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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0401
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fällt schwer, seine schon früher erschienene, bei der genannten Stelle freilich durchaus ausreichende
,,Passion“33 gemeint zu sehen, da sie eben nicht den Titel Monotessaron trug.
Ebenso bedenklich ist, daß an verschiedenen Stellen vom Druck liturgischer Stücke die Rede ist, von
denen wir einen Druck erst aus dem Jahr 1567 kennen. Dieser Druck ist erhalten in einem Sammelband
in Oktavformat34, der folgendes enthält:
1. Deudsch Catechismus. Aufs neu corrigirt und gebessert durch D. Mart. Luther. Wittenberg 1565.
2. Das Leiden und Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi aus den vier Evangelisten. Durch
D. Johan Bugenhagen, Pomern, vleissig zusamengebracht. Wittenberg 1567.
3. Das Zwelffte Capitel Danielis mit der Auslegung D. Martini Lutheri vom Antichrist ... Mit
einer kurtzen Summarischen Vorrede [von Nikolaus Gallus] ... Regenspurg 1560.
4. Christliche Vermanungen. Wie die vor der Beicht, Communion und Predig zu Regenspurg in
der neuen Pfarr der Gemeine offentlich fürgelesen werden [Stadtwappen]. Zu Regenspurg
druckts Heinrich Geisler. 1567.
5. Vier Christliche Lobgesänge, wie sie in der Neuen Pfarr zu Regenspurg an den Feyrtagen ge-
sungen werden [um 1559].
Später eingeheftet ist ein allgemeines Not- und Kirchengebet, bei dem das Druckjahr weggeschnitten
wurde, das aber aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammt.
Dieser Sammelband hat einen sehr schön geprägten Schweinsledereinband mit eingeprägtem Regens-
burger Stadtwappen auf der Vorderseite. Er hatte zwei verlorene Messingschließen und zeigt sehr starke
Spuren langjährigen Gebrauchs. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß es sich hier um ein Buch
handelt, das in der Regensburger Kirche in gottesdienstlicher Verwendung stand35. Durch dieses Buch
wird zwar die eben geäußerte Vermutung, daß im Gottesdienst nicht eigentlich das Monotessaron ver-
wendet wurde, sondern nur die ,,Passion“, bekräftigt, aber der Verdacht, daß der Name Monotessaron
erst nach Erscheinen des so betitelten Werkes geläufig wurde, nicht behoben und somit die Vermutung,
daß diese ganze Zusammenstellung im Jahr 1567 erfolgte, nahegelegt.
Ganz entscheidend für das Jahr 1567 spricht schließlich der Umstand, daß im Entwurf die in die-
sem Jahr erschienene Schulordnung des Regensburger Gymnasiums erwähnt wird36. Man hat bei diesem
Zusammentreffen von Druckwerken aus diesem Jahr mit der Abfassung der Kirchenordnung geradezu
den Eindruck, daß diese Drucke im Blick auf diesen Entwurf veranlaßt wurden.
Das Schweigen über die Dominikanerkirche könnte dann seine Ursache darin haben, daß man sich
noch nicht sicher war, ob sich ihre Benützung auf die Dauer durchsetzen ließ.
Es ist nun sehr wohl möglich, daß Hiltners Tod den Abschluß der Kirchenordnung verzögert und
die Unterlassung einer amtlichen Verabschiedung nach sich gezogen hat. Daran aber, daß sie die Grund-
lage des Regensburger Kirchenwesens bis zum Dreißigjährigen Krieg gewesen ist, kann nicht gezweifelt

33 Das leiden und auferstehung unsers Herrn Jhesu Christi aus den vier evangelisten ... zusammengebracht. Sie war
in zahlreichen Auflagen lateinisch, hochdeutsch und niederdeutsch verbreitet (Georg Geisenhof, Bibliotheca
Bugenhagiana [ = Quellen und Darstellungen aus der Geschichte des Reformationsjahrhunderts 6] Leipzig 1908.
109-172). Eine die ganzen Evangelien erfassende Arbeit, das Monotessaron historiae evangelicae, erschien erst
1566 nach Bugenhagens Tod (a.a.O. 172-177).
34 Vorhanden in dem gleich zu erwähnenden Sammelband Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Rl
3353 Beiband 3.
35 Ob und inwieweit das allerdings auch bei Luthers Auslegung von Daniel 12 derFall war, muß dahingestellt bleiben.
Vielleicht geschah es zeitweise bei der alttestamentlichen Lesung. Eine andere Vermutung (Sonntagsvesper): Dol-
linger, Evangelium 297.
36 Siehe unten S. 488.

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