II 1 Gottesdienstordnung der Spitalkirche zu Amberg (1544)
das evangelium in teuscher sprach, darauf der chor
das nicenisch symbolum7 oder Patrem lateinisch
und adas volk das teusch gesang Wir glauben alle
in ainen Gott etc., bsteet der predicant auf dem
predigstuel, fahet an zu singen Komme, Hailiger
Gaist etc. mit nachvolgender bitt des Vater unsersb
und demnach wurdet die predig gehalten cund zu
ende derselben pflegt man in der versamlung dfür
alle stende des reichs8, sonderlich und furnemlich
aber fur eure churfürstlich gnaden, unsern gnedig-
sten herrn etc.9, auch derselben brueder. herzogen
Friderichen10, pfalzgraven etc., seiner furstlichen
gnaden gemahel11, derselben beder, eur chur- und
fürstlichen gnaden löbliche rete lang leben, got-
selige, glückliche regierung und alle wolfart, auch
alle regenten, amptleut, des gemainen nutz getreue
vorsteer und diener, elende, betruebde, verlassne,
witben, waisen und, was einem jeden insonderhait
anligt etc. mit ernst inniglich zu pitten etc.d, und
darnach sich jeder durch offne bekentnus seiner
sunde zu erkennen, umb verzeihung und offne ab-
solution zu pitten, und alsdann volgt wider ein psalm
oder der chor singt die teuschen litaniam12, in weli-
cher dann der ganzen christenhait anligen alles Gott
furgetragen und umb gnade angerueft wurdet.
Nach solichem tuet der priester ob dem altar ein
vermanung13 an die, so das hochwirdig sacrament
a II + : darnach.
b-b In II gestrichen.
c II +: das evangelium nach der zeit ausgelegt.
d-d II: für unsere ordentliche oberkeit und alle stende
der christenheit.
e II +: Welicher dan sich mit den evangelischen
priestern zu der erden zu bestettigen begert, dem
gibt mans zue. Und wurdet der verstorbene also
durch unsere caplen zu der erden erlich bestelt und
darnach ein ermanung aus der epistel Pauli von
der auferstehung16 getan, auch etliche teutsch
psalmen gesungen und weiters nichts gehandelt.
7 Bekenntnisschriften 26f.
8 Die enge Verbindung mit der Offenen Beichte macht
gewiß, was schon der Zusammenhang mit der Pre-
digt vermuten ließ, daß es sich hier nicht etwa um
ein neues liturgisches Stück handelt, sondern um die
Anhängsel an die mittelalterliche Predigt — sowohl
in der Pfarrmesse wie im selbständigen Predigtgottes-
dienst (Surgant f. 78f. 84 - 87. — Jungmann 1,
625ff. 631f. - Waldenmaier 4. 115). Die damalige
zu empfahen begirig und sich vorigen tags am abent
erzaigt und gepeicht haben, demselben nach der
chor alspald das Sanctus bis auf das Agnus Dei und
alsdann der priester hinwider das teusch Vater un-
ser andechtiglich singt, darauf der chor respondirt:
Amen.
Weiter singt hernach der priester die wort der
einsatzung des abentmals und letzten testaments
unsers lieben Herrn, ainichen mitlers, erlösers und
seligmachers Jesu Cristi, anfahend: In der nacht,
da Jesus verraten warde etc., und alspald mit soli-
chen worten das prot und den wein nach anzal14 der
person, so gepeicht und sich angezaigt, in craft got-
lichs bevelchs consecrierende.
Do hebt alspald der chor und ganze versam-
lung mit andacht ane zu singen: Jesus Cristus, unser
Hailand etc., unter des dann einem jeden der ob-
genanten das hailig, hochwirdig sacrament in beder
gestalt unterschiedlich und sonderlich geraicht und
alsdann nach der comunication und cristlicher
speisung ein danksagung gesungen wurdet: Got sei
gelobet und gebenedeiet etc. sampt daraufvolgen-
den Agnus Dei, qui tollis peccata mundi etc. Dem
volgt nach vom briester widerumb ain collection
oder pit und die complent15 sampt ainem cristlichen
segen uber das volk.
e
Regensburger Form enthält der in Anm. 2 erwähnte
Druck (Beck 274-281). Wie dort überall, war gewiß
auch hier nicht ein geformtes Gebet gemeint, son-
dern nur die Aneinanderreihung verschiedener Ge-
betsvermahnungen, deren jeder von der Gemeinde
mit einem Vaterunser und Ave Maria entsprochen
wurde.
9 Kurfürst Ludwig V., † 16. März 1544.
10 als Kurfürst Friedrich II. (1544-1556).
11 Gemeint ist Friedrichs Gemahlin, Dorothea von
Dänemark, mit der er seit 1535 verheiratet war
(Häusser 1, 579ff.). Ludwigs Gemahlin Sibylle
war schon 1519 gestorben (Zedlers Universallexi-
kon 18 [1738] 919f.).
12 Vgl. oben 83 Anm. 33!
13 Wohl die aus der brandenburgisch-nürnbergischen
Ordnung stammende der Neuburger Ordnung von
1543 (siehe oben S. 72!).
14 Vgl. dazu oben Seite 43 Anm. 9!
15 complent = ad complendum = postcommunio =
das Schlußgebet der Meßfeier (Braun 273).
16 Wohl 1. Thess. 4,13-18 wie in der pfalz-neubur-
gischen Kirchenordnung 1543 (siehe oben S. 90!).
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das evangelium in teuscher sprach, darauf der chor
das nicenisch symbolum7 oder Patrem lateinisch
und adas volk das teusch gesang Wir glauben alle
in ainen Gott etc., bsteet der predicant auf dem
predigstuel, fahet an zu singen Komme, Hailiger
Gaist etc. mit nachvolgender bitt des Vater unsersb
und demnach wurdet die predig gehalten cund zu
ende derselben pflegt man in der versamlung dfür
alle stende des reichs8, sonderlich und furnemlich
aber fur eure churfürstlich gnaden, unsern gnedig-
sten herrn etc.9, auch derselben brueder. herzogen
Friderichen10, pfalzgraven etc., seiner furstlichen
gnaden gemahel11, derselben beder, eur chur- und
fürstlichen gnaden löbliche rete lang leben, got-
selige, glückliche regierung und alle wolfart, auch
alle regenten, amptleut, des gemainen nutz getreue
vorsteer und diener, elende, betruebde, verlassne,
witben, waisen und, was einem jeden insonderhait
anligt etc. mit ernst inniglich zu pitten etc.d, und
darnach sich jeder durch offne bekentnus seiner
sunde zu erkennen, umb verzeihung und offne ab-
solution zu pitten, und alsdann volgt wider ein psalm
oder der chor singt die teuschen litaniam12, in weli-
cher dann der ganzen christenhait anligen alles Gott
furgetragen und umb gnade angerueft wurdet.
Nach solichem tuet der priester ob dem altar ein
vermanung13 an die, so das hochwirdig sacrament
a II + : darnach.
b-b In II gestrichen.
c II +: das evangelium nach der zeit ausgelegt.
d-d II: für unsere ordentliche oberkeit und alle stende
der christenheit.
e II +: Welicher dan sich mit den evangelischen
priestern zu der erden zu bestettigen begert, dem
gibt mans zue. Und wurdet der verstorbene also
durch unsere caplen zu der erden erlich bestelt und
darnach ein ermanung aus der epistel Pauli von
der auferstehung16 getan, auch etliche teutsch
psalmen gesungen und weiters nichts gehandelt.
7 Bekenntnisschriften 26f.
8 Die enge Verbindung mit der Offenen Beichte macht
gewiß, was schon der Zusammenhang mit der Pre-
digt vermuten ließ, daß es sich hier nicht etwa um
ein neues liturgisches Stück handelt, sondern um die
Anhängsel an die mittelalterliche Predigt — sowohl
in der Pfarrmesse wie im selbständigen Predigtgottes-
dienst (Surgant f. 78f. 84 - 87. — Jungmann 1,
625ff. 631f. - Waldenmaier 4. 115). Die damalige
zu empfahen begirig und sich vorigen tags am abent
erzaigt und gepeicht haben, demselben nach der
chor alspald das Sanctus bis auf das Agnus Dei und
alsdann der priester hinwider das teusch Vater un-
ser andechtiglich singt, darauf der chor respondirt:
Amen.
Weiter singt hernach der priester die wort der
einsatzung des abentmals und letzten testaments
unsers lieben Herrn, ainichen mitlers, erlösers und
seligmachers Jesu Cristi, anfahend: In der nacht,
da Jesus verraten warde etc., und alspald mit soli-
chen worten das prot und den wein nach anzal14 der
person, so gepeicht und sich angezaigt, in craft got-
lichs bevelchs consecrierende.
Do hebt alspald der chor und ganze versam-
lung mit andacht ane zu singen: Jesus Cristus, unser
Hailand etc., unter des dann einem jeden der ob-
genanten das hailig, hochwirdig sacrament in beder
gestalt unterschiedlich und sonderlich geraicht und
alsdann nach der comunication und cristlicher
speisung ein danksagung gesungen wurdet: Got sei
gelobet und gebenedeiet etc. sampt daraufvolgen-
den Agnus Dei, qui tollis peccata mundi etc. Dem
volgt nach vom briester widerumb ain collection
oder pit und die complent15 sampt ainem cristlichen
segen uber das volk.
e
Regensburger Form enthält der in Anm. 2 erwähnte
Druck (Beck 274-281). Wie dort überall, war gewiß
auch hier nicht ein geformtes Gebet gemeint, son-
dern nur die Aneinanderreihung verschiedener Ge-
betsvermahnungen, deren jeder von der Gemeinde
mit einem Vaterunser und Ave Maria entsprochen
wurde.
9 Kurfürst Ludwig V., † 16. März 1544.
10 als Kurfürst Friedrich II. (1544-1556).
11 Gemeint ist Friedrichs Gemahlin, Dorothea von
Dänemark, mit der er seit 1535 verheiratet war
(Häusser 1, 579ff.). Ludwigs Gemahlin Sibylle
war schon 1519 gestorben (Zedlers Universallexi-
kon 18 [1738] 919f.).
12 Vgl. oben 83 Anm. 33!
13 Wohl die aus der brandenburgisch-nürnbergischen
Ordnung stammende der Neuburger Ordnung von
1543 (siehe oben S. 72!).
14 Vgl. dazu oben Seite 43 Anm. 9!
15 complent = ad complendum = postcommunio =
das Schlußgebet der Meßfeier (Braun 273).
16 Wohl 1. Thess. 4,13-18 wie in der pfalz-neubur-
gischen Kirchenordnung 1543 (siehe oben S. 90!).
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