II 9 Einschärfung verschiedener Mandate gegen Mißstände 1584
Beneben sollen sich die hochzeitsgest des unor-
dentlichen essens und trinkens vor dem kirchgang
mit allem vleiß enthalten, und in diesem wie andern
mit den kindlmalen die undertanen uf die zulässige
maß weisen, do ihnen dann nicht verwehret, den-
jenigen, welche bei der kindtauf seien, einen trunk
nach eines jeden stand und wesen stehend auszu-
geben.
8. Zum achten: Das abgöttisch wetterleuten15
und die oftmals gehaltene unzüchtige rockenstu-
ben16 ist mit nichten zu gedulden, sondern vielmehr
so tags so nachts abzustellen, und seind die under-
tane zur schuldigen dienstbarkeit wegen der leut-
garben17, die nicht allein vom nacht-, sondern tag-
leuten am meisten herrüren, cum debito severitatis
anzuweisen, welchen auch keineswegs bei hoher pön
das selbstleuten und glockenziehen und angeregte
rockenstuben zu verstatten.
9. Zum neunden: Do in eurem ambt etlicher en-
den der chorrock noch gebraucht würde, habt ir,
denselben umb verhütung willen allerhand ergernus
und zu erhaltung der erforderlichen gleicheit abzu-
legen, stracks zu verordnen.
10. Zum zehenden: Das lang sitzen in die nacht
und rumorisch leben, unzucht und poldern auf der
gassen - dieweiln aus solchem tummen und erger-
lichen, gottlosen wesen mancherlei sünde, schand
und laster entspringen, do wöllen wir, [daß] ir hin-
füro an allen orten die wacht stark dahin anstellet,
uf daß, wo uber die gebiirende zeit als des sommers
der 9., des winters der 8. uhr zu nacht jemands in
wirtshäusern und uf der gassen rumorisch und sit-
zend gefunden würde, derselb sobald neben dem
wirt ufgehebt, zu fängnus gelegt werde, den ir her-
nacher ratione circumstantiarum et perpetrationum
vermög unserer hievorigen usgangner policeiord-
nung zur straf zu ziehen oder, wo von nöten, uns des-
sen zu berichten.
11. Zum eilften: Daß mit den gottshausrechnun-
gen sehr verschwenglichen in zerungen und sonsten
15 Siehe oben S. 140 Anm. 18.
16 = Zusammenkünfte der Frauen und Mädchen zu
gemeinsamem Spinnen (Schmeller 2, 47. — J.
Dünninger, Sitte und Brauchtum, in: C. Scherzer,
Franken 2 [Nürnberg 1959] 158—161). — Schon die
Visitation 1579 ff. hatte vergeblich gegen sie ge-
umbgegangen wirdet, daher es nun die unumbgeng-
liche notturft ereischet17*, hierüber obrigkeitliches
einsehens zu haben, ist unser genzlicher will und
meinung, diesen proceß fürters zu halten:
Erstlichen sollet ir allen pfarrherrn oder mesnern,
do gottshäuser vorhanden, uferlegen, jede rechnung
selbsten ohne einige belohnung, weiln bevor nicht
viel mühe darzu gehöret, doppelt zu stellen und euch
alsdann neben einem oder zweien zechpröbsten jär-
lichen zu eurem ambt uf die von euch ihnen be-
stimbte zeit zu lifern,
alsdann solche rechnung mit vleiß an- und ab-
hören, justificirn, unterschreiben und ein gleich-
lautent register zur zeit, do ir eure ambtsrechnung
ohne das leisten werdet, mit anhero zur curfürst-
lichen canzlei bringen und, damit ir euch sowoln
auch der pfarrer, kirchenprobst und mesner ihrer
mühewaltung und zerung halben nicht zu beclagen,
so soll euch erstlichen für eure mühe von jedem gul-
den järlichen einkommens ein kreuzer18, den andern
obbemelten personen aber jedwedern eine oder, do
sie selbigen tags nit widerumb anheims kommen
mögen, zwo malzeit und für eine jede derselben 12
kreuzer in rechnung passirt werden.
12. Zum zwölften: Daß mit den almosen und ein-
sammlung deren nicht recht umgangen, sondern vil
fahrlässigkeit darinnen fürlaufen solle, hierüber seind
genugsame und satte ordnungen in vorangedeuter
der curfürstlichen pfalz usgangenen policeiinstruc-
tion und sonsten begriffen, deren ir in einem und
dem andern punct zu schuldigem, undertänigem ge-
horsam würklichen nachzusetzen und darob zu
sein, uf daß alle erscheinende mängel ernstlichen ab-
geschaffet und uber denjenigen, so zum besten ange-
stellt, stet und festgehalten werde.
13. Zum dreizehenden ist die ordnung mit den
bettlern, herrnlosen knechten19 und gartenbrü-
dern20, welche in der policeiinstruction fol. 20 ver-
fasset, gar richtig. Allein will euch obliegen, [daß] ir
euch derselben gemeß erweiset und solche mit der
kämpft (Götz, Wirren 100; Visitation 86. 174). Sie
wurden auch in Nürnberg wiederholt verboten ( Seh-
ling 11, 352. 485). 17 Siehe oben S. 140 Anm. 19!
17* = erheischen (Schmeller 1, 166).
18 1 fl. = 60 Kreuzer.
19 = den zur Zeit dienstlosen Landsknechten.
21*
323
Beneben sollen sich die hochzeitsgest des unor-
dentlichen essens und trinkens vor dem kirchgang
mit allem vleiß enthalten, und in diesem wie andern
mit den kindlmalen die undertanen uf die zulässige
maß weisen, do ihnen dann nicht verwehret, den-
jenigen, welche bei der kindtauf seien, einen trunk
nach eines jeden stand und wesen stehend auszu-
geben.
8. Zum achten: Das abgöttisch wetterleuten15
und die oftmals gehaltene unzüchtige rockenstu-
ben16 ist mit nichten zu gedulden, sondern vielmehr
so tags so nachts abzustellen, und seind die under-
tane zur schuldigen dienstbarkeit wegen der leut-
garben17, die nicht allein vom nacht-, sondern tag-
leuten am meisten herrüren, cum debito severitatis
anzuweisen, welchen auch keineswegs bei hoher pön
das selbstleuten und glockenziehen und angeregte
rockenstuben zu verstatten.
9. Zum neunden: Do in eurem ambt etlicher en-
den der chorrock noch gebraucht würde, habt ir,
denselben umb verhütung willen allerhand ergernus
und zu erhaltung der erforderlichen gleicheit abzu-
legen, stracks zu verordnen.
10. Zum zehenden: Das lang sitzen in die nacht
und rumorisch leben, unzucht und poldern auf der
gassen - dieweiln aus solchem tummen und erger-
lichen, gottlosen wesen mancherlei sünde, schand
und laster entspringen, do wöllen wir, [daß] ir hin-
füro an allen orten die wacht stark dahin anstellet,
uf daß, wo uber die gebiirende zeit als des sommers
der 9., des winters der 8. uhr zu nacht jemands in
wirtshäusern und uf der gassen rumorisch und sit-
zend gefunden würde, derselb sobald neben dem
wirt ufgehebt, zu fängnus gelegt werde, den ir her-
nacher ratione circumstantiarum et perpetrationum
vermög unserer hievorigen usgangner policeiord-
nung zur straf zu ziehen oder, wo von nöten, uns des-
sen zu berichten.
11. Zum eilften: Daß mit den gottshausrechnun-
gen sehr verschwenglichen in zerungen und sonsten
15 Siehe oben S. 140 Anm. 18.
16 = Zusammenkünfte der Frauen und Mädchen zu
gemeinsamem Spinnen (Schmeller 2, 47. — J.
Dünninger, Sitte und Brauchtum, in: C. Scherzer,
Franken 2 [Nürnberg 1959] 158—161). — Schon die
Visitation 1579 ff. hatte vergeblich gegen sie ge-
umbgegangen wirdet, daher es nun die unumbgeng-
liche notturft ereischet17*, hierüber obrigkeitliches
einsehens zu haben, ist unser genzlicher will und
meinung, diesen proceß fürters zu halten:
Erstlichen sollet ir allen pfarrherrn oder mesnern,
do gottshäuser vorhanden, uferlegen, jede rechnung
selbsten ohne einige belohnung, weiln bevor nicht
viel mühe darzu gehöret, doppelt zu stellen und euch
alsdann neben einem oder zweien zechpröbsten jär-
lichen zu eurem ambt uf die von euch ihnen be-
stimbte zeit zu lifern,
alsdann solche rechnung mit vleiß an- und ab-
hören, justificirn, unterschreiben und ein gleich-
lautent register zur zeit, do ir eure ambtsrechnung
ohne das leisten werdet, mit anhero zur curfürst-
lichen canzlei bringen und, damit ir euch sowoln
auch der pfarrer, kirchenprobst und mesner ihrer
mühewaltung und zerung halben nicht zu beclagen,
so soll euch erstlichen für eure mühe von jedem gul-
den järlichen einkommens ein kreuzer18, den andern
obbemelten personen aber jedwedern eine oder, do
sie selbigen tags nit widerumb anheims kommen
mögen, zwo malzeit und für eine jede derselben 12
kreuzer in rechnung passirt werden.
12. Zum zwölften: Daß mit den almosen und ein-
sammlung deren nicht recht umgangen, sondern vil
fahrlässigkeit darinnen fürlaufen solle, hierüber seind
genugsame und satte ordnungen in vorangedeuter
der curfürstlichen pfalz usgangenen policeiinstruc-
tion und sonsten begriffen, deren ir in einem und
dem andern punct zu schuldigem, undertänigem ge-
horsam würklichen nachzusetzen und darob zu
sein, uf daß alle erscheinende mängel ernstlichen ab-
geschaffet und uber denjenigen, so zum besten ange-
stellt, stet und festgehalten werde.
13. Zum dreizehenden ist die ordnung mit den
bettlern, herrnlosen knechten19 und gartenbrü-
dern20, welche in der policeiinstruction fol. 20 ver-
fasset, gar richtig. Allein will euch obliegen, [daß] ir
euch derselben gemeß erweiset und solche mit der
kämpft (Götz, Wirren 100; Visitation 86. 174). Sie
wurden auch in Nürnberg wiederholt verboten ( Seh-
ling 11, 352. 485). 17 Siehe oben S. 140 Anm. 19!
17* = erheischen (Schmeller 1, 166).
18 1 fl. = 60 Kreuzer.
19 = den zur Zeit dienstlosen Landsknechten.
21*
323