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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0313
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II 3 Kirchenordnung zu Amberg 1555/1557

Ascensionis Domini,
der Pfingsttag sambt dem montag und erchtag,
das fest Trinitatis,
Uf die obbenante fest soll es mit ordnung der lec-
tion, gesang, predigt und communio wie an den gemei-
nen sonntegen gehalten, allein, daß die introitus, se-
quenz und prefationes de tempore gesungen werden.
Auch sollen die teutschen alten gesenge als uf
Nativitatis [25. Dez.] Puer natus, Ein kindelein so
löbelich, uf Ostern Surrexit Christus hodie, Christ
ist erstanden, Also heilig ist der tag, uf Pfingesten
Nun bitten wir etc. durch den chor im anfang und
den prediger zur predig gesungen werden.
Ferner soll man halten
alle tege der aposteln33,
den tag Johannis des taufers [24. Juni],
den tag Michaelis [29. Sept.], daran von den engeln
gepredigt werden soll.
den tag Yisitationis [2. Juli], da Maria ir mume
Elisabeth heimbsuchtk,
lWann aber etliche heilige tege gefallen, die man
nie pflegt zu feiern und doch ire historien im evan-
gelio beschriben sind als der unschuldigen Kind-
leinstag [28. Dez.], Conversionis Pauli [25. Jan.],
Marie Magdalene [22. Juli], Johannis enthauptung
[29. Aug.] und dergleichen, sollen die prediger den-
selben text und historien in der wochen zu der pre-
dig, die demselben tag am nächsten, lesen und han-
delnl.

l-l Fehlt im Bericht. m 1557 + : und nottauf.
n-n 1557: soll es allermaßen, wie die churfürstliche
ordnung vermag35, gehalten, doch soll zur tauf
der exorzismus36, weil derselb allhie bei der stat
on große ergernus nit zu umbgeen oder zu under-
lassen, auch gebraucht werden.
o-o Fehlt 1557.
p 1557 + : nach inhalt oftgedachter ordnung
q-q Fehlt im Bericht.
r-r Fehlt im Bericht.
s-s Fehlt im Bericht.
t 1557 +: , allein sollen die fackl oder liecht41 nit
mer vorgetragen
33 nämlich: Matthias (24. Febr.), Philippus und Jako-
bus (1. Mai), Peter und Paul (29. Juni), Jakobus (25.
Juli), Bartholomäus (24. Aug.), Matthäus (21. Sept.),
Simon und Judas (28. Okt.), Andreas (30. Nov.) und
Thomas (21. Dez.). Der noch dazugehörige Tag des
Evangelisten Johannes [27. Dez.] war bereits als 3.
Weihnachtstag genannt.

Von der taufm.
nDie tauf soll, wie die bishero in christlicher form
gehalten, hinfuro auch also vollzogen werden; doch
sollen der nottauf halb die diaconi die hebammen
oder andere frauen, so dabei gewest, nodturftiglich
befragen und es hierin nach vermög der meckhel-
burgischen ordnung34 haltenn.
Auch soll das sacrament des altars außerhalb er-
aischender37 not und krankheit nit haimblich, son-
der offenlich geraicht ound gebraucht werdeno.
[Einsegnung der eeleut.]
Das einsegnen der eeleut sollen die diaconi wie unz-
hero38 ordenliger weisp und zu gewonlicher, qver-
ordenterq zeit volziehen rund handelnr und vor dem
verkunden der sipschaft39 und anderer verlubdnus
halb genugsame erkundigung gebrauchen.
Von besuechung der kranken.40
Die diaconi sollen auch die kranken, darzue si er-
vordert, nach anweisung vorberurter smeckelburgi-
schers ordnung communicirn und trösten und, wo
sich die krankheiten verlengern, fur sich selbst ge-
treulichen heimbsuechen und underweisen.
Von der begrebnus.
Die soll, wie solige bisher in ubung gewest, noch-
mals gebrauchtt werden. Doch mögen die kirchen-
34 Sehling 5, 204f. 35 Hauß-Zier 24-34.
36 Diesen siehe oben S. 100!
37 = erheischender; aischen ist die ältere Form für
heischen (Schmeller 1, 166).
38 = bis (Lexer 2, 1992. - Schmeller 1, 118).
39 Eigentlich nur die Blutsverwandtschaft im Unter-
schied von der Schwägerschaft (= magschaft).
Letztere ist hier aber gewiß mitgemeint.
40 Sehling 5, 208f.
41 Wie bei den katholischen Begräbnisfeiern. Vor allem
ist wohl an die Totenkerzen auf langen, hohen Stan-
gen zu denken. Sie waren bis in die neuere Zeit noch
in der bis 1504 eng mit der Amberger Gegend ver-
bundenen Nürnberger Landschaft um Lauf a. d.P. -
seit der Reformation freilich nur noch, ohne ange-
zündet zu werden — in Gebrauch (Ed. Rühl, Stab-
kerzen, Leichenkerzen, Kerzenstangen, in: Jahr-
buch für fränkische Landesforschung 11/12. (1953)
397-406. - Aug. Rebmann, Stabkerzen, Kerzen,
Kerzenstangen, in: Altnürnberger Landschaft 3
(1914) Heft 2, 14-20).

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