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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0333
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II 7 Visitationsordnung von 1579

lessigkeit gespüret, soll solches einem versamleten
rat in beisein unserer amptleut beschwerd und er-
zelt werden, welchermaßen man es bei inen befindet
und das sich solcher unfleis und verachtung christ-
licher religion weder gegen Gott noch uns als iren
ordenlichen obrigkeit in die harre10 werden verant-
worten lassen.
Sollen derowegen fürohin unter inen selbs per-
sonen und dann auch bei irer burgerschaft, denen
sie zu obern von uns vorgesetzt und geben worden,
solche fel und mengel, auch alles unchristlich leben
und wesen abschaffen und verbessern.
Gleichergestalt, da bei unsern amptleuten unfleis
halben und, da[s] den usgangenen bevelhen nit ge-
lebt oder uber dieselbige der gebür nach nit gehalten
worden, clag fürkommen wurde, sollen unsere visi-
tatores sie deswegen auch anreden und vermanen,
das sie ir ampt und, warumb sie von uns dahin ver-
ordnet, vleißig bedenken und ihrem bevelhen statt-
licher nachsetzen, auch den untertanen mit dem
kirchgang und christlichem wandel ein gut exempel
fürtragen, wie sie dann deswegen uns, auch zuvor-
drist Gott dem Allmechtigen scharpfe rechenschaft
geben müsten.
Das sie auch unsere untertanen mit mehrem vleiß
und ernst zu anhörung göttlichs worts, catechismo
und empfahung der h[eiligen] sacramenten anhalten
teten
und dan auch ihnen ire pfarherren und kirchen-
diener als ire veter und seelsorger bevolhen lassen
sein, sie in billichen dingen schutzen, schirmen und
handhaben, auch sie ehren, lieb und wert halten,
inen auch, ir ampt nach Gottes wort und daruf ge-
grundter unserer ordnung zu verrichten, möglichs
vleis beholfen sein solten.
Neben diesem sollen auch unsere verordnete in
unserm namen allen amptleuten, schultheißen, bur-
germeistern und gerichten in den stetten, auch son-
sten ernstlich bevelhen, das sie uf den sontag und
feiertagen ire vleißige kundschaften mit bestellung
etlicher leut machen und haben sollen uf diejenige,
so zur zeit der predigt entweder uf der gassen müßig
spacirn, in wirtsheusern sitzen oder sonst unnot-
10 = in die Länge, auf die Dauer (Schmeller 1, 1147).
11 Christliche Polizeiordnung von 1562 in der Fassung
vom 1. Januar 1578 (Sehling 14 Nr. 26).

wendige gescheft verrichten, dadurch si sich selbst
und die irige von der kirchen abziehen, und, wo die-
selbige begriffen, si vermög der usgangenen mandat
und bevelh11 strafen und die straf inen unnachleß-
lich abnemen.
Dergleichen sol inen bevolhen werden, uf die
widerteufer, winkelprediger und dergleichen sectirer
und irrige ein gut vleißiges ufsehens zu haben und
das solche leut bei zeit angezeigt und fürgestellet
werden, ehe si in ihrem irtumb entweder zuvil er-
stocken12 oder auch sonst ir gift zu weit unter andere
leut usgießen.
Mit den pfarherren aber, kirchen- und schuldienern
sollen es unsere visitatores dergestalt halten, dieweil
derselben dreierlei art und conditionen befunden,
die ersten, so dem kirchendienst duglich und irem
ampt vleißig uswarten;
die andern, so wol tüglich, aber doch an vleis oder
leben etwas mangelhaft und von denen nit gar zu
verzweifeln, sonder besserung zu verhoffen;
die dritten aber, so entweder der verfurischen lehr
oder ergerlichen lebens halb mit guetem gewissen nit
zu gedulden.
Den ersten zweien soll gesagt und sie respective
vermanet werden, das sie sich gegen iren pfarrkin-
dern, wie geistlichen vetern und rechtschaffenen seel-
sorgern zustehet, freundlich, in aller demut, gedult
und lindigkeit veterlich erzeigen, iren schaflein mit
gesunder, reiner lehr und unstreflichem wandel gott-
seliglich vorgehen, vleißig studiren, ir ampt vermög
zugestellter kirchenordnung in predigen und sacra-
mentreichen, auch besuchung der kranken gottselig-
lich verrichten, die angezeigte fel und mengel an
vleiß, lehr und leben verbessern, mit mehrer us-
fürung, wie es die gelegenheit und umbstende geben
werden.
Die dritten aber, da keine besserung zu verhoffen,
sollen unsere visitatores daran sein, das sie zum
ehisten abgeschaft und andere an ir stat verordnet
werden.
Verner sollen auch unsere pfarherren und kirchen-
diener mit unserer kirchenordnung versehen werden
12 = stocken, bestocken = fest werden, verhärten =
verstockt werden (Schmeller 2, 730. - Grimm 3,
1017).

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