II 13 Neumarkter Mandat von 1592
Solchem seiner churfürstlichen gnaden gnedigste
erpieten zu folg haben seine churfürstliche gnaden
vor wol- und ehrengemeltt[em] grafen und herren
mit gnugsamen volkommen gewalt und [... als nicht
einschlägig nicht abgedruckt...].
So wollen die vor-, wol- und ehrnangeregten her-
ren gesandten euch, der burgerschaft alhie, sampt und
sonders hiemit in schriften umb bessern verstands
und behalts willen ferner entdecken, was seine
churfürstliche gnade nicht allein in dieser ihrer erb-
stadt mit fleiß angeordnet und verbessert habe, son-
dern auch alles ernsts gehandhabt haben wöllen.
Und erstlich betreffend alhieig religionswesen, an
welchem seine churfürstliche gnaden oben angezo-
gener deren gnedigster erclerung8 nach, dieser stadt
weder in kirchen noch schulen etwas zu benemen
oder die gewissen zu beschweren, sich ercleret, las-
sens seine churfürstliche gnade nachmals bei sol-
cher ihrer gnedigsten erclerung durchaus bewenden
und gedenken niemanden seiner churfürstlichen
gnaden undertanen in gewissenssachen zu beschwe-
ren, wie sie auch die burgerschaft fürterhin, wie bis-
hero von seiner churfürstlichen gnaden löblichen
vorfahren seliger gedechtnus beschehen, aus gnaden
bei jetzigem religionwesen und bestellung der kir-
chen und schuelen gnediglich verpleiben lassen wöl-
len, doch deren am kaiserlichen camergericht zu
Speyr dieser und anderer mehr puncten halben ohn-
erörtert schwebender rechtfertigung9 ohnrenunciirt
und mit nichten begeben, auch dergestalt:
Weiln aus gnaden seine churfürstliche gnade dieser
stadt ihr begertes exercitium ihrer religion vergönnen,
daß sie zuvorderst sich jedesmals umb feine, be-
8 vom 2. März. In ihr war nur kurz gesagt worden, daß
die Stadt Neumarkt im Werk verspüren solle, daß
ihr Gewissen nicht beschwert werden solle (Götz,
Wirren 188).
9 Der Kaiser hatte die Eingabe der Landschaft vom
10. April 1585 am 1./11. Mai 1585 dahin beantwortet,
daß sie als ein Rechtsstreit vom Reichskammer-
gericht entschieden werden müsse. Sie stellte daher
dort Klage (Lippert, Reformation 152. - Götz,
Wirren 147).
10 = Nachteil (Schmeller 1, 905).
11 Das Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli
(Walther Köhler, Das Marburger Religionsgespräch
scheidene, gelerte kirchendiener umbtun, dieselbe
zu jeder zeit denen kirchenräten zue Amberg ad
examen stellen und folgends, so einer oder anderer
zulässig befunden wirdt, demselben alles ernsts und
bei vermeidung seiner churfürstlichen gnaden
höchsten ungnad und straf einbinden und uferlegen,
sich alles condemnirens und calumniirens seiner
churfürstlichen gnaden in Gottes wort gegründter
glaubensbekantnus genzlich zu enthalten, und
daß hochgedachter seiner churfürstlichen gnaden
religionsübung weniger nicht denn die andere, wie
obgesetzt, alhie verpleiben, auch euch, der gesamp-
ten burgerschaft, sowol als seiner churfürstlichen
gnaden dienern bevor- und beistehn, eine oder die
andere kirch ohn entgelt10 oder gefahr zu besuchen,
under einander schiedlich, friedlich und als christ-
liche brüder zu leben, euch hierinnen deren ver-
gleichung zu erinnern, so durch beiderseits theolo-
gen in anno [15]29. in Marpurg11 und in anno [15]36.
zu Wittenberg12 geschehen und ufgericht worden,
und in summa seiner churfürstlichen gnaden oban-
gezogenem decreto13 in allem gemeß erzeigen.
Zum andern ... [als nicht einschlägig nicht mehr
abgedruckt]
Das haben also die herren churfürstlichen abge-
sandten aus bevelch euch, der gesamten burgerschaft,
eröffnen sollen und under ihren handschriften, sigeln
und pitschaften vor dismal, bis seine churfürstlichen
gnade alles vorgesetztes, mit ihrem secret selbst be-
cräftigt, schriftlich verfertigt zustellen wöllen.
Geschehen zu Neuwenmarckt, den 8. Aprilis nach
Christi, unsers lieben Herren und seligmachers, ge-
burt im funfzehenhundertzweiundneunzigsten jahr.
1529 [= Schriften des Vereins für Reformations-
geschichte 148]. Leipzig 1929. -WA 30 III 110-171.—
RE 12, 248-255. - RGG 43, 738).
12 Die vor allem unter Mitwirkung Martin Butzers zu-
stande gekommene sog. Wittenberger Konkordie, die
zwischen süddeutschen und lutherischen Theolo-
gen abgeschlossen wurde (Bekenntnisschriften
977f. - Kolde, in: RE 21, 383-399. - E. Bizer,
Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreites im
16. Jahrhundert [= Beiträge zur Förderung christ-
licher Theologie II 46]. Gütersloh 1940).
13 Gemeint ist das Mandatum de non calumniandi vom
24. Okt. 1584 (unsere Nr. II 10).
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Solchem seiner churfürstlichen gnaden gnedigste
erpieten zu folg haben seine churfürstliche gnaden
vor wol- und ehrengemeltt[em] grafen und herren
mit gnugsamen volkommen gewalt und [... als nicht
einschlägig nicht abgedruckt...].
So wollen die vor-, wol- und ehrnangeregten her-
ren gesandten euch, der burgerschaft alhie, sampt und
sonders hiemit in schriften umb bessern verstands
und behalts willen ferner entdecken, was seine
churfürstliche gnade nicht allein in dieser ihrer erb-
stadt mit fleiß angeordnet und verbessert habe, son-
dern auch alles ernsts gehandhabt haben wöllen.
Und erstlich betreffend alhieig religionswesen, an
welchem seine churfürstliche gnaden oben angezo-
gener deren gnedigster erclerung8 nach, dieser stadt
weder in kirchen noch schulen etwas zu benemen
oder die gewissen zu beschweren, sich ercleret, las-
sens seine churfürstliche gnade nachmals bei sol-
cher ihrer gnedigsten erclerung durchaus bewenden
und gedenken niemanden seiner churfürstlichen
gnaden undertanen in gewissenssachen zu beschwe-
ren, wie sie auch die burgerschaft fürterhin, wie bis-
hero von seiner churfürstlichen gnaden löblichen
vorfahren seliger gedechtnus beschehen, aus gnaden
bei jetzigem religionwesen und bestellung der kir-
chen und schuelen gnediglich verpleiben lassen wöl-
len, doch deren am kaiserlichen camergericht zu
Speyr dieser und anderer mehr puncten halben ohn-
erörtert schwebender rechtfertigung9 ohnrenunciirt
und mit nichten begeben, auch dergestalt:
Weiln aus gnaden seine churfürstliche gnade dieser
stadt ihr begertes exercitium ihrer religion vergönnen,
daß sie zuvorderst sich jedesmals umb feine, be-
8 vom 2. März. In ihr war nur kurz gesagt worden, daß
die Stadt Neumarkt im Werk verspüren solle, daß
ihr Gewissen nicht beschwert werden solle (Götz,
Wirren 188).
9 Der Kaiser hatte die Eingabe der Landschaft vom
10. April 1585 am 1./11. Mai 1585 dahin beantwortet,
daß sie als ein Rechtsstreit vom Reichskammer-
gericht entschieden werden müsse. Sie stellte daher
dort Klage (Lippert, Reformation 152. - Götz,
Wirren 147).
10 = Nachteil (Schmeller 1, 905).
11 Das Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli
(Walther Köhler, Das Marburger Religionsgespräch
scheidene, gelerte kirchendiener umbtun, dieselbe
zu jeder zeit denen kirchenräten zue Amberg ad
examen stellen und folgends, so einer oder anderer
zulässig befunden wirdt, demselben alles ernsts und
bei vermeidung seiner churfürstlichen gnaden
höchsten ungnad und straf einbinden und uferlegen,
sich alles condemnirens und calumniirens seiner
churfürstlichen gnaden in Gottes wort gegründter
glaubensbekantnus genzlich zu enthalten, und
daß hochgedachter seiner churfürstlichen gnaden
religionsübung weniger nicht denn die andere, wie
obgesetzt, alhie verpleiben, auch euch, der gesamp-
ten burgerschaft, sowol als seiner churfürstlichen
gnaden dienern bevor- und beistehn, eine oder die
andere kirch ohn entgelt10 oder gefahr zu besuchen,
under einander schiedlich, friedlich und als christ-
liche brüder zu leben, euch hierinnen deren ver-
gleichung zu erinnern, so durch beiderseits theolo-
gen in anno [15]29. in Marpurg11 und in anno [15]36.
zu Wittenberg12 geschehen und ufgericht worden,
und in summa seiner churfürstlichen gnaden oban-
gezogenem decreto13 in allem gemeß erzeigen.
Zum andern ... [als nicht einschlägig nicht mehr
abgedruckt]
Das haben also die herren churfürstlichen abge-
sandten aus bevelch euch, der gesamten burgerschaft,
eröffnen sollen und under ihren handschriften, sigeln
und pitschaften vor dismal, bis seine churfürstlichen
gnade alles vorgesetztes, mit ihrem secret selbst be-
cräftigt, schriftlich verfertigt zustellen wöllen.
Geschehen zu Neuwenmarckt, den 8. Aprilis nach
Christi, unsers lieben Herren und seligmachers, ge-
burt im funfzehenhundertzweiundneunzigsten jahr.
1529 [= Schriften des Vereins für Reformations-
geschichte 148]. Leipzig 1929. -WA 30 III 110-171.—
RE 12, 248-255. - RGG 43, 738).
12 Die vor allem unter Mitwirkung Martin Butzers zu-
stande gekommene sog. Wittenberger Konkordie, die
zwischen süddeutschen und lutherischen Theolo-
gen abgeschlossen wurde (Bekenntnisschriften
977f. - Kolde, in: RE 21, 383-399. - E. Bizer,
Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreites im
16. Jahrhundert [= Beiträge zur Förderung christ-
licher Theologie II 46]. Gütersloh 1940).
13 Gemeint ist das Mandatum de non calumniandi vom
24. Okt. 1584 (unsere Nr. II 10).
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