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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0476
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Reichsstadt Regensburg

fentlich ordinirt und, damit sie es mit Gott dester
mehr anfahen, nach der ordination auch communi-
cirt und mit zeugnis der ordination an die ihren
versehen.

Form der ordination.
Erstlich kniet der ordinand mitten unter den
andern dienern nider vor dem altar und singet der
chor: Veni, Sancte Spiritus, lateinisch oder: Nu
bitten wir den Heiligen Geist mit der ganzen gemein
deudsch.
Darnach tut der pfarrher solche erinnerung an die
gemein von gewalt und maß der ordination, vom
beruf und person des ordinanden:
Ir geliebten im Herrn! Es ist gewis, daß Christus
mit den schlüsseln des himmelreichs seiner kirchen
zugleich auch mitgeben hat den gewalt, diener des
worts zu berufen und zu ordinirn. So ist ferner auch
gewiß, ob die falsch kirch etwa die schlüssel gleich
auch hat und mit gebrauchet, das sie doch eigentlich
der waren kirchen, welche das wort Gottes und
brauch der sacrament rein hat, allein zugehören,
zuforderst ihr nit mögen von der andern falschen
kirchen christlich entzogen werden.
Do dann Gottes wort durch seine gnad sampt
warem brauch der sacrament unter uns reine ist nach
prophetischer und apostolischer schrift und derhal-
ben unter uns auch eine ware, christliche kirch ist,
von allen andern kirchen gescheiden, so wort und sac-
rament nit also haben, sondern verfolgen, so sind die
schlüssel des himmelreichs gleicherweis unser, uns
von Christo gegeben, das wir dadurch unter anderm
macht haben, uns selb unternander diener des worts
und der sacrament zur notturft ordentlich zu be-
rufen und ordiniren.
Wie aber in der kirchen ein unterschied ist und
sein muß der diener und andere gemeine, ordnung
halben, das nit ein jeder sich des ampts zu predigen
und sacrament zu reichen, öffentlich unterfahe, also
wird ferner, ordnung halben, unter den dienern
selb auch diese unterscheid gehalten, das nit einem
jeden alle stück des ampts oder allenthalben gleich
befolen werden und demnach ist vom concilio zu

Nicea geordnet gewesen, das die metropolitani sol-
ten andere diener zu ordinieren haben. Daher wir
uns dann beide aus Gottes wort und aus derselben
väter satzung der ordination alhie recht zu gebrau-
chen haben, weil sie sonderlich bei uns von andern
christen gesucht wird.
So halten wir sie auch nach apostolischem brauch
mit auflegung der hende der priesterschaft [1.Tim.
4, 14; 5, 22.-2. Tim. 1, 6.] und mit gemeinem gebet,
glauben, das solch gebet gewis nit vergeblich sei,
sondern, daß dadurch gegeben werde der Heilich
Geist zum ampt des worts, gleichwie ihn Christus
geben hat, da er seine jünger sendet, Ioan. 20 [22],
welcher Geist dann auch die rechte ölung warer,
christlicher priester ist, der sie salbet - nit zu opfern
für die lebendigen und für die toten, wie der bapst
die seinen salbet durch seine weihebischove, sondern
zu predigen das evangelium und sacrament zu rei-
chen, wie Christus befolen hat und die apostel darauf
getan haben.
Nu stellen wir e[urer] l[iebe] für Gott alhie dar
gegenwertige person, so zum ampt des worts erfor-
dert und berufen wird, desselben ihres berufs, auch
ehrlichen, guten wandels ihre gute zeugnis hat, und
geben wir hiemit selb zeugnis, nachdem wir sie ihrer
geschicklichkeit halben gehört, daß wir sie der wa-
ren, christlichen lere verstendig, auch, andere zu
leren, tüchtig oder nit untüchtig befunden haben,
zu dem sie uns, treu und vleißig zu sein, mit hand
und mit mund hat zugesagt, ist nu noch ubrig, das
ihr solch ampt nach christlicher ordnung durch uns
alhie befolen werde, auf das dann Gott bei seinem
werk alhie selb sein wolle, ihm diese person zum
treuen diener in seiner kirchen erwelen, geschickt
machen und segnen, wie unser lieber Herr Jesus
Christus darumb auch sitzt zur rechten seines Va-
ters, das er seiner kirchen selb diener gibt, den Vater
darumb anzurufen befielet. So lasset uns drauf mit-
einander beten und sprechen ein Vater unser!
Nach diesem wird gelesen der text 1. Tim. 3
[1-7]:
Das ist je gewislich war: so jemand ein bischofs-
ampt begert, der begert ein köstlich werk. Es sol
aber ein bischof unstreflich sein, eines weibes man,
nüchtern, meßig, sittig, gastfrei, lehrhaftig, nit ein

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