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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0421
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III 3 Vermahnungen vor der Beichte. 1542. 1544. 1567

gen, wie ein Christ darzu müsse geschickt sein; dann,
ob Gott wol gnedig ist und sünd vergibt, absolution
und abentmal hat eingesetzt, die gnad der verge-
bung dadurch auszuteilen, so macht er doch auch
enderung in uns, on welche die gnad und vergebung
nit erlanget werden, absolution und abentmal nit
allein nit nutzen, sondern vil mehr schaden,
und ist dasselbig nemlich die buß, darin sich ein
jeder christ mus finden lassen, sol er anders gnad
und vergebung haben oder uberkommen, absolu-
tion und abentmal seliglich empfahen. Darzu ist
dann von nöten
erstlich, das ein jeder christ aus Gottes wort so
vil gelernet habe, das er zum wenigstens ein summa
wisse christlicher lehre, als da sind die stück des
catechismi:
die heiligen zehen gebot Gottes,
die artikel des christlichen glaubens,
das gebet des vaterunsers,
die einsatzung der heiligen tauf,
die einsatzung der absolution,
die einsatzung des Herrn abentmals,
und das er dieselben stück nit allein wisse nach
den worten, sonder zimlichermaßen auch die mai-
nung verstehe; dann wie solte einer ein christ sein
und solt nicht wissen, was der christen glaub oder
lehre were?
Doch ist das wissen und verstehen noch nit gnug,
welches die teufel, oft auch die gottlosen haben, es
mus darneben das herz und ein ernst dabei sein.
Derhalben ist zum andern von nöten zu warer buß
und wirdiger empfahung absolution und abentmals,
das ein christ sich für Gott warhaftig demütige, mit
warem herzen one falsch und heuchelei sich erkenne
und bekenne ein armer sünder, wo er wider Gott
und seine heilige gebot jemals getan hat, es sei mit
gedanken, worten oder werken, offentlich oder
heimlich, wissentlich oder unwissentlich, wie er auch
noch in seinem besten leben für Gott ein sünder sei
von empfengnis und geburt, derhalben schuldig sei-
nes zorns straf und verdamnis zeitlich und ewig
nach dem gericht seiner strengen gerechtigkeit,
lasse ihm darauf alles von herzen leid sein, in sonder-

1 Matth. 12, 20 nach Jes. 42, 3.

heit, da er Gott mit eigen bösen werken erzürnet hat,
begere gnad und vergebung von herzen und das
Gott nit im zorn strafen und ewig hernach nit ver-
dammen wölle, wie David betet [Ps. 6, 2 = 38, 2].
Ob dann an solchem bekentnis, leid und begern et-
was abgeht, wie dann geschicht, das es nit gnug
noch allzeit gleich ist, so wil Gott darumb, wie
Christus aus dem propheten spricht1, das glimende
dacht noch nit ausleschen noch das zerstoßene ror
gar zerbrechen. Allein sehe einer darzu, das nur ein
ernst und nit heuchelei sei, zum wenigsten ein an-
fang christlicher reu.
Zum dritten, so ist abermals nit genug, auch noch
an gemeldter reu und begerung der gnaden, wie gros
oder klein die immer sei, sonder ist ferner von nöten,
da man weis, wie die gnade allein durch Christum
kompt, er allein die vergebung durch sein bitteres
leiden und sterben uns allen erworben hat, das ein
jeder sich derselben drauf widerumb von herzen
durch den glauben tröste und wie das vorige nit ein
heuchlerische reue, also dis auch nit ein heuchleri-
scher trost sei, darzu dann nit gelegen, wie gros oder
klein diser glaub und trost sei, allein das rechter
glaub oder anfang rechtes glaubens und trosts sei,
und ein jeder sich des leidens und sterbens unsers
Herrn Jesu Christi dermaßen anneme, als für sich
selb geschehen, und wisse, das die heiligen sacrament
eben auch zu sterkung solches glaubens und trosts
von dem Herrn Christo im neuen testament sind ein-
gesetzt, in dem er ihme und seinem ganzen verdienst
einen jeden in sonderheit in der heiligen tauf hat ein-
geleibt. So dann einer feilt2 nach der tauf, richtet er
ihn in sonderheit durch die absolution wieder auf,
stehet er und wirt schwach, so sterket er in in son-
derheit durch mitteilung seines waren leibs und
bluts im heiligen abentmal.
Zum vierten ist zu seliger empfahung absolution
und abentmals und als ein frucht der waren buß,
reue und glaubens allezeit von nöten besserung des
lebens, darbei die buß, reu und glauben, ob sie war
oder heuchlerisch sind, als der baum an seinen früch-
ten erkennt werden; dann, wo die reu und trost des
glaubens im herzen ist, wie klein es auch ist, da
2 = fehlt, sich verfehlt (Schmeller 1, 702).

26 Sehling Bayern III

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