Ende September 1528 erfolgte erstmals eine öffentliche Eheschließung ohne Mitwirkung eines Geist-
lichen14.
1530 nahm Regensburg zwar den Augsburger Reichsabschied an. Aber sein Rechtsrat Hiltner hatte
auch seinen damaligen Aufenthalt in Augsburg dazu benützt, seiner Stadt wenigstens einen evangeli-
schen Schulmeister zu verschaffen. Dieser hielt im evangelisch gesinnten Augustinerkloster Unterricht.
1532 war der Reichstag in Regensburg versammelt. Da entfaltete der katholische Kultus seine ganze
Herrlichkeit. Als sich dabei ein sonst unbekannter evangelischer Laienprediger abfällig darüber äußerte,
verlor er sofort seinen Kopf15. Am 19. August 1533 beschloß der Rat auf Drängen der Evangelischen
und unter der stillen Führung Hiltners wieder, einen Prediger zu suchen. Am 20. Februar 1534 wurde
ein entsprechender Vertrag mit dem Augustinerprior Georg Teschler abgeschlossen. Teschlers Ordens-
bruder Kalmünzer unterstützte ihn. Sie hielten die Predigten in ihrer Klosterkirche. Dabei nahm der
Gemeindegesang einen beträchtlichen Raum ein. Doch erzwangen der Bischof, der Herzog von Baiern,
der angesichts einer seit 1529 herrschenden Hungersnot auch noch mit einer Lebensmittelsperre drohte,
und der Erzherzog Ferdinand nach zähem Ringen am 7. Dezember die Ausweisung der beiden16.
Die Holzkapelle der Schönen Maria wurde in dieser Zeit in einen Steinbau umgewandelt und 1540
geweiht. Der Bau erfolgte wie der der hölzernen Vorläuferin wieder durch die Bürgerschaft, die auf diese
Weise Verfügungsgewalt über ein kirchliches Gebäude bekam17. Auf den Altar kam wohl gleich anfangs
nicht mehr Altdorfers Bild, sondern eine Steinplastik, die die Krönung Marias darstellte18.
Dann aber löste der ergebnislose Verlauf des gleichzeitigen Religionsgespräches von 154119 und die
in der kaiserlichen Deklaration zum Reichsabschied erfolgte Freistellung des Anschlusses an die Augs-
burgische Konfession20 wie sonst so auch in Regensburg den Entschluß zu selbständigem Handeln aus.
Die Stadt handelte sofort, zumal ihr nördlicher Nachbar - Pfalz-Neuburg - damit bereits vorangegangen
war. Schon während des Religionsgespräches hatte die evangelische Bewegung durch die Predigten der
beim Reichstag zahlreich anwesenden evangelischen Hofprediger starken Auftrieb erhalten, wenn diese
auch nur in Privathäusern predigen durften. Nun stellte der Rat am 13. Dezember 1541 den bisherigen
Pfarrverweser bei St. Rupert Erasmus Zollner21 als evangelischen Prediger bei der Kirche zur Schönen
Maria an; am 5. Februar 1542 hielt er seine erste Predigt. Im April 1542 ließ Bernhardin von Stauf in
seinem Hause, dem heutigen ,,Grünen Kranz“ (Obermünsterstr. 9), durch seinen Prediger Leopold Mo-
ser22 eine Abendmahlsfeier halten. Zahlreiche Bürger nahmen daran teil - darunter auch der Kammerer
Andreas Wolf. Sie reichten darauf ein Gesuch um allgemeine evangelische Abendmahlsfeiern ein. Der
Zugang zu den evangelischen Gottesdiensten wurde so groß, daß Zollner im September in die Dominika-
nerkirche23 gehen mußte. Der Prior widersetzte sich nicht. Er beschränkte sich mit seinem Konvent auf
den Gebrauch des Chores.
14 Theobald 1, 172f.
15 Theobald 1, 199.
16 Theobald 1, 203-215.
17 KDB Regensburg 2, 194-208.
18 Theobald 1, 230f.; 2, 20. 226 Anm. 20.
19 RE 16, 545-552. - Schottenloher 41376-41389.
20 Siehe oben S. 6 Anm. 12!
21 Geb. Regensburg 1503. — 26. Juni 1522 Ingolstadt immatrikuliert. -15.. Moosbach (Opf.), 15.. Regensburg
St. Rupert Prediger, Dez. 1541 evangelischer Prediger an der Neupfarrkirche, verläßt 1548 wegen des Interims die
Stadt, 1552 Regensburg Prediger — † 1560. Er verheiratete sich 1543 mit einer Tochter des Ratsherrn Hans Wein-
zierl, die dann als Witwe den Komponisten Sophonias Paminger ehelichte. (Joh. Posthius, In obitum Er. Zolneri
... elogia. Heidelberg 1561.- Theobald 1 [Reg.]; 2[Reg.]. — Leichenpredigt auf seine Witwe: Nördlingen Stadt-
archiv. — Bild [aus dem 18. Jahrh.]: NLA).
22 154. Beratzhausen Schloßprediger, 1543 Regensburg Diaconus, 1548 geht wegen des Interims nach Amberg, 1552
Regensburg Prediger - † 1578 ( Theobald 1, 247. 265ff.; 2 [Reg.[. - Memoria 10).
23 KDB Regensburg 2, 59-93. - Theobald 1, 261.
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lichen14.
1530 nahm Regensburg zwar den Augsburger Reichsabschied an. Aber sein Rechtsrat Hiltner hatte
auch seinen damaligen Aufenthalt in Augsburg dazu benützt, seiner Stadt wenigstens einen evangeli-
schen Schulmeister zu verschaffen. Dieser hielt im evangelisch gesinnten Augustinerkloster Unterricht.
1532 war der Reichstag in Regensburg versammelt. Da entfaltete der katholische Kultus seine ganze
Herrlichkeit. Als sich dabei ein sonst unbekannter evangelischer Laienprediger abfällig darüber äußerte,
verlor er sofort seinen Kopf15. Am 19. August 1533 beschloß der Rat auf Drängen der Evangelischen
und unter der stillen Führung Hiltners wieder, einen Prediger zu suchen. Am 20. Februar 1534 wurde
ein entsprechender Vertrag mit dem Augustinerprior Georg Teschler abgeschlossen. Teschlers Ordens-
bruder Kalmünzer unterstützte ihn. Sie hielten die Predigten in ihrer Klosterkirche. Dabei nahm der
Gemeindegesang einen beträchtlichen Raum ein. Doch erzwangen der Bischof, der Herzog von Baiern,
der angesichts einer seit 1529 herrschenden Hungersnot auch noch mit einer Lebensmittelsperre drohte,
und der Erzherzog Ferdinand nach zähem Ringen am 7. Dezember die Ausweisung der beiden16.
Die Holzkapelle der Schönen Maria wurde in dieser Zeit in einen Steinbau umgewandelt und 1540
geweiht. Der Bau erfolgte wie der der hölzernen Vorläuferin wieder durch die Bürgerschaft, die auf diese
Weise Verfügungsgewalt über ein kirchliches Gebäude bekam17. Auf den Altar kam wohl gleich anfangs
nicht mehr Altdorfers Bild, sondern eine Steinplastik, die die Krönung Marias darstellte18.
Dann aber löste der ergebnislose Verlauf des gleichzeitigen Religionsgespräches von 154119 und die
in der kaiserlichen Deklaration zum Reichsabschied erfolgte Freistellung des Anschlusses an die Augs-
burgische Konfession20 wie sonst so auch in Regensburg den Entschluß zu selbständigem Handeln aus.
Die Stadt handelte sofort, zumal ihr nördlicher Nachbar - Pfalz-Neuburg - damit bereits vorangegangen
war. Schon während des Religionsgespräches hatte die evangelische Bewegung durch die Predigten der
beim Reichstag zahlreich anwesenden evangelischen Hofprediger starken Auftrieb erhalten, wenn diese
auch nur in Privathäusern predigen durften. Nun stellte der Rat am 13. Dezember 1541 den bisherigen
Pfarrverweser bei St. Rupert Erasmus Zollner21 als evangelischen Prediger bei der Kirche zur Schönen
Maria an; am 5. Februar 1542 hielt er seine erste Predigt. Im April 1542 ließ Bernhardin von Stauf in
seinem Hause, dem heutigen ,,Grünen Kranz“ (Obermünsterstr. 9), durch seinen Prediger Leopold Mo-
ser22 eine Abendmahlsfeier halten. Zahlreiche Bürger nahmen daran teil - darunter auch der Kammerer
Andreas Wolf. Sie reichten darauf ein Gesuch um allgemeine evangelische Abendmahlsfeiern ein. Der
Zugang zu den evangelischen Gottesdiensten wurde so groß, daß Zollner im September in die Dominika-
nerkirche23 gehen mußte. Der Prior widersetzte sich nicht. Er beschränkte sich mit seinem Konvent auf
den Gebrauch des Chores.
14 Theobald 1, 172f.
15 Theobald 1, 199.
16 Theobald 1, 203-215.
17 KDB Regensburg 2, 194-208.
18 Theobald 1, 230f.; 2, 20. 226 Anm. 20.
19 RE 16, 545-552. - Schottenloher 41376-41389.
20 Siehe oben S. 6 Anm. 12!
21 Geb. Regensburg 1503. — 26. Juni 1522 Ingolstadt immatrikuliert. -15.. Moosbach (Opf.), 15.. Regensburg
St. Rupert Prediger, Dez. 1541 evangelischer Prediger an der Neupfarrkirche, verläßt 1548 wegen des Interims die
Stadt, 1552 Regensburg Prediger — † 1560. Er verheiratete sich 1543 mit einer Tochter des Ratsherrn Hans Wein-
zierl, die dann als Witwe den Komponisten Sophonias Paminger ehelichte. (Joh. Posthius, In obitum Er. Zolneri
... elogia. Heidelberg 1561.- Theobald 1 [Reg.]; 2[Reg.]. — Leichenpredigt auf seine Witwe: Nördlingen Stadt-
archiv. — Bild [aus dem 18. Jahrh.]: NLA).
22 154. Beratzhausen Schloßprediger, 1543 Regensburg Diaconus, 1548 geht wegen des Interims nach Amberg, 1552
Regensburg Prediger - † 1578 ( Theobald 1, 247. 265ff.; 2 [Reg.[. - Memoria 10).
23 KDB Regensburg 2, 59-93. - Theobald 1, 261.
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