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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0386
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erbaut. Vor ihr standen zwei Marienbilder, eines aus Stein, eines auf Holz gemalt. Ein drittes - von
Altdorfer - kam auf den Hauptaltar. Zu diesen Bildern erhob sich eine Wallfahrt, weil man die Rettung
eines Steinmetzen, der beim Abbruch der Synagoge verschüttet worden, aber unbeschädigt geblieben
war, Marias Wundertat zuschrieb. Wie eine geistige Krankheit muß es vielfach über die Leute gekom-
men sein. Unmittelbar von der Arbeit weg liefen die Leute zur ,,Schönen Maria“, wo sie dann die Sichel
oder den Melkeimer als Opfer aufhingen. Die Opfereinlagen und der gewaltige Erlös aus dem Verkauf
von Wallfahrtsgedenkzeichen ermöglichten den Bau einer steinernen Kapelle - der späteren Neupfarr-
kirche. Bauherr war die Stadt, die damit über einen kirchlichen Raum innerhalb der Stadtmauer Ver-
fügungsgewalt bekam, was für die Entwicklung eines evangelischen Kirchenwesens von wesentlicher Be-
deutung wurde. Die Pest in der Wende 1520/21 unterbrach die Wallfahrtsbewegung auf kurze Zeit. Sie
kam nachher nicht mehr auf die frühere Höhe und ging nach einigen Jahren gar ein. Luthers Ruf war
erschollen12.

Die reformatorische Volksbewegung
Zuerst verstand Luthers Ruf der Blaufärber Llans, genannt Blabhans oder Blohans. Zusammen
mit dem Krämer Hans von Rostock gewann er bis Ende 1522 über 100 Handwerker für Luthers Ver-
ständnis des Evangeliums. Er las auch öffentlich aus Luthers Schriften vor und bat den Dompfarrer um
den Laienkelch. Zwei Augustiner, Schauer und Teschler, und der Kaplan bei St. Ulrich, Joh. Grüner,
wurden evangelisch. Ende 1522 kam Balth. Hubmaier, der Begründer der Wallfahrt zur ,,Schönen
Maria“, wieder zurück. Er hatte 1521 einen Ruf als Pfarrer nach Waldshut angenommen und war mit
der reformatorischen Bewegung in Verbindung gekommen. Jetzt wurde er unter dem Eindruck von Blo-
hans evangelischer Prediger. Er predigte nun fortlaufend über das Lukasevangelium1.
Blabhans und seine Freunde drängten weiter. Auf ihr entschiedenes Verlangen nach dem Laien-
kelch wurden sie vom katholischen Prediger in der Predigt angegriffen. Darüber kam es zu Unruhen bei
Gottesdiensten. Blabhans und Hans von Rostock wurden vor den Bischof geladen. Rostock kam in den
Wasserturm; Blohans wurde ausgewiesen und ging nach Wittenberg. Auf Luthers Fürsprache nahm
ihn dann der Rat wieder auf. Wegen ihrer Predigten gegen die Wallfahrt zur Schönen Maria mußten
der Augustiner Schauer und ein Franziskaner aus Nördlingen fliehen2.
Die Regensburger Bürgerschaft bemühte sich immer wieder, evangelische Gottesdienste zu erhalten;
einstweilen war alles umsonst. Um so reger war der Umsatz an Flugschriften. Kaplan Grüner wurde

Forts. Fußnote 11
Regensburg Prediger an der Kapelle der Schönen Maria, 1524 Waldshut Pfarrer, schließt sich der Täuferbewegung
an, muß deshalb 1526 nach Nikolsburg in Mähren, 1527 als Täufer gefangen und 1528 in Wien auf dem Scheiter-
haufen verbrannt, während seine Frau in der Donau ertränkt wurde (Balthasar Hubmaier, Schriften. Heraus-
gegeben von Gunnar Westin und Torsten Bergsten [ = Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 29
(Quellen zur Geschichte der Täufer 9)]. — RE 8, 418-424. - RGG 33 464f. - W. Wiswedel, Dr. Balth. Hubmaier,
in: ZbKG 15 [1940] 129—159. — Leonh. Theobald, Balth. Hubmaier, in: ZbKG 16 [1941] 153—165. — Torsten
Bergsten, Balth. Hubmaier — seine Stellung zu Reformation und Täufertum [ 1521—1528]. [ = Acta Universitatis
Upsalliensis. Studia historico-ecclesiastica Uppsallensia 3]. Kassel 1961. — Hans Saalfeld, Balth. Hubmaier,
in: Ingolstädter Heimatblätter 27 [1964] Nr. 5-10).
12 Janner 3, 205ff.- Simon, EKGB 130f. — Theobald 1, 33-98. - Jos. Kagerer, Die schicksalsreiche Geschichte
des Bildes „Die Schöne Maria“ von Albrecht Altdorfer in der Stiftskirche St. Johann in Regensburg, in: HVOpf
93 (1952) 89-120 (dazu: Matth. Simon, Zur schicksalsreichen Geschichte der ,,Schönen Maria“ zu Regensburg,
in: ZbKG 22 [1953] 193—198). — Irmgard Büchner-Suchland, Hans Hieber — der Baumeister der Kirche zur
Schönen Maria (= Kunstwissenschaftliche Studien 32). München 1962 (dazu: HVOpf 104 [ 1964] 235-245).
1 Theobald 1, 111f. — Simon, EGKB 158.
2 Theobald 1, 120-126. — Simon, EGKB 163.

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