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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0429
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III 5 Kirchenordnung des Noppus. 1543

mit den fünf stücken des catechismi umb der ursach
willen, wie oben vermeldet, und das zu solcher lec-
tion die gesang gehalten werden, welche itzund zun
friepredigten gewonlich.
Am freitag kan das Tenebrae28 zum gedechtnis
und erinnerung des leidens unsers lieben Herrn zum
beschluß genommen werden mit ein versikel und
collecten.
Wen es geschicht, das feiertag einfallen in der
wochen auf die tag, da sünst nit gepredigt wirt, als
montag, mitwoch etc., das die predigt alda, wie sich
den gehort, gehalten werde, des andern tags aber,
da sunst gepredigt were worden, so kein feiertag
eingefallen, schlecht die lection gehalten werde.
Das am mittwochen, da die lection frü nit gehal-
ten kan werden umbs wochenmarks willen, vesper
nach zweien nach der klein uhr gehalten und zu ende
der vesper der catechismus mit den kindern geübt
werde, auf das auch die kinder, so nit zur schul gehen,
dennoch, wie von nöten, den catechismum und die
hauptstück christlicher lehr, die einem jeden christen
zu wissen sein, lernen und einbilden.
Das derft es wol nit, so jederman seine kinder zur
schul ließ gehen, es were in die lateinische oder teut-
sche, welche dahin gericht sollen sein, das die kinder
fürderlich da im christentum unterricht werden und
unsern glauben lernen, des (wu es sünst nit ge-
schicht) man wol ein bevelh den schulmeistern geben
mocht. Weil aber nit ein jeder man seine kinder zur
schul lest, das dieselben dennoch unterricht werden,
ist gut, das diese handlung und übung des catechismi
mit inen ausgericht werde, und werden auch andere
leut, die zu lernen begeren, darzu komen mügen.
Tauf.
Das auch ein feine ordnung bei der heiligen tauf
gehalten werde.
Erstlich, das die tauf durch den vater des kindes
oder, so der nit vorhanden, durch ein ander ehrliche

-8 Siehe Liederverzeichnis!
29 Das 1542 begonnene Taufbuch ist noch vorhanden. -
Zu den hier geäußerten Gedanken vgl. Matthias
Simon, in: ZbKG 33 (1964) 169 ff!
30 Ähnliche Gedanken und eine entsprechende Ord-

mansperson gebeten werde von dem diener, welcher
den vater auch ermanen soll, was er für ein groß gab
da von Gott empfangen hab und was er bei dem
kinde zu tun, so es im Gott leben lest, schuldig were
sein, nemlich: das ers im glauben und christlichen
stücken unterweise oder von andern unterweisen
laß und in Gottes forcht aufziehe zu aller erbarkeit.
Das das taufen in der pfarrkirchen geschehe als an
dem ort, da das wort Gottes gehandelt und das
sacrament des altars geraicht wirt in beisein des
vaters und etlicher gotsforchtiger person von wei-
bern, nachbarinnen und anderen, darzu gebeten,
und nit in ein winkel geschehe one not.
Das die paten sampt den kindern und eltern ein-
geschrieben29 werden, auf das sie zu seiner zeit be-
schickt mügen werden und die kinder verhoret und
gestehen, wie sie gezogen und wie sie im christen-
tum unterricht werden, das vorzeiten die confirma-
tion30 ist gewesen.
Das auch gewiese stund darzu verordnet werden31,
aine vormittags, die andere nachmittags, alsbald
nach der predigt oder lection frue, darnach zur
vesperzeit - es were den, das schwacheit des kinds
solchs nit leiden wolt.

Einlaiten.
Soviel das einlaiten der eeleut belanget, das die
verlöbnis ehrlichen und offentlichen geschehen seien
mit bewilligung und beisein der eltern oder der nehist
verwandten; den zu den heimlichen gelübden, so
hinter und wider willen der eltern geschehen, sol on
wichtige ursach nit geholfen werden.
Das, die sich nun ehelichen zusam verlobt haben,
nu, ee sie sich ausrufen lassen, der bräutigam sich mit
zweien anderen ehrlichen manspersonen - ainer von
seiner freundschaft, der andere von der braut freund-
schaft - angebe und der verlübnis bericht tue, dar-
nach in ain buch 32 verzeichnet werde, welches darzu
verordnet, mitsambt den zeugen.
nung in der pfalz-neuburgischen Kirchenordnung
von 1543 (siehe oben S. 62),
31 Erfüllt wurde dieser Wunsch, so oft er auch ausge-
sprochen wurde, erst 1588 (S. 508).
32 Das 1542 beginnende Ehebuch ist noch vorhanden.

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