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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0450
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Reichsstadt Regensburg

Geist gesetz hat. zu bischoven usw., sampt einer kur-
zen erklerung, wie volget ungefärlich.
Erstlich ermanet und tröstet der apostel an
Tim. [3, 1 ff.] die, so zum kirchenampt berufen wer-
den, das sie in einen stand komen nit, da hie zeitlich
und leiblich gute tage, ehre und gewalt bei zu su-
chen, sondern fast allein große mühe und arbeit, not
und gefahrlichkeit von zu gewarten, derhalben sich
ein christlicher bischof und lerer darauf zu richten,
und nennet der apostel ihr ampt darumb ein werk,
das es wirkens und arbeitens darin bedürfe.
Widerumb so nennet ers doch auch ein köstlich
werk, nit, wie das ware bischofliche ampt - so ein
lehr- oder predigampt ist - geachtet wird fur dieser
welt, da es ist das allerverachteste und unwerdeste,
wie an aposteln selb und andern neuen bischoven
aus ihren historien alzeit zu sehen; sondern, wie es
Gott achtet und darzu verordnet hat, seine gröste
macht und höchste gnade dadurch der welt zu be-
weisen, als das ganze reich des Teufels, sund und
tod zerstören und sein reich der gnaden, ewiger
herrlichkeit und seligkeit dagegen aufzurichten, zu
welchem allem aller weld kunst, weisheit, tugent,
gewalt, so sie allein für köstlich achtet, doch nichts
vermögen.
Zum andern beschreibt der apostel, was die be-
rufenen diener für leut sein sollen, fordert fürnem-
lich zwei ding von inen -
eins: das sie eines ehrlichen, unergerlichen wan-
dels sein, dasjenige, was sie leren, mit dem leben selb
auch erzaigen, dem wort und ampt kein schandfleck
damit auftun,
das ander, das sie leerhaftig sein, das ist christ-
liche lehre selb wol verstehen und andere leren mö-
gen, auch - wie er an Titum [3, 9] spricht - die wider-
sprechenden widerlegen.
Zum dritten warnet der apostel in Geschichten
[Apg. 20, 28 ff.] die bischove und lerer in irem ampt
für vielerlei feinden, dafür sie sich zu hueten haben:
Erstlich für ihnen selb, das sie sich den eigen-
dunkel noch vermessenheit oder sicherheit nit be-
dringen lassen, vom wort und ampt abzufüren.
Zum andern warnet er für der gemeinde als, die

3 Bekenntnisschriften 31-138.

sich Gottes wort und Geist zum merern teil nit wird
wollen leren und strafen lassen.
Zum dritten warnet er für den wölfen, das ist: fal-
schen lerern, die von außen under die herde Christi
kömen, mit ihren irtumen die armen scheflein be-
schleichen und zerreißen.
Zum vierten warnet er für den falschen brüdern,
so sich under uns selb erheben aus hoffart oder eigen-
nutzen, unvermerkt lere oder leben felschen, damit
sie großen anhang haben, befielet derhalben einen
jeden in seinem ampt zu wahren, als die wir Christo
darvon rechenschaft werden geben mussen.
Nach diesem werden dem ordinanden fürgehalten
volgende stuck, an eides statt offentlich anzugelo-
ben:
Erstlich, daß er Gottes word rein und treulich pre-
digen wolle, on alle verfelschung, wie Got solche in
heiliger schrift durch seine liebe propheten und
aposteln hat offenbaret und desselben ein kurze
summa in artikeln der augspurgischen confession3
verfaßt ist.
Zum andern, das er gleicher gestalt die sacrament
reiche, wie die unser lieber Herr Christus im neuen
testament hat eingesezt, tröste die busfertigen und
strafe die unbusfertigen.
Zum dritten, das er keiner falschen lere wölle an-
hengig sein, weder alten noch neuen, wider der pro-
pheten und aposteln schrift und wider die ainigkeit
der ausgspurgischen confession; sondern die leut
wider alle irrtumb unterrichten und warnen, auch
nach vermögen helfen widerlegen.
So er dann hierauf sagt: Ja, würd ihm der aid
oder das gelübd fürgesprochen mit diesen worten
Ich, N., gelobe hiemit offentlich fur Gott und sei-
ner gemeine, das ich solches alles treulich halten wil.
So war mir Gott helfe durch sein heiliges evange-
lium.
Darnach legen alle diener die hende auf und wird
ihm das ampt solcher weise befolen:
So du dann solchs angelobt hast und Christus sei-
ner kirchen befolen, diener des worts zu senden,

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