II 13. Neumarkter Mandat vom 8. April 1592.
Des durchleuchtigsten hochgebornen fürsten und
herrn, herren Friderichen1, pfalzgraven bei Rhein,
des heiligen römischen reichs erztruchsessen und
churfürstens, herzogen in Baiern etc., unsers gnädig-
sten herrn, abgeordnete commissarii, der wolgeborn
graf und herr, herr Joachim, der älteren grafen graf
zu Orttenburg2, Hans Landtschad von Steinach,
Johann Albrecht Freiß, der rechten licentiat, Leon-
hard Schug, derselben doctor, zusampt den in craft
habenden churfürstlichen gewalts zugezogenen und
adjungirten Sigmund von Pleiningen3, vitztumbs,
und Lorentz Müllers4, der rechten doctor, rat,
tun euch, gemeiner bürgerschaft dieser seiner
churfürstlichen gnaden erbstadt Neuwenmarck, aus
bevelch und anstat seiner churfürstlichen gnaden
hiemit vermelden:
Demnach vor dieser zeit etliche der ältisten und
vornembsten von burgermeister und rat alhier sich
wieder weiland den auch durchleuchtigsten, hoch-
gebornen fürsten und herrn, herren Johann Casimir,
pfalzgraven bei Rhein, der churfürstlichen Pfalz
administratorn, herzogen in Baiern etc., seiner
churfürstlichen gnaden gewesenen vormund, christ-
und hochseligen gedechtnus, dermaßen vergriffen,
daß sie sowol bei sich selbsten als auch aus anleitung
und trieb ohnruhiger bei sich gehabter leut, sonder-
lich aber Mattheum Veldtweger5, welcher dieser
stadt syndicus sein sollen, mit ohnnötigem, gesuch-
tem schutz und schirm wider obgedachtem fürsten,
pfalzgraf Johann Casimirn, bei andern6 eingelassen,
dadurch sie sich nicht allein selbsten von seiner
fürstlichen gnaden als ihrer von Gott vurgesetzten
ordentlichen obrigkeit und landsfürsten zu eximiren,
sondern auch die übrigen mitratsfreund, so viel an
ihnen gewesen, mit ins spiel zue führen understan-
den, inmaßen sie dann sich auch die gemeine burger-
Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift(Papier,Fo-
lio, 20 Seiten. — Amberg StA, ORuR 856 [religiöse Ver-
hältnisse in Neumarkt] f. 131-140.). Vgl. oben S. 276!
1 Friedrich IV. (1592-1610).
2 Siehe oben S. 371 und unten Teil IV!
3 Vertreter einer milderen Linie (Götz, Wirren [Re-
gister]).
schaft ihnen meistenteils anhengig und beifellig ge-
macht und endlich auch zu einer offentlichen ufruhr
und rebellion bewegt und in harnisch gebracht, also
daß, wo nicht mit göttlicher verleihung durch zeit-
liche mittel den sachen rat geschafft worden wäre,
leichtlich ein großes unheil und blutbad daraus er-
folgen und entstehen mögen.
Demnach seine churfürstliche gnade als vorge-
dachts pfalzgrafs Johann Casimirs seligster gedecht-
nus hinterlassener land und leut einiger erb wol ver-
ursacht gewesen were, solche jetzt erzehlten, verüb-
ten mutwillen, rebellion und ohngehorsam bei allen
schuldigen - andern zum abscheulichen exempel
- mit ernster, ja leibs- und lebensstrafen anzusehen.
Es haben aber seine churfürstlichen gnaden als
ein milter, gnedigster und sanftmütiger churfürst
ihre regirung mit keinem strengen ernst oder blut-
vergießen anfangen, sondern ihr sanftmütiges, vä-
terliches herz gegen ihren angeerbten undertanen
scheinen lassen wöllen und allen denjenigen, so sich
in dieser alhie entstandenen ufruhr wider ihre or-
dentliche obrigkeit vergriffen gehabt, hernach aber
bereuwet und undertenigst abgebitten, auch sich
zu schuldigem gehorsam wieder eingestellt, gnedig-
lich zu verzeihen und dato den 2. Martii jüngsthin
triftig erclert7 und dabei angehengt, ehisten seiner
churfürstlichen gnaden ansehenliche commissarios
hieher zu verordnen, allen bericht des alten herkom-
mens und anders halben einnehmen zu lassen und
sich fürters daruf, auch sonsten also gnedigst zu er-
zeigen, daß es zuvorderst zur ehr des Allmechtigen,
wiederanrichtung und erhaltung gueter policei, sei-
ner churfürstlichen gnaden als des chur- und lands-
fürsten reputation und dabei zu ufnemen und nutz-
lichen gedeien alhieiger stadt und inwohner gerei-
chen möge.
4 Auch Myller. Kanzleidirektor in Amberg. Er war der
Vertreter der schärfsten Richtung gegen die Stadt
(Götz, Wirren 172. 187ff.).
5 Aus Mühldorf am Inn. 1572 Dr. jur. zu Valencia.
1591 Adelsbrief. - Die Stadt ließ ihm zu Ehren 1591
eine goldene Schaumünze mit der Inschrift ,,Pro
libertate et religione“ prägen (Götz, Wirren 168f.).
6 dem Kaiser nämlich. 7 Götz, Wirren 188.
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Des durchleuchtigsten hochgebornen fürsten und
herrn, herren Friderichen1, pfalzgraven bei Rhein,
des heiligen römischen reichs erztruchsessen und
churfürstens, herzogen in Baiern etc., unsers gnädig-
sten herrn, abgeordnete commissarii, der wolgeborn
graf und herr, herr Joachim, der älteren grafen graf
zu Orttenburg2, Hans Landtschad von Steinach,
Johann Albrecht Freiß, der rechten licentiat, Leon-
hard Schug, derselben doctor, zusampt den in craft
habenden churfürstlichen gewalts zugezogenen und
adjungirten Sigmund von Pleiningen3, vitztumbs,
und Lorentz Müllers4, der rechten doctor, rat,
tun euch, gemeiner bürgerschaft dieser seiner
churfürstlichen gnaden erbstadt Neuwenmarck, aus
bevelch und anstat seiner churfürstlichen gnaden
hiemit vermelden:
Demnach vor dieser zeit etliche der ältisten und
vornembsten von burgermeister und rat alhier sich
wieder weiland den auch durchleuchtigsten, hoch-
gebornen fürsten und herrn, herren Johann Casimir,
pfalzgraven bei Rhein, der churfürstlichen Pfalz
administratorn, herzogen in Baiern etc., seiner
churfürstlichen gnaden gewesenen vormund, christ-
und hochseligen gedechtnus, dermaßen vergriffen,
daß sie sowol bei sich selbsten als auch aus anleitung
und trieb ohnruhiger bei sich gehabter leut, sonder-
lich aber Mattheum Veldtweger5, welcher dieser
stadt syndicus sein sollen, mit ohnnötigem, gesuch-
tem schutz und schirm wider obgedachtem fürsten,
pfalzgraf Johann Casimirn, bei andern6 eingelassen,
dadurch sie sich nicht allein selbsten von seiner
fürstlichen gnaden als ihrer von Gott vurgesetzten
ordentlichen obrigkeit und landsfürsten zu eximiren,
sondern auch die übrigen mitratsfreund, so viel an
ihnen gewesen, mit ins spiel zue führen understan-
den, inmaßen sie dann sich auch die gemeine burger-
Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift(Papier,Fo-
lio, 20 Seiten. — Amberg StA, ORuR 856 [religiöse Ver-
hältnisse in Neumarkt] f. 131-140.). Vgl. oben S. 276!
1 Friedrich IV. (1592-1610).
2 Siehe oben S. 371 und unten Teil IV!
3 Vertreter einer milderen Linie (Götz, Wirren [Re-
gister]).
schaft ihnen meistenteils anhengig und beifellig ge-
macht und endlich auch zu einer offentlichen ufruhr
und rebellion bewegt und in harnisch gebracht, also
daß, wo nicht mit göttlicher verleihung durch zeit-
liche mittel den sachen rat geschafft worden wäre,
leichtlich ein großes unheil und blutbad daraus er-
folgen und entstehen mögen.
Demnach seine churfürstliche gnade als vorge-
dachts pfalzgrafs Johann Casimirs seligster gedecht-
nus hinterlassener land und leut einiger erb wol ver-
ursacht gewesen were, solche jetzt erzehlten, verüb-
ten mutwillen, rebellion und ohngehorsam bei allen
schuldigen - andern zum abscheulichen exempel
- mit ernster, ja leibs- und lebensstrafen anzusehen.
Es haben aber seine churfürstlichen gnaden als
ein milter, gnedigster und sanftmütiger churfürst
ihre regirung mit keinem strengen ernst oder blut-
vergießen anfangen, sondern ihr sanftmütiges, vä-
terliches herz gegen ihren angeerbten undertanen
scheinen lassen wöllen und allen denjenigen, so sich
in dieser alhie entstandenen ufruhr wider ihre or-
dentliche obrigkeit vergriffen gehabt, hernach aber
bereuwet und undertenigst abgebitten, auch sich
zu schuldigem gehorsam wieder eingestellt, gnedig-
lich zu verzeihen und dato den 2. Martii jüngsthin
triftig erclert7 und dabei angehengt, ehisten seiner
churfürstlichen gnaden ansehenliche commissarios
hieher zu verordnen, allen bericht des alten herkom-
mens und anders halben einnehmen zu lassen und
sich fürters daruf, auch sonsten also gnedigst zu er-
zeigen, daß es zuvorderst zur ehr des Allmechtigen,
wiederanrichtung und erhaltung gueter policei, sei-
ner churfürstlichen gnaden als des chur- und lands-
fürsten reputation und dabei zu ufnemen und nutz-
lichen gedeien alhieiger stadt und inwohner gerei-
chen möge.
4 Auch Myller. Kanzleidirektor in Amberg. Er war der
Vertreter der schärfsten Richtung gegen die Stadt
(Götz, Wirren 172. 187ff.).
5 Aus Mühldorf am Inn. 1572 Dr. jur. zu Valencia.
1591 Adelsbrief. - Die Stadt ließ ihm zu Ehren 1591
eine goldene Schaumünze mit der Inschrift ,,Pro
libertate et religione“ prägen (Götz, Wirren 168f.).
6 dem Kaiser nämlich. 7 Götz, Wirren 188.
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