier Wohnung
(NLA Nürnberg St. Lorenz 96 f. 13v). So hoch war auch das Jahresgeld des Amberger Predigers Hügel 1539 (Götz,
Bewegung 96).
25 Götz, Bewegung 91-94.
26 Geb. 1497. — Wendet sich unter dem Eindruck der Leipziger Disputation zu Luther, 1528 Wittenberg Stadtdiakonus -
† 1570. (RE 6, 295f. - Weigel, Fröschel 3. — Götz, Bewegung 94. )
27 Götz, Bewegung 90-113. — Lippert, Reformation 23—27. 39—42. — WA Br 9, 310ff. 318f. 330f. 376ff.; Tisch-
reden 4 Nr. 4721. — Hügel (Huegel, Hugel) stammte aus dem baierischen Teil der Diözese Salzburg. Student in
Wittenberg, 24. Nov. 1539 von Luther ordiniert. — 1539 Amberg Prediger, Dez. 1539 als nicht bischöflich geweiht
entlassen, Wittenberg Student, dann Diakonus, 1547 Brandenburg-Neustadt Pfarrer, 1549 wegen seiner Ablehnung
des Interims entlassen. 1549 Jena Diakonus, 1559 im flacianischen Lehrstreit als Gegner des Flacius entlassen,
1563 Orlamünde Superintendent — † 1578 (Weigel, Hügel).
28 (Sigel, Siegler) Aus Geiselhöring, Priester in der Diözese Würzburg, 1539 Amberg evang. Kaplan, Dez. als ver-
heiratet entlassen, 1541 Nürnberg-Sebald Kaplan, 1561 Schaffer — † 1573. — Getraut Nürnberg 15. Jan. 1540 mit
Elis. Müller, Bürgerstochter aus Amberg (Matth. Simon, Nürnberger Pfarrerbuch Nr. 1327).
29 Lippert, Reformation 32. — Götz, Bewegung 102.
30 Sehling 11, 45—49.
31 Götz, Bewegung 50. - Zu Körber: Simon, BPfB Nr. 1284.

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