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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0423
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III 4. Vermahnung vor der Kommunion.

A. Ein Christenliche vermanung, wie die
zu Regenspurg alwegen vor der
communion verlesen wird [um 1544].
Ir allerliebsten in Gott! Dieweil wir itzo das heilig
abentmal unsers Herrn Jesu Christi wöllen bedenken
und halten, darin er uns sein leib zur speise und sein
blut zu einem trank, den glauben damit zu sterken,
gegeben hat, sollen wir billich mit großem fleis ein
jeder sich selbs brüfen wie der heilig Paulus uns ver-
manet; denn dis heilig sacrament ist zu einem son-
dern trost und sterke geben den armen, betrübten
gewissen, die ihre sünde bekennen, Gottes zorn und
den tod fürchten und nach der gerechtigkeit hunge-
rig und durstig sind. So wir aber uns selbs brüfen
und ein jeder in sein eigen gewissen gehet, wie uns
der heilig Paulus lehret [1. Kor. 11,28 f.], werden wir
gewißlich nichts anders finden dann allerlei greuliche
sünde und den tod, den wir mit der sünde verschult
haben, und können doch uns selbs in keinen wege da-
raus helfen. Darumb hat unser lieber Herr Jesus
Christus sich über uns erbarmet und ist umb unser
sunden willen mensch worden, auf das er das gesetze
und allen willen Gottes fur uns und uns zu gut erfül-
lete und den tod und alles, was wir mit unsern sünden
verschuldet hetten, für uns und zu unser erledigung
auf sich nehme und erlitte. Und das wir dis festiglich
gleubten und durch den glauben frölich in seinem
willen möchtenleben, nam er nach dem abentmal das
brod, sagete dank, brachs und sprach: ,,Nemet hin
und esset! Das ist mein leib, der für euch gegeben
wird, das ist: Das ich mensch bin worden und alles,

Druckvorlage: Original (Druck in: Ein verma-
nung und unterricht deren, so die absolution ... emp-
fahen wöllen_Sambt einer andern vermanung, so
alle sontag vor der communion daselbst geschicht. -
Papier, Oktav [darin dieser Text: B 5 vr—B 8r]. —
München Staatsbibliothek Polem. 1310/2). — Siehe
oben S. 373!
1 Da wir die in Nürnberg gebräuchliche Form von
Offener Schuld und Absolution erst aus ihrer Fas-

was ich tue und leide, ist alles euer eigen, für euch und
euch zu gut geschehen. Des zu einem gewissen anzai-
gen und zeugnus gib ich euch mein leib zur speise.“
Desgleichen nam er auch den kelch und sprach:
,,Nehmet hin und trinket alle daraus! Dieser kelch ist
das neue testament in meinem blut, welches für euch
und fur viele vergossen wird zur vergebung der sun-
den. Solichs tut, so oft ihrs trinket, zu meinem ge-
dechtnis! Das ist: Dieweil ich mich euer angenomen
und euer sund auf mich geladen hab, wil ich mich selbs
fur die sunde in den tod opfern, mein blut vergießen,
gnad und vergebung der sunden erwerben und also
ein neues testament aufrichten, darin die sunden ver-
geben und ewig nicht mehr sollen gedacht werden.
Des zu einem gewissen anzaigen und zeugnis gibe
ich euch mein blut zu trinken.“ Wer nun also von
disem brot isset und von disem kelch trinket, auch
disen worten, die er von Christo höret und disen
zeichen, die er von Christo empfehet, vestiglich
gleubt, der bleibt in dem Herren Christo und Chri-
stus in ihm und wird ewiglich leben. Darbei sollen
wir nu sein gedenken und seinen tod verkündigen,
nemlich, das er fur unsere sünde sei gestorben und zu
unser rechtfertigung wider auferstanden, und ihm
darumb danksagen, ein jeder sein creuz auf sich neh-
men und im nachvolgen und nach seinem bevelch
einander lieben, wie er uns geliebet hat. Dann wir
alle seind ein brot und ein leib, dieweil wir alle eins
brots teilhaftig sind und aus einem kelch trinken.
Offentliche beicht.1
Dieweil wir aber alle gesündigt haben und der
genaden Gottes bedürfen, so demütiget eure herzen
sung von 1560 kennen (Sehling 11, 498 Anm. k),
läßt sich nicht sagen, ob die Unterschiede zwischen
beiden Formen auf Änderungen in Nürnberg oder in
Regensburg zurückgehen. Da im Hauptteil (Seh-
ling 11, 195f.) keine Verschiedenheiten vorliegen,
sondern nur in der Offenen Schuld und der Absolu-
tion, möchte man annehmen, daß die Änderungen
in Nürnberg vorgenommen wurden, Regensburg
also die ursprüngliche (von Wenzel Linck geschaffene)
Gestalt bewahrt hat. Dafür spricht auch die ganze

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