Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0330
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kuroberpfalz

Zum dritten, ob man uf den feiertag arbeite oder
vor und unter verrichtung der predigten mit kaufen
und verkaufen, zechen und anderm ergernus
treib.
Zum vierten, wie sich ein gemeine burgerschaft
ußerhalb der kirchen halte, ob si auch ein stillen,
christlichen und ehrbarlichen wandel führen, der
Gott gefellig sei.
Zum fünften, ob si unter irer gemein nit wieder-
taufer, schwenkfelder5, papisten, calvinisten und
andere haben, die sich unserer christlichen kirchen-
ordnung halsstarrigerweis widersetzen, oder sonst
dergleichen irrige leut, so dem kirchendienst und
der rainen lehr des h[eiligen] evangelii, auch der
obrigkeit, dero geboten und verboten zuwider
seind.
Zum sechsten, ob sie niemand bei ihnen wissen,
der mit zauberei, segen und hexenwerk umbgehe,
den zaubern nachlauf oder sonst verpotene kunste
treibe.
Zum siebenden, ob auch leut bei ihnen funden
werden, die unehelich in unehren beieinander woh-
nen oder sonst mit einem unordenlichen, gottlosen,
streflichen leben andern leuten ergernus geben, und
in summa: ob denen von weiland unsern vorfahren
christseliger gedechtnus usgangenen mandaten und
bevelhen gehorsamlich gelebt, auch dieselbige von
unsern amptleuten6 festiglich handgehabt und die
ubertreter und verechter zu gebürender straf und
gehorsam angehalten werden.
Diesem nach sollen auch die pfarherren und
schuldiener, ein jeder insonderheit, auch befragt
werden - als nemblich und erstlich, woher ein jeder
sei, wo er in seiner jugent in die schul gangen, was
er für praeceptores in theologia gehört, wie und
durch wen er anfenklich zum kirchendienst berufen
und befürdert worden, wie lang er auch dabei und
ob er zu Amberg beim examen gewesen.
Fürs ander, was er für gute bücher und scribenten
in theologia neben der bibel neuen und alten testa-
5 Dazu vgl. oben S. 120 Anm. 7!
6 Gedacht ist vor allem an das gleich darauf am
19. Sept. 1579 erneuerte Mandat gegen Blutschande,
Notzucht, Raub und Entführung, unehelichen Bei-

ment[s] pflege zu lesen, wan er predigen und studi-
ren wolle.
Fürs dritt, wie oft er seinen leuten predige und
worauf fürnemlich seine predigten gericht seien, ob
er auch die evangelia dominicalia7 tractiere und
was er sonst für bucher der h[eiligen] schrift dem
volk erklere, was er uf vollendte predig für gebet
spreche und was er vor und nach der predigt für
gesäng brauche, ob auch die gemein mitsinge, item,
ob er auch die sacramenta reiche, wie oft und wel-
chergestalt er solches tue.
Fürs vierte, ob er auch am sontag mit der jugend
nachmittag den catechismum, so unser kirchen-
ordnung einverleibt, übe und ob die jugent die
kinderlehr besuche und von iren eltern und herren
darzu angehalten werden.
Fürs fünft, ob er die kranken inhalt der ordnung
visitire und wie ers mit der leichpredig halte
und in summa ob er sich in allem usgangener
unser kirchenordnung in seinem kirchendienst ge-
meß erzeige.
Fürs sechst, wer sein diaconus oder collaborator
seie, wie der sich erzaige.
Fürs siebent, ob der pfarhof im wesentlichen pau
erhalten und ob er auch mit gnugsamer competenz
versehen werde, wie dieselbige beschaffen, wer
collator sei und wer schutz und posseß geb.
Fürs acht, wie es mit der schul, schulmeister und
jungen ein gestalt, ob man zu allen teilen vleißig
sein ampt und gebür verrichte und was ir besol-
dungen, wie es mit den behausungen geschaffen, ob
auch der schulmeister in der kirchen singen helfe
und andere gebürliche officia erzaige.
Fürs neunt, wie sich die gemein ußerhalb der kir-
chen halte, ob er jemands unter denen wisse, die
unchristlich und ergerlich haushalten, in der unehe
seien, hurerei, verbotenen wucher oder ander laster
und gottlosigkeit treiben oder aber die sonst ime
und dem kirchendienst offentlich zuwider sein, sich
und die iren von der kirchen und dem gebrauch der
heiligen sacrament abhalten.
Item und zum zehenden, ob auch widertaufer
schlaf und Hurerei vom 9. Juli 1575 (Sehling 14
Nr. 56. 57).
7 = die herkömmlichen Perikopen.

310
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften