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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0337
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II 7 Visitationsordnung von 1579

14. Kein pfarherr soll dem andern in sein ampt
greifen noch einige pfarrkinder ohne des andern vor-
wissen oder ansprechen mit gottesrechten19 an und
ufnemen. Da aber in sondern notfellen als winters
und anderer schweren zeit kindtaufen einem ge-
bracht oder er zu kranken erfordert wurde von sol-
chen leuten, die zu irem ordenlichen pfarherren
einen weitern und beschwerlichern wege hetten,
solle das den pastoribus zugelassen sein dergestalt,
das sie die getaufte oder communicirte person ordi-
nario pastori so bald wißlich machen, damit der sie
in das kirchenregister einbringen möge. Die gesun-
den aber sollen die communion, also die neuen ehe-
leut die proclamation und einleutung bei ihren or-
denlichen pfarherren und sonst nirgend (ohne des
pfarherrs zulassen) suchen.
15. Dieses ist darumb in erkundigung gebracht, da-
mit konftig man dessen bericht und die hergebrachte
gewonheit und gerechtigkeit handhaben möge, und
wurd bei einer jeden pfarr bericht gefunden, wie es
bishero mit uffuhrung der pastorn gehalten.
Damit aber die pfarrkinder hin und wider auch
wissenschaft haben möchten, was in etlichen ober-
zelten puncten bei den nebeninterrogatoriis verord-
net etc., also ist allenthalben den amptleuten, rats-
personen, zehendpröbsten und erforderten us den
gemeinden in specie und deutlich angezeigt worden,
was man den pastorn bei den obgemelten interroga-
toriis (numero 1, 3, 4, 5, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14) zu
bescheid gegeben habe mit bevelh, das sie selbst
deme sich nit widersetzen, sondern gehorsamlich
folgen, auch die amptleut, ratspersonen, zehent-
pröbst etc. alles ernsts darob halten und die pasto-
res dabei schutzen.
Nebenfragstucke an die kirchner
Also sind die kirchner wegen eingebrachten be-
richts, das etliche des taufwassers zu aberglauben20
mißbrauchen solten, weiters gefragt worden:
19 den beim Pfarrzwang (RE 15, 247. 249) sog. pfarr-
lichen Rechten (Sakramentsspendung, Trauung,
Beerdigung).
20 Mit dem Taufwasser wurde aller erdenklicher Aber-
glauben getrieben ( Götz, Wirren 96. 349; Visitation
86. 344. - Lippert, Reformation 212). - Vgl. auch
Sehling 11, 707 Anm. 4).

1. Ob jemand von ihnen das taufwasser bitte.
2. Wohin sie das taufwasser nach verrichtem actu
usgießen.
Und ist ihnen darauf bevolhen:
1. Das sie das taufwasser niemand, in was schein
solches begert werden mochte, geben oder volgen
lassen,
2. sondern solches, so bald nach volgender action,
uf den kirchhofe oder andere saubere und gelegene
ort ohne superstition usgießen.
Bücher bei den kirchen betreffende
Was bei einer jeden kirchen vor bucher seien,
haben die pastores schriftlich ufgezeichnet und
ubergeben, und ist inen, wie die instruction vermag,
solche sauber zu halten und zu irem abgang oder in
andern fällen beneben den kirchenregistern21 bei den
kirchen zu lassen, auch den kirchenprobsten, als-
dann solche abzufordern und zu sich zu nemen, be-
volhen.
An etlichen orten sind noch bapstische meß- und
andere bucher vorhanden, welche doch wenig nutz,
sonsten auch mehrersteils zergenzt22 und doch von
den zehendpröbsten nit gern weggetan oder von
handen gegeben werden. Sonsten ist der bucher
wegen, ein besonders inventarium zu verfertigen,
vorgenommen.
Der verstorbenen pfarrherren wittiben und
weisen anlangende.
Die visitatores haben der pfarherren und kirchen-
diener nachgelassenen wittiben und waisen halben
keine sonderbare clag, sondern so vil zu bericht ein-
genommen, das dieselbigen nach jedes orts gelegen-
heit vom churf[ürstlichen] regiment und kirchen-
rat23 und wol bedacht werden dergestalt, das inen
merersteils der beisitz, dazu das inkommen oder be-
soldungen bis zu ende des jars nachvolgen, sich auch
21 Darunter sind sowohl Tauf-, Trau- usw.- Bücher als
Besitz- und Einkommensverzeichnisse der Pfarr-
pfründen und Kirchenstiftungen zu verstehen.
22 = lückenhaft gemacht (Schmeller 1, 927).
23 In der Vorlage fehlt hier offenbar ein Wort wie etwa
,,versorgt“.

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