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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0441
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III 10 Kirchenordnung unter Justus Jonas. 1553

secundus ist) raicht das bluet Christi dem volk auf
der andern seiten des altars. Der diaconus aber, so
tercius ist, helt das tuechlein16 auf des priesters sei-
ten, der den leib raicht. Derjenig aber, so quartus ist,
helt das tuechle bei dem diacono, der das bluet
raicht, in einem chorrock. Wo aber kein minister
vorhanden, so tuet es der prediger oder pfarherr.
So dan der priester mit den communicanten fertig
ist, singt er ein teutsche collecten als ein danksagung
für die entpfangen woltat.
Darnach singt der minister, so secundus ist: Bene-
dicamus Domino, dem der chor antwortet: Deo
dicamus gratias.
Hierauf beschleust der priester mit dem segen
teutsch.
So aber ein organist vorhanden ist, so schlecht er
den introit sambt dem Kyrie eleison, Et in terra, Pa-
trem, Sanctus und Agnus Dei auf der orgel17, auch
sub communione in den teutschen gesengen ein ge-
setz umb das ander.18

An suntägen die vesper
wirdet allerding gehalten wie an den sambstägen,
allein, das man alsdan das Magnificat sambt dem
Nunc dimittis gewonlich teutsch singet und lest den
hymnum außen umb des langen catechismi willen.
Und woe der organist verhanden, so schlecht er
einen vers umb den andern auf der orgel, doch das
gleichwol alle vers durchaus ganz gesungen werden
umb bessers verstands willen.
Es wirdet auch in diser vesper anstatt der ver-
monung, so, wie obsteht, an den sonabenten fur die
absolvenden19 und communicanten zuletzt ge-
schicht, alwegen durch den ministrum, der wochner
ist, ein stuck aus dem nürnbergischen catechismo20

16 Siehe oben S. 303 Anm. 2!
17 d. h. diese Stücke werden nicht gesungen.
18 = als Zwischenspiel.
19 die Absolution Begehrenden.
20 aus der brandenburgisch-nürnbergischen Kirchen-
ordnung von 1533 (Sehling 11, 206—279).
21 = Dienstag (siehe oben S. 292 Anm. 32!).
22 Siehe oben S. 406 Anm. 5!

ab der canzl gelesen, darauf dan der chor mit einem
teutschen psalm dem catechismo gemeß beschleust.
An den erichtagen21 und freitagen,
daran kein feiertag ist,
wirdet es also gehalten, das man nach gelegenheit
der zeit zu frue ungeferlich ein viertl einer stunde
vor einem der großen hore22 leutet.
Nach dem leuten hebt der chor sambt dem volk
an, das vaterunser23 oder sunsten ein ander christ-
lich gesang zu singen.
Auf solches list der minister ein capitl aus dem
alten testament24 nach der ordnung mit dem sum-
mario und alsbald darauf die vermanung zum gebet.
Darnach singen die knaben die wittenbergischen
letanei25. Nach endung derselben beschleust der
minister mit einer teutschen collecten.
An feiertagen,
daran man nicht communion helt,
wirdet es zu morgen also gehalten:
Erstlich fecht ein minister (der wochner ist) an:
Deus, in adjutorium ... und der chor darauf: Do-
mine, ad adjuvandum ... zu singen. Alsdan pfiegt
der minister zu intonirn, sofer anderst antiphon de
tempore verhanden sein. Darauf wirdet von beden
choren Quicunque vult salvus esse...26 ein vers
umb den andern lateinisch gesungen.
Ist aber kein antiphon verhanden, so nimbt man
das teutseh Benedictus27 darfür.
Nachdem list der minister, so wochner ist, ein capi-
tel oder lection aus den Geschichten der Apostel
oder episteln Pauli mit dem summario ab dem pre-
digstuel. Darauf singt der chor Deo gratias und vol-
23 = Luthers Vater unser im himelreich.
24 Wie im Agendbüchlein Veit Dietrichs (Sehling 11,
504).
25 Siehe Liederverzeichnis!
26 Das Athanasianische Glaubensbekenntnis (Be-
kenntnisschriften 28f.).
27 Lobgesang des Zacharias.

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