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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0459
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III 16 Regimentsordnung von 1556

merkt, die man darnach schwerlich oder etwoe gar
nit mehr ausreuten und zurechtbringen kan), daß
zuvorderst einem pfarherr als durch die oberigkait
beruefenen und verordneten superattendenten be-
volhen werden solle, hierin allenthalben fleißig zuzu-
sehen und aufzumerken
zum ersten aber und furnemlich auf die kirchen-
diener selb, daß sie einen rechten, rainen verstand
und erkantnus haben der gewisen warheit heiliger
götlicher schriften und Gottes worts und ihnen
kainer ungegrunten irrigen oder falschen meinung
gestatten oder zusehen - weder auf der canzel zu
bringen oder sunsten von sich zu leren; dann, die-
weil man sie des berufs halb etwo mehr dann andere
leut in zweifelischen sachen und bericht der warhait
zu ersuchen und anzusprechen pflegt, wurden sie
unwiderbringlichen schaden tuen und zurichten,
wenn sie selb kainen rechten, warhaftigen verstand
götlichs worts hetten und die leute auf irrige und
unrechte meinung weisen sollten, an welchem dann
ein erbar rate selb als die weltlich oberkait für Gott
dem Herrn schwere antwort dafür geben mueste.
Derwegen auch sie, die kirchendiner, alle ein stetigs
und fleißigs aufsehen auf den pfarrer als iren super-
attendenten haben und für sich selb nichtzit neues
oder ungewönlichs, das in Gottes wort nit mecht ge-
gründet sein oder sie selb mit lauter Heiliger Schrift
nit könten beweisen oder dartun, furnemen oder
handlen sollen. Im fall aber, do der pfarrer auf sein
selb freuntlich erinnern und vermonen kain volge
oder gehorsam bei einem oder mehr kirchendienern
erlangen möchte, soll er solichs an eins erbarn rats
verordneten unverzuglich gelangen lassen, damit
deshalb geburends einsehen geschee.
Es soll auch deshalb balde im anfang ein jeder
kirchendiener, den man aufnimbt, fleißig examinirt
und geforscht werden und bekantnus seiner und
sonderlichen der entstandenen irtumb halba, domit
man so vil möglich wisse, daß er der rainen lere an-
hengig und mit kainem falschen irtumb befleckt
sei.
Und, wie der pfarrer als vorgemelt kain falsche
mainung weder auf der canzl oder anderstwoe, fur-
nemlich bei den kirchendienern gestatten und vil

weniger selb lernen soll, also soll er auch darob sein,
auf daß die rechte, ware lere götlichs worts fein, ain-
feltig, lauter und unverdunkelt in der kirchen ge-
predigt werde, damit jederman waren, gewissen ver-
stand daraus nemen könne, und sonderlich solle sol-
cher rainer und lauter bericht der warhait mit ge-
treuer warnung fleißig getriben werden, so oft neue
irtumb furfallen oder die alten zum tail wider ein-
schleichen wolten, damit so vil imer muglich, das
volk one allen zweifelichen mißverstand zeitlich
leren und erkennen möge, was die rechte warheit sei
und sich für falschen irtumben zu hueten wisse.
Gleichwol aber so solle solcher bericht jedemals mit
geburender christlicher beschaidenhait und der-
maßen gescheen, damit, so vil imer muglich, das
volk one allen zweifelichen mißverstand zeitlichen
lernen und erkennen möge, was die rechte warheit
sei, und sich für falschen irtumben zu hueten wisse.
Gleichwol aber so solle solcher bericht jedemals mit
geburender, christlicher beschaidenhait und der-
maßen gescheen, damit er one unnötige zerrutung
zur besserung diene und der warheit zu steur nutz
schaffe. Es sollen auch dise underricht und warnung
weder umb zeitlichs fridens noch ainicher andern
ursach willen alsdann eingestelt und underlassen
pleiben, sonder die warhait und der armen gewissen
not und hilf, die sich on das möchten verfuren lassen,
vil mehr dann aler falscher lerer oder irer mitverwon-
ten gunst und freuntschaft bedacht und geachtet
werden.
Die rechte ware lere aber, davon oben anregung
oder meldung geschicht, welche allein und kain
andere in eins erbaren rats kirchen alhie gepredigt
werden solle, ist und soll dise sein, nemlich:
der heiligen propheten, des Herrn Christi selb und
seiner lieben apostl lere, wie die in heiliger, gött-
licher schrift des alten und neuen testaments ver-
leibt steet, auch in der anno etc. 1530 zu Augspurg
übergeben confession2 sumarie und kurz verfast und
durch doctor Martin Luthern in seinen predigen und
buechern ferner erclert und ausgeführt ist worden
außer etlicher weniger artikeln, in den ersten jarn
von ihme zuegelassen, die er darnach in den nach-
volgenden aus Gottes wort selb geendert und entlich

2 Bekenntnisschriften 35-135.

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