III 16 Regimentsordnung von 1556
alle einer ainhelligen mainung miteinander ver-
glichen hetten, domit ein erhar rate selb auch erken-
nen und urtailn möge, ob solche vergleichung Gottes
wort gemeß und in demselben warhaftig gegrundt
sei, und sich nit zu weit one furgeende genuegsame
erkundigung der warhait auf menschen verlassen.
Wenn aber one vorgeende vergleichung die sache
fur einen erbarn rate kombt, so soll zu erkundigung
der warhait daselbst diser proceß gehalten werden:
Erstlich, daß beden strittigen parteien auferlegt
werde, das ein jede ir mainung mit sambt den grun-
ten aus heiliger göttlicher schriften, domit sie die-
selben ir mainung zu verteidigen und zu erhalten
verhofft, fein lauter und underschidlich, auch kurz
und one weitleufige disputation und gezenk in
schriften übergeben. So dises geschicht, alsdann soll
ein erbar rate eines jetwedern tails furgewendte
grunde fur die hand nemen, in hailiger göttlicher
schrift fleißig darnach sehen. So dann des ainen tails
grunde in heiliger schrift lauter und des andern gar
nit oder aber in so weitleufig vermerkt oder befun-
den wurden, daraus man kainen gewissen verstand
fur desselben mainung schließen könte, soll ihme
auferlegt werden, von solcher seiner irrigen oder un-
gewisen mainung nit allein selb abzusteen und die
kirchen alhie domit unbetrubt zu lassen, sonder auch
diejenigen, so er dardurch verwirret hette, orden-
licher weise widerumb helfen zurechtpringen - unge-
acht, ob er sich gleich alsdann solcher seiner mai-
nung, die er doch selb mit lauterm grund heiliger,
göttlicher schrift nit verteidigen könte, auf andere
menschen, die solchs mit ihme halten solten, referirn
wolte; dann, wer ander leute leren soll und will, der
mueß fur sich selb seiner lere aus Gottes wort gewiß
sein und sich nit blöslich auf menschen grunden. Do
aber in sondern tunkeln artikln einem erbarn rate,
allein den stritt zu urtailn, wolte zu schwer sein, als-
dann möchte beder streitenden parteien mainung
und grunde auch an andere ende10, do christliche
und der lere halb unberuchtigte und unverdechtige
sind, an derselben gelerten, so unparteiisch und un-
verdechtig, ir bedenken zu begern, übersendet wer-
den, nicht daß alsdann auch auf einichs menschen
oder kirchen erkantnus oder nach der suffragien und
10 = Orte (Schmeller 1, 100).
stimmen anzal, wie in weltlichen sachen zuweilen
geschicht, der stritt domit solte erortert sein, sonder
daß durch viler christen bedenken und etlicher
christlichen erinnerung die warhait dester ehe ge-
funden; dann ein erbar rate als ein christlich ober-
kait soll ja das urtl und die erkantnis hierin weder
nach irer selb menschlichen vernunft, wie es sich fur
guet ansicht und recht gedunkt, fellen und tuen,
noch auch deshalb blöslich auf ander ort oder men-
schen sehen, wie es dieselben halten oder zu halten
pflegen, sonder solchs alles aus den augen tun und
straks auf Gott und sein heiligs wort sehen, mit
rechtem ernst in der foreht Gottes und fleißigem an-
ruefen die warhait begern und suechen. So wirdet
gewislich alsdann Gott solich das christlich gemuet,
sehnen und beten nit vergeblich abgeen und felen
lassen, sonder rechtgeschaffenen verstand und er-
kantnus seines heiligen worts geben und, nach der
warhait zu urtln, genediglich verhelfen und beistand
tun.
Es mag aber gleichwol auch derjenig, der also, wie
obsteet, nach eins erbarn rats erkantnus der sachen
verlustig worden, alsdann fur sich selb anderstwo
umb fernern bericht merers und bessers gemuets
seiner intencion und mainung ansuechen und, so
ihme deshalb ichzit weiter furkombt, das mag er von
neuem wider an ein erbarn rat gelangen lassen und
ferners beschaits darauf erwarten - doch daß er mit-
lerweil sich allerding genzlich enthalte, solche sein
meinung auf der canzl zu predigen oder sunsten
andre zu leren und auszubraiten. Nichtzit dester-
weniger aber soll diejenige mainung, so ein erbar rate
vorigem proceß nach Gottes wort gemeß erfunden
und demselben nach für gerecht erkent, fur und fur
offentlich gepredigt und gelert werden, domit nit
durch geverlichen verzug mitlerweil die warhait
mutwilliglich aufgehalten und gesperret werde.
Es möchte aber auch jemants aus einem furwitz,
ehrgeizigkait oder andern vermeinter ursachen der
obberurten rainen lere götlichs worts zuwider andere
irrige, falsche mainung erwecken, einfuren oder ver-
teidigen wöllen und, damit zurrutung in der kirchen
anzurichten, sich understeen, das er von stund one
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alle einer ainhelligen mainung miteinander ver-
glichen hetten, domit ein erhar rate selb auch erken-
nen und urtailn möge, ob solche vergleichung Gottes
wort gemeß und in demselben warhaftig gegrundt
sei, und sich nit zu weit one furgeende genuegsame
erkundigung der warhait auf menschen verlassen.
Wenn aber one vorgeende vergleichung die sache
fur einen erbarn rate kombt, so soll zu erkundigung
der warhait daselbst diser proceß gehalten werden:
Erstlich, daß beden strittigen parteien auferlegt
werde, das ein jede ir mainung mit sambt den grun-
ten aus heiliger göttlicher schriften, domit sie die-
selben ir mainung zu verteidigen und zu erhalten
verhofft, fein lauter und underschidlich, auch kurz
und one weitleufige disputation und gezenk in
schriften übergeben. So dises geschicht, alsdann soll
ein erbar rate eines jetwedern tails furgewendte
grunde fur die hand nemen, in hailiger göttlicher
schrift fleißig darnach sehen. So dann des ainen tails
grunde in heiliger schrift lauter und des andern gar
nit oder aber in so weitleufig vermerkt oder befun-
den wurden, daraus man kainen gewissen verstand
fur desselben mainung schließen könte, soll ihme
auferlegt werden, von solcher seiner irrigen oder un-
gewisen mainung nit allein selb abzusteen und die
kirchen alhie domit unbetrubt zu lassen, sonder auch
diejenigen, so er dardurch verwirret hette, orden-
licher weise widerumb helfen zurechtpringen - unge-
acht, ob er sich gleich alsdann solcher seiner mai-
nung, die er doch selb mit lauterm grund heiliger,
göttlicher schrift nit verteidigen könte, auf andere
menschen, die solchs mit ihme halten solten, referirn
wolte; dann, wer ander leute leren soll und will, der
mueß fur sich selb seiner lere aus Gottes wort gewiß
sein und sich nit blöslich auf menschen grunden. Do
aber in sondern tunkeln artikln einem erbarn rate,
allein den stritt zu urtailn, wolte zu schwer sein, als-
dann möchte beder streitenden parteien mainung
und grunde auch an andere ende10, do christliche
und der lere halb unberuchtigte und unverdechtige
sind, an derselben gelerten, so unparteiisch und un-
verdechtig, ir bedenken zu begern, übersendet wer-
den, nicht daß alsdann auch auf einichs menschen
oder kirchen erkantnus oder nach der suffragien und
10 = Orte (Schmeller 1, 100).
stimmen anzal, wie in weltlichen sachen zuweilen
geschicht, der stritt domit solte erortert sein, sonder
daß durch viler christen bedenken und etlicher
christlichen erinnerung die warhait dester ehe ge-
funden; dann ein erbar rate als ein christlich ober-
kait soll ja das urtl und die erkantnis hierin weder
nach irer selb menschlichen vernunft, wie es sich fur
guet ansicht und recht gedunkt, fellen und tuen,
noch auch deshalb blöslich auf ander ort oder men-
schen sehen, wie es dieselben halten oder zu halten
pflegen, sonder solchs alles aus den augen tun und
straks auf Gott und sein heiligs wort sehen, mit
rechtem ernst in der foreht Gottes und fleißigem an-
ruefen die warhait begern und suechen. So wirdet
gewislich alsdann Gott solich das christlich gemuet,
sehnen und beten nit vergeblich abgeen und felen
lassen, sonder rechtgeschaffenen verstand und er-
kantnus seines heiligen worts geben und, nach der
warhait zu urtln, genediglich verhelfen und beistand
tun.
Es mag aber gleichwol auch derjenig, der also, wie
obsteet, nach eins erbarn rats erkantnus der sachen
verlustig worden, alsdann fur sich selb anderstwo
umb fernern bericht merers und bessers gemuets
seiner intencion und mainung ansuechen und, so
ihme deshalb ichzit weiter furkombt, das mag er von
neuem wider an ein erbarn rat gelangen lassen und
ferners beschaits darauf erwarten - doch daß er mit-
lerweil sich allerding genzlich enthalte, solche sein
meinung auf der canzl zu predigen oder sunsten
andre zu leren und auszubraiten. Nichtzit dester-
weniger aber soll diejenige mainung, so ein erbar rate
vorigem proceß nach Gottes wort gemeß erfunden
und demselben nach für gerecht erkent, fur und fur
offentlich gepredigt und gelert werden, domit nit
durch geverlichen verzug mitlerweil die warhait
mutwilliglich aufgehalten und gesperret werde.
Es möchte aber auch jemants aus einem furwitz,
ehrgeizigkait oder andern vermeinter ursachen der
obberurten rainen lere götlichs worts zuwider andere
irrige, falsche mainung erwecken, einfuren oder ver-
teidigen wöllen und, damit zurrutung in der kirchen
anzurichten, sich understeen, das er von stund one
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