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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0305
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[II 2. Amberger Kirchenordnung von 1550]
Kurzer und warhaftiger Bericht der kirchenordnung
und ceremonien, wie si in S. Merteins kirchen alhie zu Amberg gehalten werden.
29. Nov. 1550.

Von der heiligen tauf.
Die kindertauf wurdt mit besonderer andacht und
reverenz ungeferlich auf dise nachvolgende weis1
gehalten:
Erstlich vermanet und leret der priester dieje-
nigen, so anstatt der christlichen kirchen das kind-
lein zur tauf bringen, von der erbsünd und von der
straf und zorn Gottes, weliche dem kindlein in der
tauf von wegen des Herren Christus vergeben und
erlassen werden etc. Item es werden auch dabei ver-
lesen die gewenlichen christlichen gebet mit sambt
dem evangelio, exorcismo, beistand2, absagung und
bekentnus der gevattern und, nachdem das kindlein
nach dem befelh des Herrn Christi mit vernem-
lichen worten getauft ist, wurd ime das wester-
hembdlein3 mit dem gebete und danksagung ange-
zogen.
Es werden auch die gevattern vermanet4, sich des
kindleins, wie es die notturft erfordern würde, aufs
getreulichist anzunemen etc.

Druckvorlage: Original (Papier, Folio, 4 Blätter
[letzte Seite mit Kanzleivermerk]. — Amberg StA,
Administration: Kirchensachen Fasc. 1, 2. Teil Bl.
28-33). - Bei Götz, Bewegung nicht erwähnt. -
Siehe oben S. 260!
1 zumeist nach der brandenburgisch-nürnbergischen
Kirchenordnung von 1533 (Sehling 11, 175ff.).
2 Gemeint sind offenbar die Paten, die — außer ihrem
Glaubensbekenntnis und der Absage für den Täuf-
ling - auch die Fragen nach dem Wunsch, getauft zu
werden, und nach dem Namen des Kindes beantwor-
ten, neben dem Taufstein stehend bei der Taufe dem
Täufling die Hand auflegen und ihn halten (siehe
oben S. 54 und Sehling 12, 78). Nur äußerlich ver-
gleichbar ist die Bezeichnung Beiständer für die
Trauzeugen, die in Bayern üblich ist.
3 Siehe oben S. 55 Anm. 28!
4 wie 1533 (Sehling 11, 180).

Von der meß und brauch des hochw[irdigen] sac-
raments des altars.
Die meß würd bei uns schier durchaus wie von
alters herkommen mit gewonlicher kleidung, liech-
tern, gesengen und anderen ornaten aufs zierlichist
gehalten; den
erstlich betet der briester vor dem altar knieend
das Confiteor5. Unter disem singet der chor Haec
est dies oder Veni, Sancte und der briester darauf
Oremus und collectam6.
Darauf singet der chorus den introitum7 von der
dominica und fürfallenden ordenlichen festen.
Briester:
Gloria in excelsis Deo!
Chorus:
Et in terra pax hominibus etc.8!
Briester:
Dominus vobiscum!9
Oremus!
5 Wahrscheinlich nicht das im Wechsel mit dem Mini-
stranten gesprochene der Messe, sondern wie auch
1533 (Sehling 11, 188) ein stilles Gebet.
6 Kaum das noch zum Confiteor gehörige Gebet Aufer
a nobis der Messe, sondern die S. 282 erwähnte
Kollekte.
7 Der Introitus ist eines der vielen Stücke der Messe,
die im Laufe des Kirchenjahres wechseln. Der damit
verbundenen Schwierigkeiten wegen wird in ein-
fachen Verhältnissen oft statt der eigentlich treffen-
den Ordnung die des Trinitatissonntags als die
schließlich doch immer passende verwendte. Diese
wurde daher auch oft bei der Neugestaltung evan-
gelischer Messen zugrunde gelegt (B. Klaus, Die
Nürnberger Deutsche Messe 1524, in: Jahrbuch für
Liturgik und Hymnologie 1 [1955] 1-46).
8 und zwar gewiß auch mit dem Laudamus te.
9 Hier ist offenbar die Antwort des Chores (Et cum
spiritu tuo!) als selbstverständlich ausgelassen.

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