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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0349
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II 11 Kirchenratsinstruktion von 1585

ten16 halber allerdings erlassen und fürbas allein zu
Gottes wort und zu dem obgesetzten verbunden und
in pflicht genomen werden.
Zum dritten: Demnach auch der kirchendienst
one sonderbare agenden und ceremonien nicht kan
verrichtet werden, derhalben, damit es nach dem
bevehl des apostels in der kirchen Gottes ordent-
lich zueginge [1.Kor. 14,40], von weiland pfalzgraf
Friederichen17 und pfalzgraf Ludwigen18, beiden
churfürsten, unseren freundlichen lieben herrn vater
und brudern, beider cristseliger gedechtnus, under-
schiedliche kirchenordnungen begriffen, soll den an-
genomenen predigern freu- und bevorstehen19, sich
einer under denselben bei administrirung der heili-
gen hochwürdigen sacramenten und verrichtung
anderer kirchenceremonien zu gebrauchen, in lehren
aber und predigen der heiligen prophetischen, apo-
stolischen schrift vorgesagten dreien symbolis und
hauptconcilien und darauf gegrundter augspurgi-
schen confession und derselben repetition und er-
clerung nachgehen und, was solchen schriften zu-
wider, fliehen, meiden und verwerfen.
Fürs viert solle hiemit gedachtem unserm kirchen-
rat uferlegt sein, alle pfarrer, prediger und kirchen-
diener dahin zu weisen, in iren predigten bei allen
und jeden religionspuncten, -stücken und -articln
die offentliche, erkannte und uberwiesene irrtumb,
da es des texts notturft erfordert, mit aller christ-
lichen, friedlibenden moderation und bescheiden-
heit ohne und außer geferlicher, verbiterlicher,
schmehlicher benambsung und antastung wider-
wertiger lehrer anzuzeigen und zu treiben, unreiner
und irriger lehr zu verwarnen und in alle weg dahin
zu sehen, damit dieselben in einfalt unsers allgemei-
nen christlichen glaubens erbauet, fürnemblich zur
bues und besserung ires lebens und in diesen ge-
fehrlichen zeiten zu brüderlicher lieb und einigkeit
aus den prophetischen und apostolischen [schriften]
und also allein dem reinen wort Gottes zu irer selbst

16 Bei der Unterschrift unter die Konkordienformel
1581/1582 (siehe oben S. 269).
17 Friedrich III. (1569-1576). - Seine Kirchenordnung
von 1568: Sehling 14 Nr. 31.
18 Ludwig VI. (1576-1583). - Seine Kirchenordnung
von 1577: Sehling 14 Nr. 60. - Siehe auch oben
S. 268!

christlichen erpauung und dero seelenheil und selig-
keit gewendet und versehen werden.
Zum fünften soll unser kirchenrat daran sein, uf
das die unnötige und unerpauliche gezenk und dis-
putationen, wie die namen haben mögen, sowol uf
unsern canzeln als in privatis colloquiis unangeregt
und unverfochten an sein ort gestelt, inmaßen sie
auch hiebevorn in kirchen und schulen nicht agitirt,
sondern beseit gelegt und mehrerteils zu der autorn
verantwortung gestelt worden seint.
Insonderheit aber - und zum sechsten - sollen
fürbaß keine schuel- und kirchendiener angenom-
men oder bestetigt werden, die haben dann zuvor
unserm kirchenrat versprochen und angelobt, un-
serm publicirten christlichen mandat20 alles seines
inhalts zu geleben und der darinnen verbotenen
ergerlichen calumnien und condemnationen sich zu
enthalten und mit bederseits religionsverwandten
friedlich und freundlich zu leben.
Weiters - und zum siebenden - ist unser meinung,
das sie, unsere deputirte zum kirchenrat, alle und
jede unsers hieobigen furstentumbs pfarren, kirchen
und schulen visitiren und daran sein, das niemant
zu einichem kirchen- oder schuldienst admittirt
oder zugelassen, er hab dann seiner vocation, lebens
und wandels halben genuegsame zeugnus und testi-
monia aufgewiesen und in den vornembsten, not-
wendigen stucken unserer christlichen religion
ordenlich examinirt, daruf auch derselben ermes-
sen und bedenken nach qualificirt, tüglich und ge-
schickt befunden, darbei auch insonderheit dahin
zu sehen, das gelerte, der warheit eiferige, friedfer-
tige, getreue, christliche diener zu uferpauung und
erhaltung des haus Gottes zur hand gebracht, und
mögen die examina uf die weis, wie das examen
ordinandorum D. Philippi21 usweiset, oder nach
unserer kirchenrät gutachten angestelt und erhal-
ten werden.
Zudem - und fürs achte - haben wir gedachten
19 bevorstehen = unbenommen sein (Schmeller 2,
716).
20 Gemeint ist das Mandatum de non calumniando vom
24. Okt. 1584 (unsere Nr. II 10).
21 Wie es in der Kirchenordnung von 1556 und 1577
enthalten war (siehe oben S. 26!) - Sehling 5,
161-190. - CR 23 XXI-CXXVIII).

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