II 9 Einschärfung verschiedener Mandate gegen Mißstände 1584
12. Den mißbrauch und ubelanordnang wegen
der almosen, wie solche nicht zur gebür eingesam-
melt werden.
13. Die frembden bettler, gartenbrüder4 und
herrnlose knecht etc.
Obwoln wir nun zwar vermerken, daß berürte
mandata angenomen und den gemeinden eröffnet,
vorgelesen und an gezimete ort angeschlagen, je-
doch so können wir im werk mit nichten spürn, daß
solchen unz5 anhero, wie sichs gebüret, mit ernst
steif were nachgegangen worden, daber es dann ge-
kommen, daß sich allerhand boshaftige laster und
beschwerliche mängl zu tag je länger je mehr bei
allen undertanen, wie genug wissentlich, ereignet
und gehäufet.
Wann uns dann ein solches nicht allein zu son-
derm mißfallen und fast täglicher beunruhigung ge-
reichen tut, sondern es erforderts auch die eußerste
notturft, hierüber nach unserm tragenden ambt die
ding mit allem fleiß und wachsamkeit dahin zu rich-
ten, uf daß, soviel immer möglich, obangedeuten
gravaminibus und delictis zu verhütung der von
Gott darauf gehörigen schweren landstrafen, die bis
anhero wegen des greulichen gotteslestern und
uberhäufig großen unzucht billich sollen erwecket
sein, zeitlichen begegnet, gesteuret und gewehret
werde,
also tun wir euch hiemit an alle erzelte usgangene
mandata mit höchstem ernst bei vermeidung einer
sonderbaren, unnachläßlicher poen, die uf den fall
ergehen wirdet, nachfolgendergestalt einem und dem
andern mit würklicher execution nunmehr gehor-
samblichen zu geleben, weisen.
1. Als nemblichen und soviel das erste mandat de
scortationibus, adulterio et similibus delictis be-
langen mag, ist unser bevelch, ir wöllet bei allen
euers ambts anwesenden pfarrern sobalden verord-
nen, daß sie hinfüro von quartaln zu quartaln be-
regte mandat mit anziehung der eheordnung6 unuf-
schüblichen uf den canzln verlesen und dabei mit
c-c In der Vorlage steht — offenbar als Druckfehler —
„anzustehen“.
4 Siehe oben S. 213 Anm. 36!
5 = bis (Schmeller 1, 118).
6 von 1583 (Sehling 14 Nr. 75).
iren gescherften predigten das volk treulich ver-
warnen, beneben für eure person dasjenige sonsten
darbei exequendo tun, was gedacht mandat in
specie mit sich bringet.
Item, daß auch uf diese person, die sich vor den
hochzeiten so leichtfertigerweise zusammenbetten,
beneben uf die verwittibten, welche sich zu frü ver-
heiraten und so schimpflich die eheverlübnis halten,
gute achtung, damit die zu gebürender straf vermög
angedeuteter mandaten zu ziehen, gegeben werde.
2. Und, dieweiln fürs ander das erschröcklich
laster des gottslestern, fluchen und schweren bei
jungen und alten, bei weibs- als mannsperson gar
zu hart einreißet und gemein wirdet, daß es auch für
kein sünd mehr geschätzet, do habt ir ab dem dessen-
halb allgereit abgefasten und publicirten mandat
der scherfe nach zu halten und, do jemands dar-
wider sich strafwirig7 erzeigete, solchen sine re-
spectu personarum entweder mit dem prechen8, wo
immer möglich, daß dieser proceß anzustellen, oder
vermög derjenigen form9, so den specialsuperatten-
denten uberschickt und euch ungezweiflt communi-
cirt wird werden, puniendo canzustellenc.
3. Zum dritten, daß hin und wider viel verächter
gottesworts, der predigten und kinderlehr erfunden,
item, die unter bestimbter predigt ihre zeit mit
vilerlei schandhaftigen sachen als spilen, zechen,
spacirengehen und in anderweg zubringen. In dem
gibt das vor jarn usgeschriebene und hernacher
verneuerte mandat genugsam zu erkennen, mit was
scherf gegen solchen verbrechern zu verfahren. Da-
mit man aber desto füglicher und eher hinder ire
dück und wesen gelangen möge, wöllen wir, daß ir
allen euers angehörigen ambts wirten und gast-
gebern bei unnachläßlicher straf und denen pflich-
ten, damit sie der curfürstlichen pfalz verwandt,
alles ernsts uferleget und bevelhet, niemand in-
heimisch, wer auch der sei, unter oder uber be-
stimbte zeit, als folgt, icht was zu geben und zu
reichen, sondern darvon ab und zu der kirchen und
7 = strafwürdig.
8 = Gebrechen, Verbrechen (Schmeller 1, 341). -
mit dem prechen = sogleich mit der Begehung des
Verbrechens.
9 unbekannt.
21 Sehling, Bayern III
321
12. Den mißbrauch und ubelanordnang wegen
der almosen, wie solche nicht zur gebür eingesam-
melt werden.
13. Die frembden bettler, gartenbrüder4 und
herrnlose knecht etc.
Obwoln wir nun zwar vermerken, daß berürte
mandata angenomen und den gemeinden eröffnet,
vorgelesen und an gezimete ort angeschlagen, je-
doch so können wir im werk mit nichten spürn, daß
solchen unz5 anhero, wie sichs gebüret, mit ernst
steif were nachgegangen worden, daber es dann ge-
kommen, daß sich allerhand boshaftige laster und
beschwerliche mängl zu tag je länger je mehr bei
allen undertanen, wie genug wissentlich, ereignet
und gehäufet.
Wann uns dann ein solches nicht allein zu son-
derm mißfallen und fast täglicher beunruhigung ge-
reichen tut, sondern es erforderts auch die eußerste
notturft, hierüber nach unserm tragenden ambt die
ding mit allem fleiß und wachsamkeit dahin zu rich-
ten, uf daß, soviel immer möglich, obangedeuten
gravaminibus und delictis zu verhütung der von
Gott darauf gehörigen schweren landstrafen, die bis
anhero wegen des greulichen gotteslestern und
uberhäufig großen unzucht billich sollen erwecket
sein, zeitlichen begegnet, gesteuret und gewehret
werde,
also tun wir euch hiemit an alle erzelte usgangene
mandata mit höchstem ernst bei vermeidung einer
sonderbaren, unnachläßlicher poen, die uf den fall
ergehen wirdet, nachfolgendergestalt einem und dem
andern mit würklicher execution nunmehr gehor-
samblichen zu geleben, weisen.
1. Als nemblichen und soviel das erste mandat de
scortationibus, adulterio et similibus delictis be-
langen mag, ist unser bevelch, ir wöllet bei allen
euers ambts anwesenden pfarrern sobalden verord-
nen, daß sie hinfüro von quartaln zu quartaln be-
regte mandat mit anziehung der eheordnung6 unuf-
schüblichen uf den canzln verlesen und dabei mit
c-c In der Vorlage steht — offenbar als Druckfehler —
„anzustehen“.
4 Siehe oben S. 213 Anm. 36!
5 = bis (Schmeller 1, 118).
6 von 1583 (Sehling 14 Nr. 75).
iren gescherften predigten das volk treulich ver-
warnen, beneben für eure person dasjenige sonsten
darbei exequendo tun, was gedacht mandat in
specie mit sich bringet.
Item, daß auch uf diese person, die sich vor den
hochzeiten so leichtfertigerweise zusammenbetten,
beneben uf die verwittibten, welche sich zu frü ver-
heiraten und so schimpflich die eheverlübnis halten,
gute achtung, damit die zu gebürender straf vermög
angedeuteter mandaten zu ziehen, gegeben werde.
2. Und, dieweiln fürs ander das erschröcklich
laster des gottslestern, fluchen und schweren bei
jungen und alten, bei weibs- als mannsperson gar
zu hart einreißet und gemein wirdet, daß es auch für
kein sünd mehr geschätzet, do habt ir ab dem dessen-
halb allgereit abgefasten und publicirten mandat
der scherfe nach zu halten und, do jemands dar-
wider sich strafwirig7 erzeigete, solchen sine re-
spectu personarum entweder mit dem prechen8, wo
immer möglich, daß dieser proceß anzustellen, oder
vermög derjenigen form9, so den specialsuperatten-
denten uberschickt und euch ungezweiflt communi-
cirt wird werden, puniendo canzustellenc.
3. Zum dritten, daß hin und wider viel verächter
gottesworts, der predigten und kinderlehr erfunden,
item, die unter bestimbter predigt ihre zeit mit
vilerlei schandhaftigen sachen als spilen, zechen,
spacirengehen und in anderweg zubringen. In dem
gibt das vor jarn usgeschriebene und hernacher
verneuerte mandat genugsam zu erkennen, mit was
scherf gegen solchen verbrechern zu verfahren. Da-
mit man aber desto füglicher und eher hinder ire
dück und wesen gelangen möge, wöllen wir, daß ir
allen euers angehörigen ambts wirten und gast-
gebern bei unnachläßlicher straf und denen pflich-
ten, damit sie der curfürstlichen pfalz verwandt,
alles ernsts uferleget und bevelhet, niemand in-
heimisch, wer auch der sei, unter oder uber be-
stimbte zeit, als folgt, icht was zu geben und zu
reichen, sondern darvon ab und zu der kirchen und
7 = strafwürdig.
8 = Gebrechen, Verbrechen (Schmeller 1, 341). -
mit dem prechen = sogleich mit der Begehung des
Verbrechens.
9 unbekannt.
21 Sehling, Bayern III
321