II 16. Ordnung, darnach sich kirchen- und schuldiener der statt
Amberg hinfort richten sollen
[vom 9. Dez. 1597].
Wir Friedrich, von Gottes gnaden pfalzgraf bei
Rhein, des hailigen römischen reichs erztruchsäß
und churfürst, herzog in Bayern etc., bekennen und
tun kund offenbar hiemit vor uns, unsere erben und
nachkommen:
Obwol der anno 93 den 8. Junii publicirte receß
in dem 13. punct, unser stadt Amberg kirchenwesen
betreffent1, von denen bis in neulichkeit gewesenen
bürgermeister und rat und den von ihnen bestellten
kirchen- und schuldienern, auch zum teil bürgern
nicht in gebürlicher acht genommen worden und
sich befunden, daß die damals gewesene bürger-
meister und rat denselben auf vorleitung etlicher
redlinsführer und anstifter nicht allein in allen des-
sen puncten tam in genere quam in specie, in gemein
und sonderheit gebrochen und demselben merklich
zuwider gehandlet, sonder auch wieder dessen blo-
ßen schein uns in unser habende hohe recht, lands-
fürstliche oberkeit und jus ordinariatus2 vermes-
sentlich eingegrifen, desgleichen inner und außer
unserm churfürstentumb und länden an unsern wol
herbrachten ehren und reputation fälschlich in
schriften3 angezogen, den receß uf viel darinne nicht
begriffene puncten falsch extendiret, auch dessen
einfaltigen, klaren verstand durch verkehrte deu-
tung umbgewendet und also ihresteils durch nicht-
halten, schwechen, widersinnischem, gefährlichen
auslegen gedachten receß genzlich cassirt, annullirt,
durchlöchert und aufgehaben und uns craft tragen-
des ambts und hohen landsfürstlichen obrigkeit,
solche verordnung zu tun, daß dergleichen hinfüro
nicht mehr vorlaufe, überflüssig ursach geben, das
jedoch - in ansehung wir nicht ermessen könnden,
daß solche gröbliche pflichtvergessene handlungen
Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (Papier,
Folio. — Amberg StA., Amberg Stadt [Geistliche
Sachen], Fasc. 537 Nr. 1 1/2 / f. 99-104). - Siehe oben
S. 276!
mit aller des rats und ausschuß vorbetrachtem,
gutem mut und wissenden dingen vorsetzlich vor-
gangen, wie dann zum teil die anstifter offenbar
werden - der statt Amberg nachkommen gnedigst
zu verschonen, uns hierauf aus churfürstlicher ange-
borner, gewohnlichen, ihnen und ihren vorfahren bis
dahero in vielmer erzeigter milte gnedigst und ferner
dessen erklert,
das wir nochmals nicht gedenken, jemands, wer
der auch sei, in seinem gewissen zu zwingen noch
einer religion, so ihme nicht annehmlich, ufzutrin-
gen, auch sie sambtlich nochmals aus gnaden bei
demjenigen frei zu lassen, was sie von alters recht-
meßig herbracht (der gebür dargetan und bewiesen),
doch also, das nichts destoweniger das, was uns von
landsfürstlicher obrigkeit, recht, gerechtigkeit und
herkommen zustehet, hiedurch nicht geengert, ge-
schmelert noch in einiche weis abgekürzet werden
solle.
Darumb dan wir vor uns, unsere erben und nach-
kommen ausdrucklich zuvorbehalten haben, alles
das jus, recht und gerechtigkeit, das uns als dem
natürlichen erb- und landsfürsten, auch einzigen un-
mittelbarem dieses curfürstentumbs der Pfalz in
Bayern ordinario4 von rechts, gewonheit und des
hailigen reichs ordnungen, insonderheit religions-
frieden5 zustehet und gebüret, in allen dessen stuk-
ken und zugehörungen, gar nichts ausgenommen,
supremae, generalis, universalis et immediatae in-
spectionis, visitationis et singularum eius partium
und, was dem juri ordinarii sonsten zuständig und
principaliter vel per consequentiam angehörig sein
mag oder kann.
1 Siehe unsere Nr. II 12! 2 sc. episcopalis.
3 Siehe dazu z.B. Lippert, Reformation 158f. 182.
184. 4 sc. episcopo.
5 von 1555. - Dazu vgl. aber oben S. 331 Anm. 1!
341
Amberg hinfort richten sollen
[vom 9. Dez. 1597].
Wir Friedrich, von Gottes gnaden pfalzgraf bei
Rhein, des hailigen römischen reichs erztruchsäß
und churfürst, herzog in Bayern etc., bekennen und
tun kund offenbar hiemit vor uns, unsere erben und
nachkommen:
Obwol der anno 93 den 8. Junii publicirte receß
in dem 13. punct, unser stadt Amberg kirchenwesen
betreffent1, von denen bis in neulichkeit gewesenen
bürgermeister und rat und den von ihnen bestellten
kirchen- und schuldienern, auch zum teil bürgern
nicht in gebürlicher acht genommen worden und
sich befunden, daß die damals gewesene bürger-
meister und rat denselben auf vorleitung etlicher
redlinsführer und anstifter nicht allein in allen des-
sen puncten tam in genere quam in specie, in gemein
und sonderheit gebrochen und demselben merklich
zuwider gehandlet, sonder auch wieder dessen blo-
ßen schein uns in unser habende hohe recht, lands-
fürstliche oberkeit und jus ordinariatus2 vermes-
sentlich eingegrifen, desgleichen inner und außer
unserm churfürstentumb und länden an unsern wol
herbrachten ehren und reputation fälschlich in
schriften3 angezogen, den receß uf viel darinne nicht
begriffene puncten falsch extendiret, auch dessen
einfaltigen, klaren verstand durch verkehrte deu-
tung umbgewendet und also ihresteils durch nicht-
halten, schwechen, widersinnischem, gefährlichen
auslegen gedachten receß genzlich cassirt, annullirt,
durchlöchert und aufgehaben und uns craft tragen-
des ambts und hohen landsfürstlichen obrigkeit,
solche verordnung zu tun, daß dergleichen hinfüro
nicht mehr vorlaufe, überflüssig ursach geben, das
jedoch - in ansehung wir nicht ermessen könnden,
daß solche gröbliche pflichtvergessene handlungen
Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (Papier,
Folio. — Amberg StA., Amberg Stadt [Geistliche
Sachen], Fasc. 537 Nr. 1 1/2 / f. 99-104). - Siehe oben
S. 276!
mit aller des rats und ausschuß vorbetrachtem,
gutem mut und wissenden dingen vorsetzlich vor-
gangen, wie dann zum teil die anstifter offenbar
werden - der statt Amberg nachkommen gnedigst
zu verschonen, uns hierauf aus churfürstlicher ange-
borner, gewohnlichen, ihnen und ihren vorfahren bis
dahero in vielmer erzeigter milte gnedigst und ferner
dessen erklert,
das wir nochmals nicht gedenken, jemands, wer
der auch sei, in seinem gewissen zu zwingen noch
einer religion, so ihme nicht annehmlich, ufzutrin-
gen, auch sie sambtlich nochmals aus gnaden bei
demjenigen frei zu lassen, was sie von alters recht-
meßig herbracht (der gebür dargetan und bewiesen),
doch also, das nichts destoweniger das, was uns von
landsfürstlicher obrigkeit, recht, gerechtigkeit und
herkommen zustehet, hiedurch nicht geengert, ge-
schmelert noch in einiche weis abgekürzet werden
solle.
Darumb dan wir vor uns, unsere erben und nach-
kommen ausdrucklich zuvorbehalten haben, alles
das jus, recht und gerechtigkeit, das uns als dem
natürlichen erb- und landsfürsten, auch einzigen un-
mittelbarem dieses curfürstentumbs der Pfalz in
Bayern ordinario4 von rechts, gewonheit und des
hailigen reichs ordnungen, insonderheit religions-
frieden5 zustehet und gebüret, in allen dessen stuk-
ken und zugehörungen, gar nichts ausgenommen,
supremae, generalis, universalis et immediatae in-
spectionis, visitationis et singularum eius partium
und, was dem juri ordinarii sonsten zuständig und
principaliter vel per consequentiam angehörig sein
mag oder kann.
1 Siehe unsere Nr. II 12! 2 sc. episcopalis.
3 Siehe dazu z.B. Lippert, Reformation 158f. 182.
184. 4 sc. episcopo.
5 von 1555. - Dazu vgl. aber oben S. 331 Anm. 1!
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